0347 - Tausend Dollar für ein Leben
noch erinnern, als ich ihn danach fragte.«
»Gut, Happy«, sagte ich. »Wir werden jetzt dieser Spur folgen und sehen, was dabei herauskommt. Wenn wir Erfolg haben, darfst du noch einiges erwarten. Ein reicher Mann hat das größte Interesse daran, dass dieser Fall in Ordnung kommt, und er wird sich bestimmt nicht kleinlich zeigen!«
Ich schob ihm die fünfzehn Dollar zu, die auf dem Tisch lagen. Er steckte sie zufrieden grunzend ein und verließ gleichzeitig mit uns das Federal Building.
»Pass auf dich auf«, riet ich ihm noch. »Manche von deinen Freunden sehen es nicht gerne, wenn du dich zu sehr mit uns anfreundest!«
»Keine Bange, Agent Cotton. Die halten mich doch alle für blöd!«
Es war das letzte Mal, dass ich Happy Jake lebend sah. Fünf Minuten später lief er nämlich einem der kaltblütigsten und grausamsten Gangster in die Hände, die sich je in unserer Stadt herumgetrieben haben.
***
Wir fanden den Taxifahrer Burke an seinem Standplatz hinter dem Gebäude der Gilbury Meat. Als er uns herankommen sah, riss er dienstfertig den Wagenschlag auf. Phil stieg hinten ein, während ich mich vorn neben Burke setzte.
»Wohin?«, fragte er und startete seinen Schlitten.
»Wir sind vom FBI und wollten Ihnen nur ein paar Fragen stellen. Wir haben erfahren, dass Sie gestern eine rothaarige Dame als Fahrgast hier aufnahmen. Es war gegen elf Uhr vormittags. Können Sie sich erinnern?«
»Ja, Mr. G-man! Natürlich kann ich mich erinnern. Sie sind immerhin schon der dritte, der mich danach fragt!«
Auf dem Umweg über den Rückspiegel blinzelte mir mein Freund Phil überrascht zu.
»Sehr interessant«, überlegte ich. »Nun mal der Reihe .nach! Wie sah die Dame aus? Können Sie sie beschreiben?«
Die Angaben kamen flüssig. Man merkte, er hatte es schon einige Male geübt. Er schilderte sie als Frau zwischen 25 und 28 Jahren, grauem Straßenkostüm, graue Schuhe mit flachen Absätzen. Bezahlt hatte sie ihn aus einer grauen Handtasche mit Reißverschluss. Seiner Meinung nach lebte sie in wohlhabenden Verhältnissen. Mit der Beschreibung des Gesichts konnte man wenig anfangen. Wenn jemand nicht gerade schielt, eine Narbe auf der Stirn oder eine breitgeschlagene Boxernase hat, sehen alle Menschen nach solchen Personenbeschreibungen gleich aus. Erst bei einer Gegenüberstellung kann man dann hoffen, dass sich die Leute erinnern.
Er erbot sich, uns die Stelle zu zeigen, wo er sie wieder abgesetzt hatte.
»Wissen Sie, welches Taxi sie dann benutzt hat?«
»Es war Jeremy Towler. Er fährt ein Yellow Cab. Sie treffen ihn am besten in einer Stunde in der Garage, wenn die Fahrer wechseln.«
»Okay, Mr. Burke«, sagte ich und merkte mir die Uhrzeit.
»Sie sagten vorhin, ich wäre der dritte, der sich nach dem Mädchen erkundigt. Wer waren die beiden ändern?«
»Gestern fragte mich schon Happy Jake danach. Das ist so ein Kerl, von dem man nicht weiß, von was er lebt.«
»Wir wissen Bescheid«, winkte ich ab. »Wer war der zweite?«
»Das war seltsam, Mr. G-man. Gestern Abend kam ein Mann an meine Karre ‘ran. Er steckte den Kopf zum Fenster ‘rein und ließ einen Fünf-Dollar-Schein sehen. Er fragte mich das gleiche wie Sie. Mir kam der Bursche nicht geheuer vor, denn er trug eine Sonnenbrille, obwohl es schon dunkel war. Ich nahm also die fünf Bucks und war froh, als er wieder verschwand.«
»Ist Ihnen trotzdem nichts an dem Mann aufgefallen?«
»Ja schon! Ich glaube, es war ein Malaie…«
Er brach ab und schwieg.
»Schade«, meinte Phil, »dass Sie das Gesicht des Mannes nicht sehen konnten!«
»Ja, sehr schade«, murmelte der Driver mechanisch und rückte unbehaglich auf seinem Sitz hin und her. »Ich sollte mich jetzt nach Fahrgästen umsehen, Sir. Mein Chef hat kein Verständnis dafür, wenn ich stundenlang hier herumsitze. Die Karre soll Geld bringen.«
Es war klar, er wollte uns plötzlich loswerden. Warum eigentlich?
»Ihren Chef übernehmen wir, wenn er Ihnen Schwierigkeiten machen sollte. Burke, hier stimmt etwas nicht. Und zwar von dem Augenblick an, als Sie von dem Malaien erzählten. Sie haben den Mann gesehen — vielleicht sogar erkannt. Also los, Mann, reden Sie schon!«
Er wand sich wie ein Hecht an der Angel, aber schließlich bequemte er sich doch, den Mund aufzumachen.
»Ich habe Angst vor diesen Burschen«, gestand er. »Aber mir bleibt ja nichts anderes übrig. Also schön! Es war genauso, wie ich Ihnen gesagt habe. Als er wegging, war ich natürlich neugierig. Ich fuhr
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