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0349 - Brücke der knöchernen Wächter

0349 - Brücke der knöchernen Wächter

Titel: 0349 - Brücke der knöchernen Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geworden. Aus diesem Grunde kam mir das Klirren der Perlen doppelt so laut vor.
    Hinter der offenen Rundbogentür erstreckte sich ein Gang, der tief in das Gebäude hineinlief. Beim Betreten kam er mir wie ein dunkler Schacht vor, bis ich das Licht an dessen Ende sah.
    Ein nur fahler, kaum erkennbarer rötlicher Schein, der mein Ziel war.
    Ich machte mich auf den Weg und blieb sehr gespannt. Das Schwert hatte ich nicht aus der Hand gelassen. Mit den Fingern der Rechten umspannte ich den Griff.
    Die Wände des Ganges waren kahl. Ich wußte nicht, wie viele Räume es in diesem Haus gab, es besaß nur einen irgendwie anderen Geruch. Der konnte von irgendwelchen Gewürzen stammen, oder auch von Ausdünstungen, die verbrennende Kräuter abgaben.
    Türen sah ich nicht.
    Dafür blieb der Lichtschein, er wurde besser erkennbar, und er schuf auch eine Insel in die Dunkelheit.
    Ich konnte sehen.
    Der Gang mündete in einen großen Raum, wie ich ihn in diesem Haus nie vermutet hätte. Unter einem Rundbogen blieb ich stehen und schaute in den Raum hinein.
    Es war von der Größe her ein kleiner Saal. Fast leer zeigte er sich, bis auf eine Kleinigkeit.
    Und diese Kleinigkeit war ein Mensch!
    Die Überraschung hatte mich so hart getroffen, daß ich zunächst den Atem anhielt. Der Mensch hockte am Boden und zeigte mir den Rücken. Er war ebenfalls dunkel gekleidet und trug einen ebenso langen Umhang wie der Reiter. Der Rücken bildete einen Halbkreis, so gekrümmt hockte der andere auf der kühlen Erde.
    Ob er mich bemerkt hatte oder nicht, war mir nicht klar. Jedenfalls reagierte er nicht, auch dann nicht, als ich die ersten Schritte in den Saal hineinging.
    Vier Wände besaß der Raum.
    Drei davon waren kahl, eine jedoch, sie lag der Gestalt frontal gegenüber, schimmerte in einem gelblich flackernden Rot, und sie sah aus, als bestünde sie aus einer weichen Masse.
    Dahinter oder darin mußte sich etwas verborgen halten, was für mich bestimmt wichtig werden konnte.
    Natürlich war es mir nicht möglich, mich lautlos zu bewegen, die Gestalt hatte mich gehört.
    Sie sprach mich auch an.
    »Komm nur näher, Fremder!«
    Ihre Stimme klang leise, dazu rauh, und die Person hatte in einem abgehackt klingenden Französisch gesprochen. Dabei hatte ich nicht unterscheiden können, ob ein Mann oder eine Frau zu mir geredet hatte.
    Mein rechter Arm mit dem Schwert hing nach unten. Ich schlug einen Bogen, um der Gestalt von vorn begegnen zu können. Dabei schaute ich sie mir genau an.
    Nein, den Körperformen nach zu urteilen, die sich unter dem Stoff abmalten, hatte ich es hier nicht mit einem Skelett zu tun, sondern mit einem normalen Menschen.
    Einem fremden Menschen, das stand fest, und mir kam es so vor, als hätte er auf mich gewartet.
    Bisher hatte ich noch kein Wort gesprochen. Das erledigte der andere, als er sagte: »Setz dich zu mir, Fremder!«
    In der Stimme hatte zwar kein befehlender Tonfall gelegen, und ich wollte im ersten Moment auch widersprechen, als mir einfiel, daß es vielleicht besser für die weitere Entwicklung des Falles war, wenn ich der Aufforderung Folge leistete.
    So ließ ich mich nieder.
    Die Gestalt saß im Kreuzsitz. In der gleichen Haltung setzte auch ich mich. Dabei schaute ich sie an und sah nur die mageren, langen Finger aus den breiten Ärmeln der Kutte schauen. Das Gesicht hatte ich noch immer nicht sehen können, da es von der Kapuze des dunklen Kaftans vollständig verdeckt war.
    Erst als ich ebenfalls saß, hob die Gestalt den Kopf. Die Kapuze rutschte dabei zurück, so daß ich endlich das Gesicht sehen konnte.
    Ich schaute in die Züge einer uralten Frau!
    ***
    Im ersten Augenblick erschrak ich, denn selten zuvor in meinem Leben hatte ich ein so altes Gesicht gesehen. Man konnte es mit dem Gesicht einer Hundertjährigen vergleichen, die fast ihr ganzes Leben in der freien Natur verbracht hatte und deren Haut aus diesem Grunde wie Leder wirkte, das Wind und Wetter gegerbt hatten.
    So faltig und voller Runzeln, Einkerbungen und auch Streifen. Die Nase war sehr flach, sie stach kaum von der ledrig wirkenden Haut ab. Auch den Mund konnte ich so gut wie nicht erkennen, weil die Lippen im Muster der Falten untergingen.
    Allein die Augen blickten klar und deutlich. In ihnen steckte das Wissen eines Jahrhunderts.
    Ich bekam Respekt vor dieser alten Frau. Sie wurde zudem von einem Fluidum umgeben, das man mit dem Begriff geheimnisvoll und unfaßbar umschreiben konnte. Obwohl sie mich nicht weiter

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