035 - Ein Horror-Fest um Mitternacht
einen Fuß gegen den Felsen und richtete seinen Blick auf das Meer. In seinem Inneren nagte noch der Mißerfolg.
Es war ihm nicht gelungen, Andreas Kantos zu töten.
Zuerst wollte er den Fehler totschweigen, aber wenn Cuca dahintergekommen wäre, hätte ihn ihr Zorn vernichtet. Deshalb nahm er kurz telepathischen Kontakt mit ihr auf.
Sie erfuhr, daß Kantos, der Verräter, noch lebte und übermittelte Cronis, daß sie zu Ende führen würde, was er begonnen hatte. Cuca persönlich würde sich um Andreas Kantos kümmern.
Damit war das Schicksal des Mannes auf jeden Fall besiegelt.
Ein pfeilschnelles Motorboot näherte sich der Insel. Cronis hätte nicht hinzusehen brauchen, um zu wissen, wer sich an Bord befand. Roxane und Mr Silver; die beiden, die Kantos ausgefragt hatten.
Wenn der Mann geschwiegen hätte, wäre ihm nichts passiert.
Erst als er redete, unterzeichnete er gewissermaßen sein Todesurteil.
Cronis gefiel diese Entwicklung. Roxane und Mr. Silver hatten etwas in Erfahrung gebracht, was sie nicht wissen durften. Nun, wie würden dieses Wissen mit ins Grab nehmen!
Als das Motorboot anlegte, duckte sich Cronis, um nicht entdeckt zu werden. Sein Plan stand fest. Er würde sowohl Roxane als auch Mr. Silver töten. Und danach kam das Mädchen, das er bei sich hatte, an die Reihe.
***
Ein Krankenwagen raste mit Andreas Kantos von Piräus nach Athen, immer auf der Überholspur. Die schrillen Signale scheuchten sämtliche Fahrzeuge rechts ran.
Ein Funkruf eilte dem Ambulanzfahrzeug voraus, und in der Petralona-Klinik bereitete man sich auf die Notoperation vor.
Kantos war von dem Ghoul übel zugerichtet worden, aber er hatte noch eine Überlebenschance.
Die Klinik, ein Altbau außen – innen von Grund auf renoviert und nach neuesten medizinisch-technischen Kenntnissen eingerichtet –, stand auf einem kleinen Hügel, von dem aus man zur Akropolis hinübersehen konnte.
Ein alltäglicher Anblick für die Menschen, die in dieser Stadt wohnten, nur interessant für Touristen die aus aller Herren Länder nach Athen strömten, um die Denkmäler der hohen griechischen Kultur zu bestaunen, zu bewundern, zu fotografieren und zu filmen.
Der Krankenwagen erreichte das Hospital. Andreas Kantos wurde in das Gebäude geschafft. Aufgeregte Rufe, Hektik. Der Portier griff zum Telefon, um dem Chirurgen mitzuteilen, daß der Patient soeben eingetroffen war.
Während die Kabine des Krankentransportaufzugs im Erdgeschoß eintraf, machten sich die Krankenschwestern fertig.
Phaedra Sopoulos war wie immer die letzte.
Sie war eine der zuverlässigsten Krankenschwestern des Hospitals. Sie machte alles mit Bedacht, ließ niemals Hektik aufkommen, denn wer sich schusselig beeilt, macht Fehler.
Und jeder Fehler kann für einen Patienten tödlich sein.
Deshalb strahlte Schwester Phaedra immer Ruhe aus. Es konnte rings um sie herum drunter und drüber gehen, sie blieb gelassen, war der ruhende Pol, an dem sich alle anderen aufrichten konnten.
Sie brauchte sich nicht zu beeilen, hatte die Zeit bestens im Griff. Wenn der Patient im Operationssaal eintraf, würde sie zur Stelle sein und mit Ruhe und Sicherheit ihre Arbeit tun.
Dr. Costa Lavrou, der Chirurg, wußte, daß er sich auf sie verlassen konnte. Bei ihr saß jeder Handgriff. Sie dachte mit, hatte Erfahrung. Vieles brauchte Lavrou nicht erst zu verlangen.
Schwester Phaedra reichte es ihm unaufgefordert. Sie waren ein bestens eingespieltes Team. Davon profitierten vor allem die Patienten. Schwierige Operationen, an denen andere Ärzte nervlich zerbrochen wären, überließ man stets Costa Lavrou, und er bestand darauf, daß ihm Schwester Phaedra dabei assistierte, denn ohne sie war er nur halb so gut.
Phaedra Sopoulos warf einen kurzen Blick in den Spiegel. Sie lebte allein; Männergeschichten gab es bei ihr nicht. Obwohl sie nicht hübsch war, es nie gewesen war, hatten sich doch im Laufe der Zeit einige Männer für sie interessiert.
Männer, die nicht nur auf ein flüchtiges Abenteuer aus gewesen waren, sondern ernste Absichten gehabt hatten. Was Phaedra an Schönheit fehlte, glich sie mit Charme aus.
Vielleicht hätte sie geheiratet, wenn ihr der Richtige begegnet wäre, aber er war nicht gekommen.
Sie redete sich ein, in ihrem Beruf die wahre Erfüllung gefunden zu haben, und ein Mann hätte in ihrem Leben keinen Platz. Sie wollte frei und ungebunden sein, um sich voll auf ihre Arbeit konzentrieren zu können.
Vielen Menschen hatte sie schon geholfen, und
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