035 - Ein Horror-Fest um Mitternacht
angewiesen.«
»Doch, das sind sie, Mr. Ballard. Ich weiß, wo Cuca ist, und ich bin bereit, Sie zu ihr zu führen. Aber nur unter der Bedingung, daß Sie mir mein Leben lassen.«
»Ich könnte mich damit jetzt einverstanden erklären und mich später nicht mehr daran erinnern.«
»Das tun Sie nicht, Ballard.«
»An das Wort, das man einem Ghoul gibt, braucht man sich nicht gebunden zu fühlen.«
»Sie würden sich daran halten.«
»Deshalb kriegst du’s erst gar nicht. Damit ich in keinen Gewissenskonflikt gerate.«
»Dann schweige ich.«
»Du kannst mich nicht erpressen, Gizikis. Ich habe die Möglichkeit, dich zum Reden zu bringen. Du hast bereits Bekanntschaft mit meinem magischen Ring gemacht. Wir könnten diese Bekanntschaft erneuern. Oder ich könnte dich mit dem Flammenwerfer ansengen. Wie würde dir das gefallen?«
»Ich werde schweigen. Kein Wort kriegen Sie aus mir heraus! Ohne meine Hilfe werden Sie Cuca nie finden! Und wenn Sie Cuca nicht finden, kriegen Sie auch Vicky Bonney nicht wieder!«
Ich war trotzdem nicht bereit, den Vorschlag des Ghouls zu akzeptieren, denn ich war sicher, daß der Kerl mich bei der erstbesten Gelegenheit wieder hereinlegen würde.
Er durfte nicht zum Verräter werden. Die Strafe, die er in diesem Fall von Cuca oder Atax zu erwarten hatte, war schlimmer als alles, was ich mit ihm anstellen konnte.
Deshalb würde er mich niemals wirklich zu Cuca, sondern höchstens in Athen im Kreis herumführen, und auf eine Sightseeing-Tour mit einem Leichenfresser konnte ich verzichten.
»Na schön«, sagte ich und streckte den Arm aus. »Dann schweig mal. Wir wollen sehen, wie lange du das aushältst.«
Wieder drückte ich auf den Knopf. Die magische Flamme fauchte aus der kleinen Düse, berührte den Schwarzblütler fast.
Der Anblick des Feuers machte ihn rasend vor Angst.
Ich richtete den Flammenstrahl auf sein Gesicht. Er riß sein widerliches Maul auf und brüllte wie am Spieß, doch ich nahm das Feuer nicht weg. Übelriechender, dampfender Schweiß stieg von ihm hoch.
Er hatte panische Angst, mit der Flamme in Berührung zu kommen.
Ich wußte, daß er nicht lange durchhalten würde. Das bedrohliche Feuer zerbrach seinen Widerstand. »Ich rede!« schrie er, so laut er konnte. »Ja! Ja! Ja! Ballard, ich r-e-d-e-!«
Ich ließ den Knopf los. »Ich höre«, sagte ich eisig.
Und ich hörte tatsächlich etwas. Schnelle Schritte. Hinter mir!
Ehe ich mich umdrehen konnte, traf ein Schlag meinen Nacken, und ich verlor das Bewußtsein.
***
Cronis stieß Nana Stuarnaras vor sich her. Das üppige Mädchen weinte. »Schneller!« knurrte Cronis, der sein abscheuliches Aussehen wieder hinter einer trügerischen menschlichen Fassade verbarg. »Vorwärts! Beeil dich!« Er wies auf eine Felsengruppe.
»Da hinauf!«
Das Mädchen im Bikini stieß sich die Zehen am Geröll blutig. Sie hinkte, doch darauf nahm der Leichenfresser keine Rücksicht. Mit Stößen und Schlägen trieb er Nana vor sich her.
Ein Leben voller Irrtümer hatte sie gelebt, das wurde ihr nun bewußt. Wie hatte sie glauben können, mit Georgis Meskouri, einem Piraten, glücklich werden zu können?
Man kann eine stabile Zukunft nicht auf dem sandigen Boden verbrecherischer Umtriebe aufbauen. Sie hatte Georgis geliebt und deshalb alles gutgeheißen, was er tat, doch das war falsch gewesen.
Ein Verbrechen bleibt ein Verbrechen, egal, von wem es verübt wird. Nana hatte Georgis dabei auch noch geholfen. Um ihm zu gefallen. Um ihn fester an sich zu binden.
Falsch war es gewesen, das wußte sie jetzt.
Leider zu spät…
»Weiter! Schneller!« knurrte der Ghoul hinter ihr.
Sie kletterte zwischen Felsen nach oben. Wenn sie abrutschte, schlug Cronis sie, und sie dachte: Es geschieht mir recht. Alles, was er mir antut, habe ich nicht besser verdient. Hatte ich jemals Mitleid? Nein, also darf ich auch kein Mitleid erwarten. Schon gar nicht von diesem Ungeheuer…
Sie erreichten den höchsten Punkt der Insel. Zwischen wild zerklüfteten Felsen mußte sich Nana auf den Boden setzen. Die Sonne schickte ihre letzten Strahlen über das Meer.
Der Ghoul freute sich auf die Nacht, die Verbündete aller Dämonen. In ihr konnten sie sich besser entfalten als am Tag.
Aus der Dunkelheit bezogen sie zusätzliche Kräfte.
In der Nacht beschleicht die Angst den Menschen, und das mit gutem Grund. Er fühlt, daß sie ihm feindlich gesinnt ist, er kann in der Dunkelheit keine Gefahr sehen. Das muß ihn beunruhigen.
Cronis stemmte
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