035 - Ein Horror-Fest um Mitternacht
»Ich glaube, dann kriegen wir ihn, Roxane. Auf dieser Insel muß sich sein Schicksal erfüllen.«
»Mir wäre es lieber, wenn er keine Geisel bei sich hätte.«
»Tja, mir auch, aber daran läßt sich nichts ändern. Wir müssen versuchen, an ihn heranzukommen, ohne daß er die Möglichkeit hat, dem Mädchen etwas anzutun.«
»Das wird nicht einfach sein«, sagte Roxane.
Der Hüne nickte zuversichtlich. »Wir schaffen das schon – irgendwie.«
***
Ich näherte mich dem auf dem Boden liegenden Schwarzblütler.
Er schob sich von mir weg. Panik glitzerte in seinen bernsteinfarbenen Augen. Er stöhnte und röchelte.
Langsam folgte ich ihm. Ich kostete meinen Triumph aus.
Seinen Bruder gab es nicht mehr. Ich war allein mit ihm in dieser entweihten Krypta. An den Wänden fielen mir schwarzmagische Zeichen und Symbole auf.
Bis zu einer dieser Wände schob sich Mikis Gizikis, eine Schleimspur zurücklassend. Etwa Ekelerregenderes als Ghouls gibt es nicht.
Ein Dämon… Ein Schwarzblütler… Wenn ich da an Agassmea dachte, oder an Yora… Sie waren ebenfalls Dämonen, doch welch ein Unterschied im Aussehen. Die eine blond, mit einem makellosen Körper, der mit Goldfarbe bestrichen zu sein schien.
Die andere rothaarig und grünäugig, eine blendende Schönheit.
Dagegen das hier… Abscheulich.
Ich griff in meine Hosentasche und holte ein silbernes Feuerzeug heraus. Mein Freund, der Parapsychologe Lance Selby, hatte es zusammen mit einem rumänischen Kollegen entwickelt.
Man konnte es nicht nur zum Anzünden von Zigaretten benützen. In dem Fall hätte ich, ein Nichtraucher, das Silberfeuerzeug nicht gebraucht.
Nein, das Feuerzeug, das so harmlos aussah, war auch eine Waffe.
Kabbalistische Zeichen und Symbole waren seitlich eingraviert, Bannsprüche von großer Wirkung umschlossen sie, und es gab einen kleinen Knopf, der es in sich hatte.
Wenn ich auf ihn drückte, verwandelte sich das Silberfeuerzeug in einen magischen Flammenwerfer, dann schoß aus einer Düse eine Feuerlohe, die einen Meter lang war.
Feuer!
Davor haben Ghouls Angst. Berechtigte Angst! Denn mit Feuer kann man sie vernichten. Es braucht nicht einmal ein magisches Feuer zu sein.
Ich zeigte Mikis Gizikis mein Feuerzeug und erklärte ihm, was für eine tödliche Waffe ich damit in meiner Hand hielt. Er hob abwehrend seine Klauen und flehte, ich möge ihm sein Leben lassen.
Die Worte hatten einen eigenartigen Klang. Ich habe noch nie ein Tier sprechen gehört, aber so ähnlich müßte sich das anhören.
»Du hast dir zuviel zugemutet, Gizikis!« sagte ich schneidend.
»Jetzt wird abgerechnet!«
Er hatte noch das Ende seines Bruders vor Augen und zitterte furchtbar. »Verschonen Sie mich, Mr. Ballard! Bitte!«
»Ich habe durch deine Schuld meine Freundin verloren!« warf ich ihm vor.
»Es tut mir leid.«
»Du erwartest doch nicht, daß ich dir das glaube. Es tut dir höchstens leid, daß du hier liegst, daß es dir und deinem schwarzblütigen Bruder nicht gelungen ist, mich zu fressen! Wohin hat Atax Vicky Bonney verschleppt?«
»Das weiß ich nicht!«
Ich drückte auf die Düse. Als er den armlangen Feuerstrahl sah, brüllte er auf.
»Ich weiß es wirklich nicht!«
»Du stehst in Atax’ Diensten!«
»Nicht direkt.«
»Erteilt dir Cuca die Befehle?«
»Ja. Ja…«
»Wessen Idee war es, mich in die Falle zu locken?«
»Atax’.«
»Und Cuca trug dir auf, mich anzurufen.«
»So ist es. Ich mußte es tun. Ich konnte mich doch nicht Cucas Befehl widersetzen.«
»Ich wette, es machte dir großen Spaß, die Schweinerei einzufädeln.«
»Nein, ich…«
»Wo finde ich Cuca?«
»Ich… ich bringe Sie zu ihr!« sagte der Ghoul schnell.
Ich lachte. »Wie oft, denkst du, falle ich auf den Trick noch herein? Zweimal ist genug. Einmal konntest du mich täuschen, einmal dein Bruder. Das reicht. Du wirst mir jetzt Cucas Adresse nennen, und ich werde sie allein aufsuchen.«
»Und was wird aus mir?« fragte der Leichenfresser.
Anstatt zu antworten, hob ich die Schultern.
Der Schwarzblütler schüttelte den Kopf. »Ich will nicht so enden wie Stavros. Sie werden mich töten, wenn ich Ihnen gesagt habe, was Sie wissen wollen, deshalb werde ich nicht reden.«
»Du hast keine Möglichkeit, für dich zu behalten, was mich interessiert, Gizikis«, sagte ich rauh.
»Doch, denn Sie können mich nicht vernichten. Sie brauchen mich!«
»Vielleicht rechnest du dir zuviel aus, Freundchen. Vielleicht bin ich nicht unbedingt auf deine Hilfe
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