035 - Party im Blutschloss
als Echo durch die langen, stillen Gänge halte. »Das heißt,
eines will ich doch: Begleitet mich! lch zeige euch Janes Leiche. Wir sind in
einem Blutschloß. Und wenn ihr euch auf den Kopf stellt. Es spuckt hier ...!«:
Die drei
Mädchen sahen sich erschrocken an. Die Umgebung, in der sie sich eben noch so
wohl gefühlt hatten, war ihnen mit einem Male zuwider. Hank und McBroutch
konnten sich eines gewissen Ungehagens nicht erwehren. Ohne daß es den jungen
Menschen aufgefallen wäre, war es in den letzten Minuten immer düsterer
geworden. Ein Kerzenstummel nach dem anderen brannte ab. Plötzlich war es
stockfinster. Brenda schrie leise auf und krallte ihre Fingernägel in die
Oberarme McBroutchs.
Hugh Jeffers
riß ein Streichholz an, durchquerte den Raum und entnahm dem Vorratsbehälter an
der gegenüberliegenden Wand sieben frische Kerzen, zündete eine nach der
anderen an und gab jedem Anwesenden eine in die Hand.
»Ihr
begleitet mich jetzt«, sagte er mit rauher Stimme. Er ging der Gruppe voran, näherte
sich dem schweren Samtvorhang und schob ihn zur Seite. »Und wenn ihr euch ein
Bild gemacht habt, dann sprechen wir uns wieder, okay?«
Sie
passierten den kahlen Gang. Wortlos ging Hugh Jeffers voran. Ihre Schritte
hallten auf den ausgetretenen Steintreppen.
Dann lag das
Gewölbe vor ihnen. Spinnengewebe an den Decken, feucht kaltes Gemäuer,
zentimeterdicker Staub, der den Boden bedeckte. Der Staub war an zahllosen
Stellen aufgewühlt, und im flackernden Schein der Kerzen konnte man erkennen,
daß hier schon jemand gegangen war. Jeffers hätte aber nicht zu sagen vermocht,
ob es seine eigenen Fußstapfen waren.
Sie
passierten einen Durchlaß, dann mußte sich Hugh Jeffers plötzlich nach links
wenden, weil sich ein massives Gemäuer vor ihnen auftürmte.
Er verhielt
im Schritt. »Aber das stimmt doch - nicht«, murmelte er und schüttelte den Kopf
Er sah sich um und hätte beschworen, daß der Gang ursprünglich in einer anderen
Richtung verlaufen war.
Konnte man
sich so täuschen?
Minutenlang
durchquerten die sieben jungen Leute den niedrigen Gewölbegang. Sie gingen
gebückt, aus Furcht, sich die Köpfe anzuschlagen.
Dann hatte
McBroutchs Begleiterin die Nase voll.
●
»Wir gehen
zurück«, sagte Brenda und blieb plötzlich stehen. »Ich bin hierhergekommen, um
ein Fest zu feiern und nicht, um als Maulwurf durch diese dreckigen Gänge zu
kriechen.«
»Wo ist denn
nur deine Jane?« fragte Hank Curlers. »Ich habe auch keine Lust, den gesamten
Schloßbau zu inspizieren.«
Hugh Jeffers
biß die schmalen, bleichen Lippen zusammen. »Ich weiß auch nicht - irgendwie
kommt mir die Umgebung anders vor, allerdings hatte ich vorhin auch kein Licht
bei mir. Ich bin Jane durch das Dunkel nachgerannt und .«
May lachte,
daß es schaurig durch das Gewölbe hallte. Irgendwo in der Finsternis vor ihnen
raschelte und flatterte es, als würden sich aufgescheuchte Ratten und
Fledermäuse in Bewegung setzen.
»Sie haben
Haschen gespielt, habt ihr das gehört?«
Die anderen
lachten.
»Ihr kennt
mich doch alle«, kam es gepreßt über Jeffers Lippe. »Ihr wißt, daß ich kein
Spinner bin.«
»Abgesehen
davon, daß du an Geister glaubst. Bloody Grave scheint dich stärker zu
beeindrucken als du selbst zugibst.«
»Ich kenne
die Geschichte des Schlosses, das ist alles«, widersprach Hugh.
»Die kennen
wir auch«, murmelte Henry gelangweilt, fingerte in seiner Jackettasche herum
und griff sich eine Zigarette, die er sich an der brennenden Kerze anzündete.
»Irgend so
ein verrückter Schloßbesitzer ist eines Tages Amok gelaufen und hat das gesamte
Geschlecht derer von »Bloody Grave« ausgelöscht, nicht wahr?«
»So ähnlich«,
nickte Hugh Jeffers. Er ließ den Blick kreisen, ging aber keinen Schritt
weiter. Hier war er vorhin nicht gewesen. Sie waren einen ganz falschen Weg
gegangen!
»Nur mit
einem Unterschied: damals hieß das Schloß noch »Towers of Love«, wegen der
zahlreichen Türme .«
»Und den
Festen der Liebe, die hier stattfanden«, warf Hank Curlers ein.
»Richtig«,
nickte Hugh Jeffers.
»Es war das
reinste Freudenschloß. Man verstand hier, zu leben und zu lieben. Das änderte
sich schlagartig.
Bei einer
Festlichkeit schnappte der Hausherr über.
Er erschlug
seine Geliebte und seine ganze Familie. Das alles spielte sich in einer
einzigen Nacht ab. Niemand entkam. Der Schloßherr wütete wie ein Berserker.«
»Womit hat er
die anderen erschlagen?« fragte May leise.
Nur
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