Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
035 - Wettlauf gegen die Zeit

035 - Wettlauf gegen die Zeit

Titel: 035 - Wettlauf gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
links aus der Dunkelheit hörte man ein Floß nach dem anderen zusammenstoßen. Männer stemmten sich aus dem Wasser, andere wurden von ihren Stammesgenossen herausgezogen.
    »Machwers kurz un schmerzlos«, sagte Gleemenz. Er fummelte an dem Rohr herum, aus dem die scheußliche Flamme stach. Unheimlich sah er aus mit seiner schwarzen Brille.
    Plötzlich schoss die Flamme riesengroß hervor. Die Hitzewelle traf Haynz wie ein Faustschlag. Er presste die Fäuste vor die Augen, kauerte sich tief in den Eisenvogel hinein und brüllte. Ein Aufschrei aus Dutzenden von Kehlen gellte durch die Nacht.
    Und dann nichts mehr.
    Dunkel war es auf einmal. Das Zischen der gleißenden Flamme war verstummt. Haynz riss die Augen auf. Unter sich, neben dem Rumpf des Eisenvogel fummelte Gleemenz an dem Feuerrohr herum. »Wasn Scheißding…!« Er verbrannte sich die Finger. »Autsch!« Das Gerät krachte auf den rechten Flügel des Eisenvogel und polterte von dort auf das Floß hinab.
    Haynz stemmte sich aus seinem Eisenvogel.
    »Is gut, Haynzie, kannst'n behalten.« Gleemenz wich bis an die äußerste Kante des Floßes zurück.
    »Wollt dir nur'n bisschen Angst machen, ehrlich…«
    Haynz sprang auf das Floß hinunter. »Nich schlagen, Haynzie, nich schlagen…«
    »Taratzenarsch«, zischte Haynz. »Dämlicher, löchriger, schielender Wakudaschädel!« Mit beiden Fäusten packte er Gleemenz' Mantel und riss seinen Bruder zu sich heran. »Warum muss ich so ein Krüppelhirn zum Bruder haben, o Wudan, warum, frag ich, warum?!« Er schüttelte den anderen. »Fast hättest du mir meinen schönen Eisenvogel angeflammt !«
    Er ließ Gleemenz los, holte aus und klatschte ihm seine flache Rechte ins Gesicht. Gleemenz torkelte nach hinten und fiel ins Wasser. Haynz bückte sich nach dem Feuerrohr, nach den Schläuchen und den Eisenflaschen, an denen sie hingen und warf alles in den Fluss, seinem Bruder hinterher.
    Danach stellte er sich an die Vorderkante des Floßes. »Wer ist der Hauptmann von Dysdoor?!«, brüllte er in die Dunkelheit.
    »Haynz«, kam es zurück, allerdings nur vereinzelt und nicht besonders laut.
    »Mir ist, als hätte ich was gehört, ganz sicher ist er aber nicht, der gute Haynz!« Er legte beide Hände an die Ohren. »Wer ist für alle Zeiten der Hauptmann von Dysdoor?!«
    »Haynz!«, scholl es ihm jetzt von allen Seiten entgegen. »Der gute Haynz! Wudan segne unseren guten Hauptmann Haynz!«
    ***
    Heuschrecken…! Dave blieb am Treppenaufgang der riesigen Stallung stehen. Wieder und wieder kniff er die Augen zusammen, doch die sechs Rieseninsekten zwanzig Schritte vor ihm auf dem ehemaligen Bahnsteig dachten nicht daran, sich in Nichts aufzulösen.
    Gott im Himmel… Frekkeuscher sind Riesenheuschreckenl So groß wie Pferde, ja wie Kamele hockten sie auf ihren sechs abgeknickten Beinen und ließen sich willig Fässer und sattelähnliche Gestelle auf den Rücken binden.
    »Komm.« Honnes fasste Dave am Arm und zog ihn von der Treppe weg zu den Rieseninsekten. »Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    Wie in Trance wankte Dave ihm nach. Der Anblick der Heuschrecken hatte sein noch schlaftrunkenes Hirn überfallen, wie einen manchmal ein Albtraum kurz vor dem Aufwachen überfällt. Die Biester, die Honnes in aller Selbstverständlichkeit »Frekkeuscher« nannte, hatten kurze pelzige Fühler. Ihre Schädel waren lang und eiförmig und bis auf die Gebisszangen und die Facettenaugen ebenfalls mit einem kurzen grünen Pelz überzogen.
    Dave drückte Honnes den Ledersack mit einigen Ersatzteilen und einen Werkzeugkoffer in die Hand. »Und auf denen reitet ihr?«, flüsterte er.
    »Auf den Frekkeuscher reiten und fliegen wir.« Honnes befestigte das Material im Gurtsystem des Doppelsattels.
    Dave kam sich vor wie ein Neandertaler, dem man, verwundert über sein Unwissen, die Funktion eines Staubsaugers erklärt. »Seit wann gibts die?«
    Honnes blieb stehen und musterte ihn mit hochgezogenen Brauen. »Schon immer«, sagte er. »Ich helf dir jetzt in den Sattel.«
    Dave setzte seinen Stiefel in den hölzernen Steigbügel. Honnes packte ihn an den Hüften und schob ihn nach oben. Dann stieg er hinter ihm in den zweiten Sattel.
    Man traute ihm nicht zu, allein einen Frekkeuscher zu lenken, und Dave fand dieses Misstrauen mehr als vernünftig. Rechts und links schwangen sich Tones und Juppis auf ihre Tiere. Den vierten Frekkeuscher bestiegen Harris Attenau, der Sohn des Kanzlers, und dessen halbwüchsiger Sohn Schoosch. Vater und Sohn

Weitere Kostenlose Bücher