0350 - Die Rache der Großen Alten
aber da gab es jemand, der euch aufgehalten hat, nicht wahr.«
»Sehr richtig. Fast hätten wir ihn auch gehabt, aber so etwas wird nicht mehr geschehen. Gegen die geballte Kraft der ewigen Finsternis kommen auch Mächte wie die Großen Alten nicht an. Wir werden sie ausschalten, radikal vernichten, und wir haben bereits damit begonnen. Ein alter Fluch hat sich erfüllt. Der Bai ist wieder zurückgekehrt und hat den Weg in diese Welt gefunden. Er wird alles vorbereiten und die Hindernisse aus dem Weg schaffen, die noch weggeräumt werden müssen. Dann haben wir freie Bahn, und werden dies ausnutzen.«
»Was haben wir damit zu tun?« fragte Suko.
»Eigentlich nichts, das gebe ich zu. Ihr ward gewissermaßen eine Zugabe, die wir bekommen haben. Verstehst du? Ihr hättet euch in London aufhalten sollen, so aber geratet ihr in den Kreislauf hinein und werdet in ihm ersticken.«
»Meinst du auch John Sinclair damit?« fragte Suko.
»Natürlich.«
Der Inspektor lachte trotz seiner mißlichen Lage. »Ein Irrtum, Asmodis, ihn habt ihr nicht.«
»Aber wir werden ihn bekommen.«
»Das ist nicht gesagt…«
Der Teufel produzierte eine stinkende Schwefelwolke, die aus seinem Maul in die Höhe drang. »Natürlich ist das gesagt. John Sinclair ist ein Mensch, er hat Gefühle, sein Pech. Er kennt Begriffe wie Freundschaft und Liebe und wird es nie wagen, dich, Suko, im Stich zu lassen. Aus diesem Grunde bin ich sicher, daß er zurückkommen wird. Zurück in diese Welt, um dich zu holen. Ich mache ihm nicht gern ein Kompliment, aber Sinclair ist der Mensch, der es schafft, den Eingang zu überwinden. Wenn er hier ist, werden wir ihm den entsprechenden Empfang bereiten. Alles ist gut vorbereitet, er wird als das letzte Mosaiksteinchen in unseren Plan hineinpassen.«
»Und wer soll ihn vernichten?«
»Du vergißt völlig, daß der Bai von Tanger auf unserer Seite steht. Nur meiner Magie hat er es zu verdanken, daß er sich aus dem kühlen Grab erheben und wieder die Welt betreten konnte. Der Bai ist unsere Speerspitze und wird die Gegner aus dem Weg räumen.«
Bisher hatte Claude Renard nichts gesagt. Nun aber meldete er sich.
»Das ist doch Wahnsinn!« schrie er. »Verrückt, einfach irre. Ich bin in einem Irren…«
»Du bist in der Hölle!« schrie der Teufel dagegen. »Und du wirst es gleich merken, wenn du nicht…«
»Sei ruhig, Claude!« mischte sich Suko ein. Er wußte, daß man den Teufel nur bis zu einer bestimmten Grenze reizen durfte. Wurde diese überschritten, drehte er durch.
Zum Glück hatte Claude begriffen und verstummte tatsächlich, so daß der Teufel weiterreden konnte. »Rechnest du dir noch immer eine Chance aus, Chinese?«
»Ich lebe.«
»Aber wie!« schrie Asmodis, »aber wie. Ich kann dich mit einem Fingerschnippen vernichten.«
»Und weshalb tust du es nicht?«
»Das ist ganz einfach. Ich will, daß du noch etwas von deinem Tod hast, Suko. Ja, du sollst ihn richtig erleben, und du sollst deine Hilflosigkeit merken, in der du gefangen bist. Zudem wirst du noch die kennenlernen, die sich auch mit in meinem Bunde befinden. Luzifer und die Große Mutter wollen dich noch sehen.«
»Darauf kann ich verzichten!«
Wieder bekam Asmodis einen Heiterkeitsausbruch. »Danach wirst du nicht gefragt, Chinese…« Er rollte noch einmal mit den Augen, so daß sie wie feurige Sonnen wirkten.
Einen Moment später öffnete er das Maul und produzierte eine stinkende Schwefelwolke, die seine Gestalt so stark einhüllte, daß von ihr nichts mehr zu sehen war.
Für eine Weile hielt sich die Wolke noch. Als sie verschwand, war auch von Asmodis nichts mehr zu sehen.
Obwohl Claude ein ziemliches Stück von Suko entfernt lag, hörte der Inspektor das Atmen seines Mitgefangenen. Der Besuch des Teufels hatte ihn ungemein mitgenommen, und er kam darüber kaum hinweg, wie seine Reaktion bewies.
»Ist es ein Traum gewesen?« hörte der Inspektor die flüsternde Stimme des Franzosen.
»Nein.«
»Verdammt, ich…« Claude schluchzte.
»Finde dich damit ab, daß du soeben denjenigen gesehen hast, den die Menschen als Teufel bezeichnen.«
»Das… das kann ich kaum glauben.«
»Es ist leider so. Auch den Teufel gibt es. Es gibt ihn wie die Hölle, in der wir uns befinden.«
Claudes Lachen klang bitter. »Ich muß gerade daran denken, daß mir mal ein Freund gesagt hat, seine Ehe wäre die Hölle. Wenn er dieses hier erlebt hätte…«
»Jeder sieht die Hölle eben anders«, erwiderte Suko. »Aber das hier ist
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