0350 - Mörder in der Traumfabrik
Beobachter die Ausführung des Verbrechens nicht erkannt hätte. Nur mit einem Fernglas hätte man meinen »Untergang« von der Küster aus verfolgen können.
Der Gangster stoppte den Motor.
Tödliche Stille herrschte. Nur das leise Klatschen der Wellen gegen den Schiffsrumpf war zu vernehmen.
»So, jetzt sind wir am Ziel. Der Pazifik ist hier tief genug für dich!«
»Ich bin kein guter Taucher und bleibe lieber oben«, erwiderte ich.
»Um das zu verhindern, bekommst du ein Gewicht an die Beine!« Der Gangster zog den schweren Anker heran, schlang ein Tau um meine Füße und knüpfte es an das verrostete Ding.
Dann zerrte er mich hoch, drängte mich zum Rand und schob den Anker herbei. Wenn er den Anker jetzt ins Wasser fallen ließ, wurde ich mitgezogen.
Der Verbrecher, hatte die Vorbereitungen abgeschlossen. Ich fühlte, wie das Blut in meinen Schläfen hämmerte. Würde er erst mich oder den Anker über Bord werfen? Ich hatte nur dann eine winzige Chance, wenn er in meine Nähe kam.
Er sah mir kalt in die Augen und zögerte. Dann beugte er sich zum Anker. Machtlos verfolgte ich sein Tun. Seine Hände griffen nach dem Eisen, das mir ins Meer vorangehen sollte.
Wie ein Blitz schoß dann eine Gestalt aus der Kajüte des Motorbootes. Sie stürzte auf meinen Gegner zu und riß ihn zu Boden.
Der Gangster war so überrascht, daß die Gestalt ihn mühelos überwältigen konnte.
Wie ein Pfeil eilte mein Retter zu dem Tau, das mich mit dem Anker verband. Ein hastiger Schnitt — das verrostete Ding fiel klatschend in die Fluten.
Erst jetzt erkannte ich die Gestalt: Phil!
Schwach und glücklich grinste ich meinem Freund zu:
»Das war wirklich um Haaresbreite am Tod vorbei!« Meine Stimme zitterte leicht. »Wo kommst du her?«
Phil beugte sich zu mir herunter und zerschnitt mit seinem Taschenmesser meine Fesseln.
»Geht alles natürlich zu, Jerry!« erklärte mein Freund und deutete auf die Kajütentür. »Da drin habe ich gesteckt.«
»Warum hast du mich denn so lange schmoren lassen?« fragte ich »Ich hoffte, daß Knox noch etwas über seine Bande verraten würde. Du warst ja für ihn ungefährlich und vermochtest nichts mehr auszuplaudern.«
»Also Knox heißt dieses Musterexemplar der Menschheit«, sagte ich, während ich mich vorsichtig erhob und zu dem Gangster hinüberschaute. Der regte sich noch immer nicht.
»Robert Knox, ein undurchsichtiges Bürschchen, das bisher aber noch nicht mit der Polizei in Berührung gekommen ist«, meinte Phil erklärend. »Auf dem Kerbholz hat er manches, und wir werden es ihm auch bald beweisen können!«
»Vor allem den Mord an Fuller!« erwiderte ich. »Den hat er schon eingestanden.«
»Ich weiß — als er das zu dir sagte, lag ich genau unter euch im Boot. Ich konnte jedes Wort der Unterhaltung verstehen.«
»Das hätte ich ahnen sollen. Dann wäre die Fahrt für mich zum Vergnügen geworden. Aber paß auf — der Bursche erholt sich wieder! Wir wollen ihn vorsichtshalber binden und nach Waffen durchsuchen.«
Ich hatte bemerkt, daß der Gangster aus seiner Bewußtlosigkeit erwachte. Die Reste der von Phil zerschnittenen Fesselung reichten aus, Knox unschädlich zu machen und uns vor Überraschungen zu schützen In seiner Tasche fand ich seine Pistole und meine Smith and Wesson, die er mir gestern abend im Taxi abgenommen hatte.
Phil startete das Boot. Mit schäumender Bugwelle rauschten wir dem Land zu, das schnell näher kam.
»Wie in aller Welt konntest du mich hier finden?« fragte ich Phil, der begeistert das Steuerrad bediente und die Maschine auf höchste Touren zwang.
»Diese Miß Smith rief wieder an und erzählte etwas von einem Überfall und so. Als ich wissen wollte, welchen Arzt sie verständigt hatte, begann sie zu stottern. Dadurch wurde ich mißtrauisch.«
»Du bist also nicht zu ihr hingefahren.«
»Doch — mit Parkers Wagen. Der Lieutenant saß gerade bei mir, um sich zu erkundigen, welchen Bescheid Washington uns gegeben hätte.«
»Gott sei Dank, daß du der Falle entgangen bist. Du solltest wie ich mit einem Taxi entführt werden. Was aber war bei Miß Smith?«
»Gar nichts. Als ich und der Lieutenant aufkreuzten, lag sie im Bett und konnte kaum einige Worte flüstern. Sie hat dir doch erzählt, daß sie eine Mandeloperation hinter sich hat. Von den Anrufen bei uns wußte sie nichts, und auch mit dem Drehbuch war es Essig. Ein Durchschlag davon existiert nicht, weil es sich bei dem gestohlenen Exemplar erst um den Entwurf
Weitere Kostenlose Bücher