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0351 - Jäger der Nacht

0351 - Jäger der Nacht

Titel: 0351 - Jäger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sicherer wurde er in der Anwendung dieser Sprache, die vom englischen Königshaus zeitweilig verboten worden war, sich aber immer wieder durchsetzte.
    Schon allein, weil nicht jeder Engländer unbedingt hören mußte, worüber sich zwei Waliser unterhielten.
    Zamorra hörte ebenfalls sehr genau zu und versuchte auch auf Details zu achten wie Dermoth’s Bericht von dem Messer, das Großmaul Carnegy in der Hand gehalten hatte und an dem Blutkrusten waren, die schwärzer als normal waren…
    »Schwarzes Blut«, murmelte Zamorra. »Ein Werwolf.«
    »Jetzt fangen Sie auch noch mit diesem Quatsch an, dabei begannen Sie mir gerade sympathisch zu werden«, sagte Branwen stirnrunzelnd. »Werwölfe gibt es nicht.«
    »In einem kleinen Dorf wie diesem hätte ich eher vermutet, daß übersinnliche Dinge akzeptiert werden«, warf Nicole Duval ein.
    »Denken Sie doch mal logisch«, hielt Branwen ihr vor. »Wie soll das denn gehen, daß ein Mensch sich in einen Wolf verwandelt oder umgekehrt? Das ist alles Täuschung oder Scharlatanerie. Kein Mensch kann sich verwandeln.«
    »Hm«, machte Nicole. Zamorra schwieg. Er überlegte, daß ein Werwolf hier tatsächlich die besten Chancen haben würde, unerkannt sein Unwesen zu treiben. Wenn niemand an das Tiermenschen-Phänomen glaubte, würde auch niemand den Werwolf verdächtigen können, ein Lykanthrop zu sein.
    »Ich glaube schon, daß es ein Werwolf ist. Sonst würde er sich nicht so untypisch verhalten«, sagte Gawain Dermoth. Er erinnerte an die Bemühungen des Wolfes, nicht gesehen und erkannt zu werden. »Wir müssen abwarten, was uns Constabler Brick sagen kann. Hoffentlich kommt der Arzt bald.«
    »Der Constabler ist von dem Werwolf… dem Wolf… verletzt worden?« fragte Zamorra.
    »Ja. Sehr schwer. Wir haben ihn notdürftig verbunden. Aber trotzdem…«, sagte Morehead rauh. »Er ist von dem Biest aus dem Wagen gezerrt worden, hat aber überlebt. Bis jetzt.«
    »Bringen Sie mich zu Mister Brick«, bat Zamorra! »Vielleicht kann ich ihm helfen.«
    »Sind Sie Arzt?«
    Zamorra lächelte. »So etwas Ähnliches«, sagte er. »Ich möchte versuchen, was ich kann. Vielleicht schaffe ich es.«
    »Sind Sie nun Arzt oder nicht?« fragte Morehead mißtrauisch.
    »Ich bin Parapsychologe«, sagte Zamorra. »Ich verstehe eine Menge von Heilungen. Zumindest kann ich dem Mann aber die Schmerzen nehmen, ohne daß irgend welche Betäubungsmittel benutzt werden müssen.«
    Das gab den Ausschlag. »Versuchen Sie Ihr Glück…«
    Brick sah nicht gut aus. Er war totenblaß, seine Wangen eingefallen. Er schien wieder bei Bewußtsein zu sein, und er atmete rasselnd. Er reagierte zumindest auf das Öffnen der Tür und das Eintreten der Menschen. Morehead trat zu ihm.
    »Brick, können Sie mich Verstehen?«
    Der Constabler reagierte nicht.
    Zamorra trat neben ihn. Er berührte die Stirn des Verletzten mit den Fingerkuppen der linken Hand. Er schloß die Augen und konzentrierte sich auf Brick, versuchte dessen Gedanken zu lesen. Aber da war nur ein konfuses Durcheinander von verwaschenen Eindrücken, von Angst und Schwärze. Brick war nahe daran, den Verstand zu verlieren.
    Und er drohte zu sterben, wenn nicht sofort etwas geschah. Zamorra fühlte es mit der Hand, die seinem Herzen nah war. Wenn der Arzt aus Clynnogfawr nicht innerhalb der nächsten halben Stunde eintraf und den Patienten noch hier versorgte, würde Brick sterben.
    Und er würde… sich verändern.
    Der schwarze Keim böser Wolfsmagie steckte in ihm.
    Zamorra preßte die Lippen zusammen. Er dachte an die anderen Toten. Er würde sich um sie kümmern müssen. Wenn der Keim in ihnen nicht abgetötet wurde, würden sie als Untote ihr Unwesen treiben. Vielleicht noch nicht in dieser Nacht, nicht in der nächsten, aber dann… Zamorra konnte nicht genau sagen, wie lange der Keim brauchte, sich zu entwickeln und Besitz von dem Körper des Opfers zu ergreifen. Ihm war jetzt klar, daß hier tatsächlich ein Werwolf sein Unwesen trieb, und zwar einer von der dämonischen Sorte.
    Und mit Fenrir hatte dieser Dämon so wenig zu schaffen wie ein Krokodil mit dem Fliegen.
    Zamorra löste langsam sein Amulett vom Halskettchen. Morehead sah ihn mißtrauisch an. »Was machen Sie da?« wollte er wissen.
    »Ein wenig zaubern«, erwiderte Zamorra. »Sie haben doch nichts dagegen, nicht wahr?« Er aktivierte das Amulett, verschob vier der Hieroglyphen und legte die handtellergroße Silberscheibe dann auf die Brust des schwerverletzten Polizisten. »Jetzt

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