0353 - Ein Toter zuviel
wollen.«
Sie sah mich fast empört an.
»Bob hat in seinem ganzen Leben nichts Unrechtes getan«, beteuerte sie.
»Männer haben manchmal Geheimnisse, von denen ihre Frauen nichts wissen«, warf Boney ein, aber Mrs. Goodwin schüttelte energisch den Kopf.
»Ich weiß, was Sie andeuten wollen, aber das traf bei Bob bestimmt nicht zu. Es hat in unserer Ehe nie einen ernsten Streit gegeben. Höchstens einmal wegen des Jungen. Bob hat sein ganzes Leben lang hart gearbeitet und sich nie in krumme Sachen eingelassen. Vielleicht ist der Brief ein Irrtum.«
»Das werden wir bald festgestellt haben«, meinte ich. »Die Erpresser wollen sich ja wieder bei Ihnen melden. Wahrscheinlich tun sie es telefonisch. Wenn Sie damit einverstanden sind, werden wir eine richterliche Verfügung erwirken, die uns das Abhören Ihres Anschlusses gestattet. Es ist zwar nicht anzunehmen, daß der Bursche von einem Privatanschluß aus anruft, aber vielleicht können wir ihn trotzdem fassen.«
Mrs. Goodwin nickte. »Ich bin selbstverständlich damit einverstanden. Ich möchte, daß diese Quälerei so schnell wie nur möglich ein Ende findet.«
»Schön«, sagte ich. »Sobald man bei Ihnen anruft, stellen Sie sich dumm. Sie müssen das Gespräch so lange wie möglich ausdehnen. Dadurch gewinnen wir Zeit, nachzuiforschen, woher der Anruf kommt. Wenn wir Glück haben, fassen wir den Mann noch mit dem Hörer in der Hand.«
»Und wenn sie mich nicht anrufen?«
»Dann bekommen Sie wieder einem Brief, oder man steckt Ihnen in einem Warenhaus oder sonstwo einen Zettel zu. In diesem Fall rufen Sie uns sofort an. Vergewissern Sie sich aber, daß Sie nicht dabei beobachtet werden. Denken Sie daran, daß praktisch jeder Mensch Ihrer Umgebung zu den Erpressern gehören kann. Seien Sie daher äußerst vorsichtig.«
»Und wenn ich keine Zeit mehr dazu habe, Sie anzurufen?«
»Sie werden immer noch genügend Zeit haben, Mrs. Goodwin. Sie müssen ja erst die 5 000 Dollar besorgen. Man wird Ihnen genau sagen, in welchen Scheinen und in welcher Verpackung Sie das Geld abzuliefern haben. Sie können sich also damit herausreden, Sie hätten nicht so viel Bargeld im Hause und müßten erst zu Ihrer Bank.« Sie versprach, sich genau an unsere Vorschläge zu halten. Dann verabschiedete sie sich. Lieutenant Boney brachte sie wieder nach Hause.
Wir beeilten uns, die Falle aufzustellen, in der sich der Erpresser fangen sollte. Mr. High beschaffte uns die richterliche Genehmigung, die für das Abhören des Telefons notwendig war.
Erpressung ist eines der schmutzigsten Geschäfte, die es gibt. Wir würden mit allen Mitteln versuchen, den oder die Erpresser hinter Gitter zu bringen.
Wir mußten aber zunächst die Vergangenheit von Mr. Goodwin noch einmal genau überprüfen. Daß seine Witwe von ihm nur das Beste zu sagen wußte, ehrte sie, doch sollte es für uns nicht unabänderliche Tatsache sein.
Vor allem mußten wir uns mit den Umständen beschäftigen, die zum Tod Mr. Goodwins geführt hatten. Bis jetzt wußten wir nicht mehr, als daß er bei einem Verkehrsunfall getötet worden war. Wir schickten ein paar Kollegen los, die sich im Freundeskreis des Verunglückten ein wenig umsehen sollten. Phil rief in der Center Street an, um sich von der City Police die Akten über den Unfall herüberschicken zu lassen. Wir studierten sie gemeinsam durch.
Goodwin war vor genau acht Tagen in der Brighton Beach Avenue in Brooklyn von einem Wagen überfahren worden. Der Unfall ereignete sich nachts um halb eins, der Wagen war gestohlen.
Die Goodwins wohnten in der 42. Straße. Was hatte Mr. Goodwin, der ein solides, braves Leben führte, um diese Zeit in Brooklyn zu suchen?
Der Fahrer des Unfallwagens war geflohen. Betrunkener Rowdy, hatte die City Police gemeint.
Phil wurde stutzig, als er las, daß sich auf dem Lenkrad keine Fingerabdrücke fanden.
»Seltsam«, murmelte Phil. »Ein Betrunkener wäre doch nicht so vorsichtig, das Lenkrad abzuwischen, bevor er sich aus dem Staube macht. Es sei denn, er hätte Gummihandschuhe getragen. Dann sieht es aber nicht nach der Tat eines betrunkenen Rowdys aus, sondern nach kaltblütigem Mord. Irgend etwas ist faul an diesem Unfall, Jerry!«
»Der Meinung bin ich auch. Aber vorher müßten wir den Fahrer kennen, der nach dem Unfall entwischt ist. Wir sollten den Sohn des Verstorbenen einmal ausfragen. Es könnte ja sein, daß ef von seinem Vater ein anderes Bild hat als die Mutter.«
Wir notierten uns die Anschrift der
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