0353 - Ein Toter zuviel
Goodwins und machten ums auf den Weg. Die Wohnung lag im ersten Stock. Im Erdgeschoß lagen die Betriebsräume der Druckerei. Dort regierte jetzt der Sohn, Archie Goodwin. Ein graviertes Schild mit einem Pfeil zeigte uns den Weg in das Büro.
Eine ältliche Miß, die schon auf den ersten Blick den Eindruck solider Tüchtigkeit vermittelte, saß hinter einem Schreibtisch aus Fichtenholz.
»Wo können wir Mr. Goodwin finden?« fragte Phil.
Sie deutete wortlos mit dem Daumen über ihre Schulter und beäugte uns neugierig. Dann erkundigte, sie sich streng:
»Möchten Sie dienstlich zu Mr. Goodwin?«
»Wir sind vom FBI und wollten ihm nur ein paar Fragen stellen.«
»Oh, natürlich, bitte,«
»Danke!«
Mr. Goodwin saß hinter seinem Schreibtisch.
»Kommen Sie ‘rein, meine Herren«, sagte er. »Darf ich Ihnen ein Glas anbieten?«
Er deutete auf die Flasche, aber ich lehnte dankend ab.
»Dann nicht«, meinte er unlustig.
»Sie sind also vom FBI. Haben Sie vielleicht die Leiche meines Vaters gefunden? Mutter ist schon ganz krank deshalb.«
»Leider nein«, erwiderte ich. »Ich wollte Sie wegen des Unfalls fragen, bei dem Ihr Vater ums Leben kam!«
»Aber das hat doch die City Police alles schon längst aufgenommen. Ich selbst weiß nicht mehr als die Polizei. Schließlich war ich auch nicht dabei!«
»Das ist uns bekannt, Mr. Goodwin. Wir haben die Akten durchgesehen und möchten nur ein paar abschließende Fragen beantwortet haben, die unser Bild abrunden sollen. Ihr Vater galt in seinem Freundeskreis als tüchtiger und solider Geschäftsmann. Auch sein privates Leben verlief ohne Spannungen. Was könnte ihn veranlaßt haben, diese Regel einmal zu durchbreehen?«
»Was meinen Sie damit?«
Ich sah ihn aufmerksam an.
»Nun, Ihr Vater ist doch nachts um halb eins in Brooklyn überfahren worden.«
»Was soll denn daran so Ungewöhnliches sein?«
»Nach allem, was wir von Ihrem Vater gehört haben, ist es befremdend, daß er sich zu dieser Zeit in Brooklyn aufhielt. Dieser Stadtteil ist doch ziemlich weit von hier entfernt. Was hatte er dort zu tun? Oder hielt er sich öfter nachts in Brooklyn auf?«
Er sah mich nachdenklich an, dann trank er sein Glas leer.
»Natürlich nicht! Glauben Sie, ich hätte nicht darüber nachgedacht? Mein Vater ging äußerst selten aus. Die Partys bei Geschäftsfreunden oder bei unseren Bekannten langweilten ihn unsäglich.«
»Wissen Sie von dem Brief, den Ihre Mutter erhalten hat?«
»Sie hat ihn mir gezeigt. Aber ich habe keine Ahnung, was die Burschen eigentlich wollen.«
»Wir glauben, es gibt einen Zusammenhang zwischen dem tödlichen Unfall Ihres Vaters und dieser Erpressung. Ich möchte Sie bitten, uns zu verständigen, wenn Ihnen etwas auffällt.«
»Und worauf gründet sich diese Vermutung?« erkundigte er sich.
»Vorläufig ist es nicht mehr als eine Vermutung, Mr. Goodwin. Aber Sie wissen ja, wir müssen jede Möglichkeit berücksichtigen.«
Er goß sich das nächste Glas ein.
»Von dieser Seite habe ich es bis jetzt gar nicht betrachtet. Ich glaube, Sie befinden sich da auf dem Holzwege. Aber ich werde Sie anrufen, wenn sich ein Anhaltspunkt ergeben sollte.«
***
Wir betraten unser Office, als das Telefon anschlug. Mrs. Goodwin war am Apparat.
»Der Erpresser hat sich gemeldet, Mr. Cotton. Ich soll heute nachmittag in ein Café an der ,1. Avenue kommen. Das Lokal heißt Ceylon Tea Shop. Das Geld soll ich mitbringen.«
Ich winkte Phil, den' zweiten Hörer abzunehmen und mitzuhören.
»Welche Bedingungen sind Ihnen gestellt worden?«
»Keiner der Scheine soll größer als zehn Dollar sein. Dann warnten sie mich noch, zur Polizei zu gehen.«
»Das ist der übliche Weg, den diese Burschen einschlagen. Haben Sie außer uns noch jemand Mitteilung gemacht?«
»Mein Sohn weiß natürlich Bescheid. Soll ich wirklich hingehen, Mr. Cotton?«
»Sie müssen, wenn wir den Erpresser erwischen wollen. Richten Sie ein Paket her, wie es der Erpresser gefordert hat. Stecken Sie es in eine alte Handtasche. Nur nehmen Sie kein Geld, sondern Zeitungspapier in der richtigen Größe und bündeln es. Sie brauchen keine Angst zu haben. Es werden mindestens drei G-men um Sie sein, die Sie beobachten. Aber sehen Sie sich nicht nach ihnen um!«
»Ich werde alles tun, was Sie verlangen, Mr. Cotton.«
Damit hängte sie auf.
Jetzt begann unsere Arbeit.
Wir sprachen mit dem Wirt des Lokals. Er erklärte sich einverstanden, einen unserer Kollegen für diesen Nachmittag als
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