0353 - Ein Toter zuviel

unsanft in eine Ecke. Am liebsten hätte ich mir die Hände gerieben. Das war ja besser gegangen, als ich zu hoffen gewagt hatte.
    Dann öffnete sich die Tür und herein kam — Slim Brooks.
    »Schlagt diese Ratte tot«, brüllte er. »Er hat mich hereingelegt! Ein G-man will er sein…«
    Seine Stimme überschlug sich vor Wut. Lester Brick trat mit einem raschen Schritt hinter mich und bohrte mir seine Kanone in den Rücken.
    »Jetzt will ich es ganz genau wissen«, erklärte Smiley, der sich bis dahin ruhig gehalten hatte. »Also, was ist los, Slim? Erzähle!«
    Brooks berichtete sein Erlebnis. Mrs. Heggit war früher zurückgekommen, als ich vermutet hatte. Sie hörte sein Brüllen und band ihn los.
    Damit war mein Schicksal besiegelt. Einer der Boys zog mir die Waffe aus der Halfter, dann banden sie mich und stellten mich neben einem Schrank a'b.
    Sie halfen Dingler auf die Beine und flößten ihm einen Drink ein. Crown redete unaufhörlich auf ihn ein und entschuldigte sich. Er schwor mir zehn verschiedene Todesarten zu und schilderte jede einzelne im Detail.
    »Sei endlich still«, forderte ihn Dingler auf. »Wenn wir unseren Coup heute noch landen wollen, müssen wir uns beeilen!«
    »Wer weiß, ob der Kerl nicht schon alles an die Cops verraten hat?« meinte Lester Brick. Crown dachte einen Augenblick nach.
    »Wir starten die Sache trotzdem«, entschied er. »Wenn er es getan hätte, wären die Bullen schon da. Wahrscheinlich hatte er keine Zeit mehr dazu.«
    Sie standen auf und verließen den Silver Moon. Mich ließen sie in meiner Ecke liegen. Ich konnte von Glück sagen, daß sie mir nicht glaubten, ein G-man zu sein. Wenn sie in meine Rocktasche gegriffen hätten, wäre meine Lage aussichtslos geworden. So aber hoffte ich, daß meine Kollegen vor dem Lokal warteten. Wenn ich nicht mit herauskam, würden sie mich suchen.
    ***
    Die Stunden verstrichen. Der Zeiger der Uhr an der Wand kroch langsam weiter. Meine Situation begann langsam ungemütlich zu werden. Kein Mensch ließ sich blicken.
    Wo blieb Phil? Er wußte doch, daß der Silver Moon das Hauptquartier der Bande war. Und da er mich nicht bei dem ,Coup‘ gesehen hatte, mußte er doch Gefahr wittern.
    Was war passiert?
    Um halb vier Uhr morgens ging die Tür auf. Herein stürzten Crown, Dingler und Smiley. Dingler war in Hemdsärmeln, aus Crowns Oberarm sickerte Blut. Nur Smiley schien nichts abbekommen zu haben.
    Crown versetzte mir einen Fußtritt. »Du bist erledigt«, stöhnte er. »Ohne dich hätte alles wunderbar geklappt!«
    »Na, bitte. Ich habe dir gleich gesagt, daß es nicht, so einfach ist, wie du dir das vorsteilst! Wo habt ihr denn Lester und die anderen gelassen? Und wo ist mein lieber Freund Slirn?«
    »Du wirst dafür büßen«, zischte mich Crown an. Der Boß begann in den Schubladen seines Schreibtisches herumzuwühlen. Dingler und Smiley sahen ihm dabei zu.
    »Wenn du noch lange machst, werden sie uns gleich hier kassieren«, grollte der Bursche aus Frisko. »Wir müssen abhauen. Den Laden hier siehst du doch nie wieder. Also laß den Krempel!« Crown stieß einen Fluch aus und schüttete den Inhalt der Schublade auf den Fußboden. Dann nahm er aus dem Schrank eine Kassette und stopfte sich die Taschen mit Dollars voll. Den leeren Behälter warf er mir ins Kreuz.
    »Was machen wir mit dem Burschen da?« fragte er den Rest seiner Bande.
    »Den nehmen wir mit«, schlug Dingler vor. »Er kann uns noch als Geisel dienen. Geht alles gut, schießen wir ihm eine Kugel durch den Kopf und versenken ihn im East River.«
    »Ich kann aber nicht schwimmen!« sagte ich.
    Der humorlose Bride trat mich gegen die Schienbeine. Dann banden sie mir die Füße los und stießen mich über den Hof. Sie stießen mich in den Fond eines Dodge Lancer. Crown übernahm das Steuer. Er ließ die Kupplung los, daß der Wagen mit einem Satz nach vorn sprang.
    »Wenn du jetzt durchdrehst, dann schnappt dich die nächste Streife«, warnte Dingler.
    Der Bandenchef riß sich zusammen. Eine halbe Stunde lang kreuzte er quer durch Manhattan. Schließlich landeten wir an der Ostseite. Die Bande hatte sich dort einen Schlupfwinkel für gefährliche Zeiten vorbereitet. Smiley stieg aus und schob ein großes Tor zurück. Wir fuhren auf einen finsteren Hof, wo Crown den Wagen abstellte.
    Der Boß nestelte ein Schlüsselbund aus der Tasche und öffnete die Tür.
    In dem Raum standen verrostete Maschinen herum. Überall war Gerümpel abgestellt. Dingler hatte eine Taschenlampe