0354 - Mordmotiv nach Maß geschneidert
Reibereien abgehen wird bei der. Aufteilung der Vermögenswerte.«
»Und wer sind die Erben?«
»Mein Bruder Steve und ich selbstverständlich.«
»Ach! Und die McGuirs bekommen wohl gar nichts von dem großen Kuchen, der da verteilt wird?«, mischte Phil sich ein.
Randolph schüttelte den Kopf. Seine Miene drückte aufrichtiges Bedauern aus.
»Nein, leider«, bestätigte er niedergeschlagen. »Es ist ein Jammer, wirklich. Eben deswegen hätten Steve und ich es gern gesehen, wenn ein Testament vorhanden gewesen wäre.«
»Und warum gehen die McGuirs leer aus?«
Randolph zuckte die Achseln. »Nun, weil meine Mutter starb, ohne ein Testament zu hinterlassen. Es gelten daher noch die testamentarischen Bestimmungen, meines Vaters. Vater legte Wert darauf, dass das Seabrooksche Vermögen auch bei den Seabrooks verblieb. Meine Schwester, die Bill McGuir geheiratet hat, bekam bei ihrer Hochzeit bedeutende Beträge und Vermögenswerte übertragen. Als sie starb, fiel alles wieder an die Familie zurück.«
»Eine unbegreifliche Härte«, sagte Phil und fügte dann hinzu: »Aber eine Härte, die Sie, Mister Seabrook, doch wohl ohne Schwierigkeiten ausgleichen können. Denn gewiss empfinden auch Sie diesen Passus als ungerecht, und Sie werden Teddy McGuir freiwillig…«
Randolph ließ Phil nicht zu Ende sprechen. Mr. Seabrook wurde feuerrot und schien hinter seinem Schreibtisch zu wachsen. Seine lange Nase begann zu zucken.
»Diesem Jungen etwas geben? Freiwillig?«, rief er mit echter Empörung. »Wie kämen wir denn dazu? Hätte unsere Mutter gewollt, dass Teddy etwas erbt, hätte sie ihr Testament nicht umzustoßen brauchen. Denn in diesem Testament war Teddy sehr gut bedacht. Außerordentlich gut.«
Ich grinste.
»War es nicht etwa so, dass Ihr Bruder und Sie praktisch leer ausgegangen wären, wenn Ihre Mutter das Testament nicht umgestoßen hätte?«
Er fuhr auf.
»Schweigen Sie!«, rief er schrill. »Reden Sie nicht weiter! Wenn Sie hierher gekommen sind, um mich zu verdächtigen, ist diese Unterhaltung zu Ende.«
Wir hörten ihn noch toben, als sich die automatische Tür hinter uns schon geschlossen hatte.
***
Wir fuhren ins Hauptquartier zurück, um vor unserem Besuch bei Rudy nachzusehen, ob etwas Neues anlag. Und tatsächlich erwarteten uns zwei freudige Überraschungen.
Vic Tucker war es gelungen, den Besitzer des Messers zu ermitteln, das ich in Rudy Oats’ Wohnung gefunden hatte.
Er hieß Jack Lemon und war ein Gangster mittelschweren Kalibers, ein unverbesserlicher, rücksichtsloser Bursche mit Bärenkräften.
Doch es kam noch besser. Auf meinem Schreibtisch lag der Bericht unserer Fingerabdruckspezialisten: Sie hatten den Abdruck, der auf dem Treppengeländer des Seabrookschen Hauses gefunden worden war, untersucht.
Ich überflog die Zeilen und hielt die Luft an.
»Weißt du, Phil, von wem der Abdruck stammt?«
»Na?«, machte Phil.
Ich grinste, fuhr mir mit der Zunge über die Lippen und machte es recht spannend. Dann hielt ich ihm den Bericht vor die Nase.
»Ist denn das die Möglichkeit?«, rief Phil aus. »Unsere Pechsträhne in diesem Fall scheint überstanden zu sein. Messer- und Fingerabdruck gehören demselben Mann, Jack Lemon! Na, wenn das keine heiße Spur ist!«
Ich war schon am Telefon, rief Mr. High an und orientierte ihn von diesen Neuigkeiten. Der Chef wollte sofort nach Jack Lemon fahnden lassen, wir wollten inzwischen Rudy Oats besuchen, von dem wir uns weitere aufklärende Angaben erhofften. Aber bevor wir uns auf den Weg machten, wählte ich die Nummer unseres Archivs. Fünf Minuten später bestätigte mir Stodder, unser Archivchef, was ich mir schon gedacht hatte.
Jack Lemon gehörte zu den Leuten von Pokerface Hobson!
Hobson war ein kalter und brutaler' Gangsterboss, der wie eine Spinne im Hintergrund saß und an den Fäden zog und dem man nichts beweisen konnte.
Eins aber war jetzt klar: Wenn die Sache keine Extratour von Jack Lemon und Rudy Oats war, wenn tatsächlich Pokerface Hobson dahinter steckte, dann hatten wir noch allerhand zu erwarten.
Mit Lappalien gab Pokerface sich nicht ab.
***
Der Besuch bei Rudy Oats war eine große Enttäuschung. Er blieb stumm wie eine Auster. Er drehte und wand sich und gab vor, sich an nichts erinnern zu können.
Es gab nur einen Grund für Rudys Verhalten: Er musste schreckliche Angst haben.
Ich stand am Fußende seines Bettes und sah ihn nachdenklich an.
»Du hast ja jetzt erlebt, Rudy, dass es nicht gut ist, wenn
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