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0354 - Mordmotiv nach Maß geschneidert

0354 - Mordmotiv nach Maß geschneidert

Titel: 0354 - Mordmotiv nach Maß geschneidert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mordmotiv nach Maß geschneidert
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einen Jubelschrei.
    »Ich hab’s«, schrie ich Phil zu, »ich hab’s geschafft.«
    Verwundert schaute mein Freund auf das kleine metallene Ding.
    »Drück mit deinem Arm darauf, bis du die Flamme siehst, dann rolle ich mich zu dir und halte meine Hände über die Flamme.«
    Phil begann mit der Prozedur, deren unglaubliche Schwierigkeit sich wohl kaum einer vorstellen kann. Das kleine Flämmchen des Feuerzeugs schien meine Fesseln nicht einmal zu kitzeln und alle Augenblicke musste Phil aufhören, weil das Feuerzeug nicht weiterbrannte oder weil wir ein paar Meter auseinanderrollten.
    Zuweilen versengte er mir die Haut, aber ich spürte es nicht in der Aufregung.
    Plötzlich schrie Phil: »Jerry, das Wasser!«
    Unter der Tür sprudelte ein kleiner Strahl hervor.
    Gebannt starrten wir auf die mit entsetzlicher Lautlosigkeit steigende Flut.
    Wir mussten uns beeilen, das Wasser durfte die Höhe des Feuerzeugs nicht erreichen. Phil konnte es nicht mit den Händen greifen und hochhalten.
    Phil begann erneut mit der verzweifelten Rettungsaktion. Kleine, winzige Fasern der Fesseln wurden angesengt, aber die Flamme des Feuerzeugs drang nicht durch.
    Wieder mussten wir der Bewegung des Schiffes gehorchen und rollten auseinander. Unter mir plätscherte das Wasser bereits.
    Zu spät! Das Wasser war schon so hoch, dass das Feuerzeug versank.
    Ich starrte Phil an und versuchte, trocken zu schlucken, aber es ging nicht. Mein Hals schien versiegelt.
    Und plötzlich überkam mich rasender Zorn, blinde Wut über die Hoffnungslosigkeit unserer Lage, und ich fing an, an meinen Handfesseln zu zerren und zu reißen, dass mir vor Schmerz die Augen tränten.
    Und dann, mit einem Mal…
    »Ich bin los, Phil!«, schrie ich und meine Stimme überschlug sich fast. »Ich bin los, schau doch, Phil!«
    Außer mir vor Freude, riss ich die Arme hoch und zuckte sofort wieder zurück, denn die Kabinenwand, die ich berührt hatte, war glühend heiß.
    Ein paar Minuten später waren wir beide völlig frei, denn ich trug immer ein sehr kleines Messer - sehr gut versteckt, selbstverständlich - bei mir und selbst wenn Pokerface sich die Mühe gemacht hätte, uns zu durchsuchen, hätte er es wohl kaum gefunden.
    Unsere Fesseln waren wir los, aber auf dem brennenden, sinkenden Schiff waren wir immer noch.
    Die Decke des Laderaums hatte sich inzwischen in ein leuchtendes Rot verwandelt.
    Wir spurteten, so schnell wir konnten, zur Tür, denn die Decke konnte jeden Augenblick durchschmelzen.
    Auf dem Niedergang empfingen uns Rauchwolken. Dicker Qualm legte sich wie eine Zentnerlast auf die Lungen.
    Zum Glück brannte die eiserne Treppe noch nicht, wohl züngelten die Flammen an den Wänden beiderseits der Treppe. Leicht angesengt kamen wir oben an. Die Hitze war unerträglich. Wir rannten nach Backbord, weil sich das Feuer bis dahin noch nicht gefressen hatte.
    Wir mussten von Bord.
    Aber wie?
    Mit dem Rettungsboot?
    Das hatte, wie Phil sofort feststellte, Hobson vorsichtshalber mitgenommen.
    Unsere Augen brannten, der Qualm versperrte die Luftröhren. Durst und Feuer zerrten an den Nerven.
    Als wir glaubten, es nicht mehr länger auszuhalten, entdeckten wir das Fass mit Trinkwasser. Wie die Wilden stürzten wir darüber her und tranken.
    Wir tauchten unsere Taschentücher ein, banden sie uns vors Gesicht und drangen tiefer in den dicken Rauche Vorhang ein, um nachzusehen, ob es dort nicht etwas gab, das wir als Floß benützen konnten.
    Wir fanden einen Tisch. Es dauerte unendlich lange, bis wir ihn über Deck gezerrt und über die Reling gehievt hatten. Wir waren schwach, ausgepumpt, erledigt.
    Endlich war es uns gelungen und wir blickten, über der Reling hängend, dem Tisch nach, der einen Augenblick später auf dem Wasser aufklatschte.
    »Jetzt los«, sagte ich.
    »Good luck, alter Junge.«
    »Good luck, Jerry!«
    Ich sprang als erster, aber Phil zögerte nicht lange. Kurz nachdem ich wieder aufgetaucht war, kam auch er an die Oberfläche. Wir erwischten unseren Tisch, jeder griff nach einem Bein, und dann begannen wir zu paddeln.
    Die glühende Fackel, zu der die Mermaid geworden war, erleuchtete fern den Horizont.
    Mir wurde allmählich alles gleichgültig, Körper und Sinne, Geist und Wille, erschlafften, und wenn Phil etwas zu mir sagte, antwortete ich mit schwerer, träger Zunge.
    Ich glaube, wenn uns Kapitän Ferguson mit seiner City of Troy nicht aufgefischt hätte, wäre uns, wenn auch auf Umwegen, doch das Schicksal zuteil geworden, das

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