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0355 - Der Boß kauft New York

0355 - Der Boß kauft New York

Titel: 0355 - Der Boß kauft New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Boß kauft New York
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sechzehntausend Taxis dauernd unterwegs sind, kann man nicht ohne guten Grund die Sirene losheulen lassen.
    Als wir uns bis zu seinem Zweizimmerapartment durchgefragt hatten, blieb unser Klopfen vergeblich. Phil drückte auf die Klinke. Die Tür schwang auf und gab den Blick in ein typisches Junggesellenzimmer frei.
    Über den Stuhllehnen hingen Kleidungsstücke, und auf dem einzigen Tisch türmten sich Stapel ungewaschenen Geschirrs. Eine Welle stickiger Luft schlug uns entgegen. Dieser Melli hatte es anscheinend nicht gelernt, wie man ein Fenster öffnet.
    Phil drückte die Tür hinter sich zu.
    »Weit kann er nicht sein, sonst hätte er die Tür hinter sich abgesperrt«, meinte mein Freund. »Vielleicht ist er nur in den nächsten Drugstore, um Zigaretten zu holen.«
    Wir warteten zehn Minuten, ohne dass sich der Bewohner des Zimmers sehen ließ.
    Ich zog die Tür zum zweiten Raum auf und warf einen Blick hinein. Die Vorhänge waren noch nicht aufgezogen, die Betten nicht gemacht. Die Luft war noch abgestandener als im Wohnraum.
    »Ich glaube, der Kerl atmet durch Kiemen, sonst würde er das nicht aushalten.«
    Ich ging zum Fenster und drückte es einen Spalt auf. Die frische Luft, die hereinströmte, tat mir gut.
    In diesem Augenblick ging hinter mir die Tür auf. Ich fuhr herum.
    Auf der Schwelle stand ein kleiner, dicklicher Mann.
    Die Haare glänzten fettig schwarz, die Oberlippe zierte ein kleines Bärtchen. Das musste Melli sein. Er wandte mir sein Gesicht zu, aber er schien mich nicht zu sehen. Seine Augen waren unnatürlich geweitet.
    Er machte einen Schritt auf mich zu.
    Dann knickten seine Knie ein. Er fiel vornüber.
    Ich stürzte auf ihn zu, um ihn aufzufangen. Ich kam zu spät. Er lag vor mir, die Hände in den Teppich gekrallt. Phil stand bereits hinter der Tür, die Special in der Hand.
    Ein Messer steckte zwischen den Schulterblättern des Italieners.
    Mit einem Satz war ich draußen auf dem Gang. Über die Treppe polterten hastige Schritte hinab. Ich glaube, ich bin noch nie eine Treppe so schnell hinabgerannt. Dennoch kam ich zu spät. Die Haustür fiel ins Schloss, und als ich sie erreichte, sah ich einen Mann in einem hellen Staubmantel in einen anfahrenden Wagen springen. Es war ein grüner Pontiac. Der Wagen schoss davon und war Sekunden später im Verkehrsgewühl der 3. Straße verschwunden.
    ***
    Ich hatte meinen Jaguar nicht direkt vor der Tür geparkt. Denn wenn man einen Mann fangen will, soll man keinen »großen Bannhof«, inszenieren.
    In diesem Fall hätte sich aber die Ausnahme von der Regel gelohnt.
    Der Jaguar stand zweihundert Yards weiter oben, und es war sinnlos, die Verfolgung aufzunehmen. Wütend stolperte ich in die nächste Kneipe und suchte nach der Telefonzelle. Nachdem ich einen Arzt benachrichtigt hatte' rief ich die Mordkommission an. Lieutenant Traylor war nicht erbaut, als er meine Stimme vernahm.
    »Kommen Sie mir nur nicht mit Arbeit, Gotton!«, drohte er scherzhaft. »Wenn Ihnen mein Bericht nicht sauber genug getippt ist, kann ich das nicht ändern. Ich kann’s eben nicht besser!«
    »Darum handelt es sich nicht, Lieutenant. Ich habe Ihren Bericht noch nicht einmal zu Gesicht bekommen. Ich möchte, dass Sie möglichst schnell mit Ihren Leuten in der First Avenue aufkreuzen; Hausnummer 46. Hier liegt ein Kellner aus Medinas Restaurant mit einem Messer im Rücken. Beeilen Sie sich!«
    »Ihr habt doch selber ’ne Mordkommission«, meinte er.
    »Weiß ich, Traylor! Aber die müsste sich erst einarbeiten. Es handelt sich mit ziemlicher Sicherheit um die gleichen Leute, die gestern Abend Medina erschossen. Verstehen Sie mich?«
    Traylor verstand, und ich hängte auf. Viele Köche verderben den Brei, und es ist nicht gut, wenn sich jeden Augenblick andere Leute mit dem gleichen Fall befassen: Ich stieg wieder die Treppe hinauf zu Phil. Er kniete neben Melli und hielt zwei Finger prüfend an dessen Halsschlagader.
    »Tot!«
    Während ich von der vergeblichen Verfolgung berichtete, griff ich in die Taschen des Toten und förderte den Inhalt zutage. Ein zerknautschtes Päckchen Zigaretten, ein Taschentuch, ein abgewetztes Feuerzeug, keine Papiere. Trotzdem war ich sicher, dass es sich bei dem Toten um Luigi Melli handelte.
    Wahrscheinlich hatte ihn sein Mörder verfolgt und ihn direkt vor der Tür oder auf der Treppe erstochen.
    Aus der Innentasche des Jacketts holte ich fünfzig Dollar. Es waren fünf Zehn-Dollar-Scheine, die zusammengewickelt waren und von einem

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