0355 - Monster aus dem Mörderwald
heller.
Und im nächsten Moment gelangte er ins Freie.
Aber damit war die Gefahr noch nicht beendet.
Das grüne Schirmfeld flackerte. Es stand kurz vor dem Zusammenbruch. Aber Fuchs und Eichhorn waren immer noch da und bekamen jetzt Verstärkung von einer schäferhundgroßen Ratte, die aus dem Unterholz hervorschoß. Ihr folgten zwei, drei weitere Ratten, die Zamorra angriffen.
Er rannte.
Aber die Tiere waren bei weitem schneller und verlegten ihm den Weg. Sie fielen über ihn her, rissen ihn zu Boden und versuchten, auf ihm herumtrampelnd, mit Klauen und Zähnen das grüne Schirmfeld zu durchdringen. Dabei kreischten, jaulten und fauchten sie, weil sie sich immer wieder selbst Verletzungen zuzogen.
»Nicole…«, schrie Zamorra. Wo blieb seine Gefährtin und Mitstreiterin? Sie mußte ihm jetzt helfen…
»Chef…«
Ihr Ruf gellte nicht weit von ihm auf.
»Der Koffer, Nici!« Er schleuderte ihn schon. In ihm befand sich der Dhyarra-Kristall, den auch Nicole benutzen konnte. Der Koffer flog durch die Luft. Zamorra konnte ihn nicht mehr sehen, weil er um sich schlug und trat und sich der Bestien zu erwehren versuchte, aber er hörte den Aufprall. Dabei öffneten sich die Schlösser, und ein Teil des Inhalts wurde über die Straße verstreut. Der Kristall rollte auf den Straßenrand zu. Dort standen die Bäume!
Nicole spurtete über die Straße. Mit einem Hechtsprung warf sie sich auf den rollenden Kristall und bekam ihn gerade noch zu fassen. Sofort setzte sie ihn ein.
Die Bestien, die Zamorra attackierten, zerfielen zu Staub.
Erleichtert richtete Nicole sich auf, den Kristall locker in der Hand. »Geschafft«, flüsterte sie heiser. »Du hast es geschafft, chéri…«
Sie ging auf Zamorra zu, der sich langsam aufrichtete. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Das grüne Leuchten um ihn herum verlosch.
Da war Flügelschlag in der Luft.
Ein gewaltiger Vogel schoß aus dem Himmel herab, auf Nicole zu! »Nici!« schrie Zamorra auf. »Hinter dir…«
Sie ließ sich fallen, stürzte dabei unglücklich und brauchte beide Hände, um sich abzufangen. Sie ließ den Dhyarra los. Im nächsten Moment rauschte der Riesenvogel über sie hinweg. Die Kreatur sah aus wie ein Specht, war aber um ein Vielfaches größer. Das Biest schlug die Fänge um den Dhyarra und schoß wieder in die Luft empor. Jagte mit rasendem Flügelschlag auf den Wald zu.
Zamorras Gesicht war eine Maske des Entsetzens.
Abermals blieb ihm nichts anderes übrig, als das Amulett einzusetzen. Ein greller magischer Blitz zuckte aus der Silberscheibe, erfaßte den Riesenvogel und verwandelte ihn in eine Feuerwolke, die mit brennendem Flügelschlag über dem Wald abstürzte. Etwas Blaues, Funkelndes, raste durch die Luft und verschwand hinter den Bäumen. Zamorra glaubte zu hören, wie Wasser aufspritzte, während der brennende Monstervogel, längst tot und zerpulvernd, sich in den Ästen verfing und einen Baum in Brand setzte.
Zamorra taumelte.
Er glaubte in einen Abgrund zu stürzen. Alles war umsonst gewesen.
Der Dhyarra-Kristall, den er unter solchen Mühen aus dem Wagen geholt hatte, lag unerreichbar weit im Fluß…
***
Das Grauen nahm seinen Fortgang.
Jetzt strömten sie aus dem Wald hervor, die ins Riesenhafte vergrößerten Monstren. Ratten, Füchse, Rehe, Kaninchen… und allen war der Riesenwuchs und die unerhörte Angriffslust eigen. Sie standen ebenso unter dämonischem Einfluß wie die Pflanzenwelt. Insekten strömten hervor; Ameisen, Spinnen, Fliegen, Schnaken, Libellen… und dazwischen ganze Schwärme riesiger Vögel. Die dämonische Kraft, die hinter all dem steckte, mobilisierte ihre Reserven.
Von einem Moment zum anderen verwandelte die Straße sich in ein Chaos.
Nicole sprang auf. Sie stürmte auf Zamorra zu, riß ihn mit sich. Aus den Augenwinkeln sah er, daß ein weiteres Haus brannte und daß der Bewuchs von Minute zu Minute dichter wurde.
Menschen schrien und flüchteten vor den heranstürmenden Bestien. Es blieb ihnen nur noch der Weg in die Häuser. Aber wie lange würden diese dem Druck der Mörderbäume noch standhalten? Wann fiel die nächste Bastion? Wann würden die Menschen endgültig aufgeben müssen?
Zamorra ahnte, daß die Katastrophe jetzt unabwendbar geworden war.
***
Nicht nur Magnus Friedensreich Eysenbeiß verfolgte interessiert das Geschehen. Auch andere Dämonen, unter ihnen Astaroth und auch der Fürst der Finsternis, hatten bemerkt, daß da etwas Ungeheuerliches im Gange war.
Über den Spiegel des
Weitere Kostenlose Bücher