0355 - Monster aus dem Mörderwald
Wagen ist doch noch mein Einsatzköfferchen, nicht wahr?« sagte er.
Nicole nickte. »Ja. Leider. Es war ein Fehler, den Wagen aus der Gefahrenzone herausbringen zu wollen. Aber ich ahnte doch nicht, daß die Straße so schnell Zuwachsen würde… und jetzt ist der Koffer unerreichbar.«
»Da zweifele ich daran«, sagte Zamorra. »Ich glaube doch, daß ich ihn holen kann. Und dann haben wir ein paar Möglichkeiten mehr, Magie anzuwenden.«
»Du bist verrückt«, sagte Nicole. »Das schafft keiner. Die Bäume werden dich sofort umbringen, sobald du in die Reichweite ihrer Äste kommst.«
Zamorra berührte sein Amulett. »Es wird mich schützen«, behauptete er. »Ich werde zumindest versuchen, an den Koffer heranzukommen. Wenn es nicht geht, kehre ich sofort wieder um. Aber ich glaube, das Amulett ist Schutz genug.«
Nicole sah ihn skeptisch an.
Aber sie wußte, daß sie ihn nicht von einem einmal gefaßten Plan abbringen konnte. Und Zamorra kannte das Risiko nur zu genau. Er war nicht so leichtsinnig wie Pierre. Er wußte, wie gefährlich die Mörderbäume waren.
»Viel Glück«, sagte sie. »Aber wenn es schiefgeht, werde ich dich nicht herausholen können.«
»Versuche es mit Lassowerfen«, empfahl er.
Nicole nickte. Sie küßte Zamorra. Dann wandte sie sich den anderen Männern zu. »Ein langes, stabiles Seil«, forderte sie. »Am besten aus Kunststoff. Vielleicht müssen wir Zamorra damit zurückzerren…«
Doch Zamorra wollte nicht darauf warten, bis die Lassoschlinge geknüpft war. Er wußte, daß jede verlorene Sekunde weitere Menschenleben kosten konnte. Das Haus neben Pierres Schuppen brannte jetzt schon. Die Bewohner wurden ins Freie geholt. Es war zwecklos, einen Löschversuch zu machen. Die Menschen kamen nicht an das Wasser in den Gräben heran, die inzwischen wieder vollständig überwuchert waren. Das Haus würde bis auf die Grundmauern niederbrennen.
Und die Bäume waren noch weiter vorgerückt. Inzwischen gab es kaum noch ein Haus, das nicht von größeren und kleineren Bäumen umgeben war, die versuchten, die geschlossenen Fensterläden einzudrücken…
Zamorra aktivierte die Abschirmung des Amuletts. Das grüne, wabernde Licht kroch über seinen Körper und hüllte ihn vollständig ein. Er hoffte, daß dieser magische Schutz ausreichen würde. Entschlossen ging er auf den Ortsrand zu, dorthin, wo hinter dem Dickicht in der zugewachsenen Straße der Mercedes stand…
***
Auf seinem Thron in der Hölle beobachtete Eysenbeiß das Geschehen. Er grinste unter seiner silbernen Gesichtsmaske, als er sah, was Zamorra tat. Und er erteilte den niederen Dämonen die Anweisung, den nächsten Befehlsimpuls auszusenden.
Geschöpfe, wie sie in dieser Form noch keines Menschen Auge jemals erblickt hatte, nahmen den Impuls auf. Gehirne, die kaum rudimentäre Intelligenz, aber ausgeprägte Instinkte besaßen, reagierten.
Die nächste Angriffswelle brandete heran.
***
Zamorra näherte sich dem Rand des Mörderwaldes. Die Straße verschwand einfach unter tiefliegenden Ästen mit dichtem Laub. Und dahinter sollte der Wagen stehen? Nichts war von ihm zu sehen.
Die Bäume nahmen Zamorras Annäherung sichtlich wahr. Die Äste und Zweige rankten sich ihm raschelnd entgegen. Sekundenlang zögerte er. Er ahnte, daß er verloren war, wenn sein Schutz verlosch.
Wenn gerade in diesem Moment irgendwo in der Tiefe der Hölle sein Erzgegner Leonardo deMontagne wieder einmal auf die Idee kam, Zamorras Amulett aus der Ferne abzuschalten… und das war ihm leider immer noch jederzeit möglich. Zamorra hatte noch keine Abschirmung gegen die Kräfte des Fürsten der Finsternis gefunden, der zuweilen unmotiviert zuschlug, nur um seinen Erzgegner in Schwierigkeiten zu bringen.
Aber es half nichts, wenn er hier stehenblieb. Er mußte etwas tun. In dem kleinen Köfferchen befanden sich allerlei Substanzen, aus denen man magische Pülverchen und Flüssigkeiten mischen konnte, und was noch wichtiger war: der Dhyarra-Kristall! Zamorra hoffte, daß er wenigstens damit etwas bewirken konnte, wenn er es schon nicht schaffte, mit dem Amulett gegen den Wald anzukommnen.
Er erreichte die ersten Äste und Zweige. Sie bewegten sich zuckend, peitschten gegen ihn…
Und prallten von dem grünlichen Schutzfeld zurück.
Sie konnten es nicht durchdringen, so sehr sie es auch versuchten.
Die Äste konnten sich zwar Zamorra so in den Weg stellen, daß er sie mühevoll zur Seite biegen oder zerbrechen mußte. Aber sie konnten ihn
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