0355 - Monster aus dem Mörderwald
überdeckten bereits das Dach und versuchten es zum Einsturz zu bringen.
Von drinnen kamen jetzt laute Rufe. Ein Stromkabel wurde gegen den Baum vor der Haustür gerichtet. Der Baum wollte zurückweichen, bekam aber die Elektrizität dennoch mit.
Aber dann gingen in ganz Gresanne die Lichter aus. Hinter den verschlossenen Fensterläden der Häuser verloschen die schmalen Streifen künstlicher Helligkeit. Schreie des Entsetzens erklangen. Der in Brand gesetzte Baum kippte in die Haustür hinein, ließ den dahinter liegenden Teppich jäh aufflammen.
»Stromausfall«, gellten Rufe. »Die Stromversorgung ist unterbrochen!«
Sie sind intelligent, dachte Nicole mit wachsender Verzweiflung. Sie haben festgestellt, woher der Strom kommt, und die Kabel ausgegraben oder die Masten zerstört…
Sie sah eine Kolonie großer schwarzer Käfer, handgroß, über die Straße marschieren. Die Käfer kamen aus dem Wald. Nicole -korrigierte sich. Nein, das waren keine Käfer. Das waren Ameisen. Riesige Ameisen, so groß wie Mäuse… wie Ratten…
Also waren auch die Tiere von der Veränderung betroffen.
Die rattengroßen Ameisen begannen, eines der Häuser anzugreifen. Ihre Beißzangen knirschten gegen Holz und Stein.
Nicole schloß die Augen. Sie wußte, daß es jetzt wohl nicht mehr lange dauern würde. Es sei denn, ein Wunder geschah…
***
Zamorra glaubte, der Schlag mit der Kofferraumdeckelkante müsse ihm den Arm gebrochen haben. Mit der anderen Hand führte er einen Abwehrhieb gegen die Bestie, die ihn angriff, während ihm das Wasser in die Augen trat. Der Schmerz war schier unerträglich. Die Bestie brüllte aber auch und zuckte zurück. So recht konnte sie sich mit dem grünen magischen Schutzfeld um Zamorra nicht anfreunden. Dennoch rannte sie wieder gegen ihn an, saß dabei auf dem Kofferraumdeckel und schränkte damit Zamorras Bewegungsfreiheit drastisch ein.
Was war das für ein riesiges Biest, groß wie ein Kalb und mit rötlichbraunem Pelz? Das Vieh mit den scharfen Krallen und den langen Zähnen im aufgerissenen Rachen ähnelte verblüffend einem ins Riesenhafte vergrößerten Eichhörnchen! Aber Eichhörnchen waren doch nicht so aggressiv…?
Dieses hier schon.
Und da tauchte noch ein zweites Ungeheuer auf, in - der Größe einem Pferd nicht unähnlich. Ein ebenfalls rötlichbrauner Pelz, eine lange, spitze Schnauze mit blitzenden Fangzähnen…
Ein gigantischer Fuchs…?
Der warf sich ebenfalls auf Zamorra, bedrängte ihn. Noch hielt das Schutzfeld den Biestern stand… Zamorra riskierte es, beide Bestien sekundenlang zu ignorieren, mit der freien Hand den Kofferraumdeckel ein Stück höher zu wuchten und trotz des teuflisch schmerzenden Armes den endlich gefundenen Magie-Koffer hervorzuzerren. Den schmetterte er dem Superfuchs um die Ohren, während der Kofferraum sich klackend unter dem Gewicht des Supereichhorns schloß. Zamorra war jetzt wieder etwas beweglicher. Er wich zurück. Bloß gab es hinter ihm wieder Äste, die nicht schnell genug weichen wollten und ihn damit stark behinderten. Den Bestien dagegen machten sie in rasendem Tempo Platz, so daß sie Zamorra immer wieder von allen Seiten attackieren konnten.
Er wollte den Koffer öffnen, den Dhyarrakristall herausnehmen, und schaffte das doch nicht, weil er immer wieder angegriffen wurde. Und er wußte nicht, wie lange das Schutzfeld noch halten würde.
Nicht mehr lange . …
Immer wieder wurde er von Prankenhieben getroffen und hin und her geschleudert. Das tat den Monstern mit Sicherheit mehr weh als Zamorra, aber es war auch hinderlich, und es steigerte absolut nicht sein ohnehin fehlendes Wohlbefinden, während er sich durch die Äste kämpfte.
Ich muß es schaffen, dachte er immer wieder. Ich muß es schaffen… ich muß durchkommen…
Nahm das Dickicht denn kein Ende mehr? War es noch weiter gewachsen, hatte es sich in Richtung auf das Dorf erweitert und verdichtet? Der teuflischste brasilianische Dschungel war nicht so schlimm wie dieses feindliche Pflanzenchaos, das ihm immer wieder neue Hindernisse in den Weg streckte. Und dazu die beiden Bestien, die ihm im Nacken saßen und ihn zu töten versuchten…
Zamorra keuchte. Er fühlte, wie seine Kräfte nachließen. Die Anstrengung, sich durch das Gehölz zu kämpfen, und der tobende Schmerz in seinem Arm forderten ihren Tribut. Aber er wollte nicht aufgeben. Er durfte nicht aufgeben. Das Leben zu vieler Menschen hing davon ab, ob er es schaffte oder nicht.
Da wurde es vor ihm
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