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0356 - Am Schleppseil hing der Tod

0356 - Am Schleppseil hing der Tod

Titel: 0356 - Am Schleppseil hing der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Schleppseil hing der Tod
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wenn man abgeschleppt wird. Da musst du Millimeterarbeit leisten. Ich aber kenne die schlimmsten Ecken und kann dir jedes Mal vorher Bescheid sagen.«
    Der Bursche kam mir immer naiver vor. Wahrscheinlich war das ein Lehrling der Gang. Nun war ich wirklich auf die anderen Typen gespannt.
    Der Fahrer des Abschleppwagens sprach kein Wort, während er die kurze und dicke Eisenstange an seinem und meinem Wagen festmachte. Als startklar war, brummte er nur: »Bist du schon einmal abgeschleppt worden?«
    »Ja, aus der Kneipe in meine Wohnung«, grinste ich und fügte hinzu: »Du musst mich zu Norbert Memphis bringen, Pier 16, Halle neun.«
    Er antwortete nicht.
    Wir fuhren los. Neben mir saß Ben Lee und grinste zufrieden vor sich hin.
    Eine ganze Weile rollten wir über die schier endlose Huntington Avenue. Fee machte mich dann auf eine gefährliche Kurve in die Tremont Street aufmerksam. Ich hätte sie auch ohne sein dummes Gerede glatt genommen. Am East Thomas Park wurde ich mit Absicht nervös und misstrauisch.
    Das Summen des Sprechfunkgeräts erschreckte mich. Damit hatte ich nicht mehr gerechnet. Bevor ich das Gerät ausfahren konnte, hatte sich Ben Fee bereits bedient. Er grinste.
    »Pass auf die Straße auf, ich erledige das schon. Dafür trinke ich nachher im Depot drei Doppelte auf dein Wohl.«
    Ben Fee hatte sich zu erkennen gegeben.
    Wir bogen rumpelnd scharf rechts in die Old Colony Avenue ein. Ich kannte das Villenviertel und auch den Savin Hill, hinter dem die Dorchester Bay lag. Ein Badestrand für Snobs und solche, die es werden wollten, war dort, aber kein Hafen. Eine vornehme Gegend wie Port Morris. Diese Bande hatte sich wahrscheinlich darauf spezialisiert, inmitten von Millionärsvillen ihre Nester zu tarnen.
    »Hallo, hier Point B… kommen.«
    »Hier BF. TH neben mir am Steuer. Alles okay. Sind gerade in OCA eingebogen.«
    »Gut. Wenn ihr da seid, bring sofort TH zu mir, damit ich mit ihm abrechnen kann. Ende.«
    »Du bist zwar viel älter als ich, aber du musst noch viel lernen, Haller«, quakte Fee überheblich. »Dieser Truck verschwindet nach dem Entladen.«
    »Und die Trucks, die ihr von Boston nach New York oder sonst wo hinschickt, die verschwinden auch alle?«
    »Nicht alle, nur die, die gestohlen sind. Dieser ist gestohlen.«
    »So… und die Fahrer dieser Trucks, was wird mit denen?«, bohrte ich.
    »Die gehen zur Marine und lernen Schwimmen«, höhnte Ben Fee.
    »Und ich?«
    »Du gehörst zu uns, mein Junge, dir passiert nichts, wenn du arbeitest, ohne viele Fragen zu stellen. Am besten, du fragst niemals. Auf keinen Fall den Boss.«
    »Wie heißt er?«, wollte ich wissen.
    »Ganz einfach Point B. Ist ja ein ulkiger Name, aber uns gefällt er, weil er für viele Bucks gut ist.«
    Der schmächtige Ben Fee hatte mich ,mein Junge’ genannt. Und ich dachte: Junge, Junge, wenn ich dir gleich den Hosenboden stramm ziehe, dann wirst du dich wundern.
    ***
    Allerdings sollte ich mich vorher noch mehr wundern. Die Dorchester Bay lag im diesigen Zwielicht und ziemlich verlassen da.
    »Feine Gegend«, sagte ich staunend.
    »Pass auf! Langsam auf die Bremse steigen!«, befahl der Junge.
    Als der Abschleppwagen in eine scharfe Rechtskurve bog, sah ich gerade noch im Rückspiegel den blauen Chrysler, der in etwa zweihundert Yards Entfernung stoppte. Der Streifenwagen blieb unsichtbar.
    Ich musste mich auf die Kurve konzentrieren. Wir fuhren in ein Grundstück ein, das von einer etwa 10 Fuß hohen Hecke eingezäunt war. Die Hecke bestand aus irgendeinem Rankengewächs. Auf einer schnurgeraden Parkstraße ging es etwa 300 Yards weiter. Vor uns breitete sich ein riesiges Gelände aus. Im Hintergrund sah ich eine Villa. Ein pompöser Bungalow neureicher Prägung.
    Fee warnte mich: »Pass auf, gleich geht es scharf rechts, nach hundert Yards halten wir. Du lässt den Truck stehen und kommst sofort mit mir.«
    Als wir ausstiegen, ließ Ben Fee seine halb aufgerauchte Zigarette fallen. Er führte mich durch eine schmale Pforte. Was ich sah, ließ mich staunen: Auf einer riesigen, fast 58 quadratischen Fläche standen acht Hallen, durch Baumreihen getrennt. Fee brachte mich in den Raum, an dessen Tür das Wort Privat stand. Ich musste sofort an Hal Scrow denken. Aber ich kam kaum dazu, noch mehr zu denken.
    »Du bist also Tim Haller«, sagte eine sonore Stimme ohne jede Betonung.
    Dann sah ich den Sprecher. Er stand hinter einem Schreibtisch, der nur sehr schwach von einer unsichtbaren Lichtquelle beleuchtet

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