0356 - Die Frau, die zweimal starb
Wagen. Ich will von dort aus unsere Freunde anrufen. Die sollen herkommen. Beim nächstenmal kann Myxin allein gehen. Ich halte nicht mehr den Schädel hin.«
Das sagte er jetzt, doch Sheila wußte genau, daß es ihr Mann nicht so meinte. Sie kannte ihn da besser.
Er war noch immer unsicher auf den Beinen und mußte sich bei seiner Frau abstützen, was ihm wiederum auch nicht gefiel, aber Sheila überhörte seinen diesbezüglichen Protest.
Zusammen mit ihrem Mann durchschritt sie einen düsteren Hinterhof an der Rückseite des Theaters. Die Wand besaß auch eine Rampe, wo Kulissen abgeladen wurden, wenn sie vom Transport kamen. Im rechten Winkel dazu befand sich ein großes verschlossenes Tor, durch das auch schwere, breite Trucks fahren konnten.
Neben dem Tor sahen sie eine Tür, und die war offen, wie Sheila schnell feststellte.
Die beiden traten hindurch und gelangten in eine Nebenstraße, die als Sackgasse endete. Das Theater lag in Soho, einen eigenen Parkplatz besaß es nicht, auch keine Tiefgarage, so hatten Bill und Sheila den Porsche in dieser Nebenstraße abgestellt.
Auf die Idee waren auch andere Besucher gekommen. Der rote Flitzer war so eingekeilt, daß sie weder vor noch zurück konnten und auch nicht zur Straßenseite hin, denn da versperrte ihnen ein dunkler Mercedes den Weg.
»Verdammter Mist«, sagte Bill, als er das sah. »So etwas hat uns noch gefehlt.«
»Was regst du dich auf?« erwiderte Sheila. »Du wolltest ja doch nur anrufen.« Sie hatte schon ihren Wagenschlüssel hervorgeholt, um die Türen zu öffnen.
Bill war froh, daß er sich setzen konnte. Vorsichtig kletterte er in die niedrige Flunder und ließ sich aufatmend in den Schalensitz fallen, von Sheila dabei kritisch beobachtet.
»Im Handschuhfach liegen Tabletten gegen Kopfschmerzen.«
Der Reporter verzog das Gesicht und fuhr durch sein braunes Haar. »Ja, gleich, ich will erst mit Suko oder Myxin sprechen. Die beiden können was erleben.«
Sheila reichte Bill den dunklen Hörer und tippte auch die entsprechende Nummer ein.
Schon nach dem zweiten Durchläuten wurde abgehoben. Suko meldete sich.
»Ah, du bist es«, sagte Bill. »Gib mir mal den Kleinen.«
»Was ist passiert? Deine Stimme klingt so gequetscht.«
»Nicht nur ihr geht es dreckig, auch mir. Komm, gib ihn mir.«
Wenig später hatte Bill den Magier am Apparat.
Er machte ihm keine Vorwürfe, sondern erklärte klar und deutlich, was ihm widerfahren war. Und er berichtete besonders ausführlich von dem ungewöhnlichen Verhalten der Pianistin.
»Dann ahnt sie etwas«, sagte Myxin. »Wieso?«
»Sie muß Informationen bekommen haben, daß sie schon einmal gelebt hat. Und diese Infos werden immer mehr. Hoffentlich kann sie das verkraften.«
»Bist du denn ihr Mörder?« Nach dieser Frage war es einen Moment still, bis Myxin als Antwort ein leises »Ja« abgab.
Bill mußte husten, als er das Wort vernahm. Die Reaktion war eher aus der Verlegenheit geboren. »Das ist natürlich ein Hammer. Wir werden dich wohl hier kaum für diese Tat verantwortlich machen können. Oder bist du anderer Ansicht.«
»Nein, damals herrschten andere Verhältnisse. Ich habe sie aus meiner damaligen Sicht umbringen müssen, weil mir einfach nichts anderes übrigblieb.«
»Kommen wir zu den beiden Männern«, fuhr der Reporter fort.
»Wer sie sein könnten, weiß ich leider nicht. Hast du einen Verdacht?«
»Auch nicht.«
»Vielleicht Atlanter?«
»Das ist natürlich möglich. Ich müßte die Kerle sehen, das wäre besser.«
»Die werden das Weite gesucht haben«, erwiderte Bill. »Man kann ja nie wissen. Ich für meinen Teil bin dafür, daß du dich hier sehen läßt. Es wäre bestimmt gut.«
»Das mache ich auch. Wo seid ihr?« Bill erklärte es ihm und fragte zum Abschluß, ob Myxin bereit wäre, nach der Vorstellung mit Gabriela di Fanti zu reden. »Natürlich werde ich mit ihr sprechen.«
»Darauf bin ich gespannt«, erwiderte Conolly zum Abschluß des Gesprächs. Sheila legte den Hörer wieder auf, und Bill lehnte sich so weit zurück, wie es eben möglich war. Er wischte sich übers Gesicht und schloß die Augen.
»Nimm eine Tablette, Bill.«
»Ja, gleich. Weißt du, was ich glaube, Darling?«
»Nein.«
»Daß wir hier den Faden einer verdammt heißen Spur in der Hand halten…«
***
Notbremsung im Tunnel!
Alptraum vieler Passagiere, ein vorprogrammiertes Chaos, das niemand verhindern konnte, denn es wurden Kräfte freigesetzt, die nicht mehr zu kontrollieren
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