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0356 - Die Frau, die zweimal starb

0356 - Die Frau, die zweimal starb

Titel: 0356 - Die Frau, die zweimal starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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heulen oder betteln zu hören. Daß sie so anders reagieren würde, war ihm unbegreiflich.
    »Schieß doch!«
    »Du willst wirklich freiwillig in den Tod gehen?« fragte Sorrow flüsternd.
    »Ich hätte sowieso sterben müssen.« Nach diesen Worten ging sie vor und direkt auf den Mann mit der Waffe zu.
    Selbst Sorrow, dieser abgebrühte Agent und Killer, war überrascht. Er drückte nicht ab und ließ die so zerbrechlich wirkende Pianistin näherkommen.
    Von dieser Frau ging eine Kraft aus, für die er keine Worte fand.
    Das war schon unwahrscheinlich, und er mußte hart schlucken.
    Auch als Gabriela gegen die Mündung stieß, tat er noch nichts und wartete nur ab.
    Überraschung zeichnete sein Gesicht. Zum erstenmal verloren die Züge etwas von dieser kalten Glätte, und auch die Mundwinkel des Mannes begannen zu zucken.
    »Warum schießt du nicht?« fragte Gabriela. »Weshalb drückst du nicht ab?«
    Sorrow atmete schwer. Dann schüttelte er den Kopf und sah, daß sich sein Partner in Bewegung setzte. Um den Flügel schritt er herum. Er ging leise. Seine Schritte waren kaum zu hören, und auch Gabriela störte sich nicht an ihn.
    Sie starrte allein Sorrow an.
    Klakev war ein hinterhältiger Bursche. Er ging über Leichen und besaß einen gewissen Spürsinn. Auch hier merkte er, daß etwas nicht stimmen konnte. So hatte Sorrow noch nie reagiert. Schließlich waren sie schon einige Jahre zusammen. Sorrow war immer der kalte, überlegen wirkende Typ gewesen, der weder Rücksicht noch Pardon anderen gegenüber kannte. Hier machte er Fehler, indem er zögerte, den Stecher der Waffe durchzuziehen.
    Das war nicht gut.
    Und es war auch nicht gut, wenn geschossen wurde. Klakev besaß zwar eine Waffe, nur war er nicht mit einem Schalldämpfer ausgerüstet, und einen normal lauten Schuß wollte er nicht riskieren. Er hätte unter Umständen gehört werden können.
    Deshalb griff er zu einem anderen Mittel. In der Nähe stand eine kleine Metallvase. Sehr handlich, aber ziemlich schwer. Er umklammerte sie mit der rechten Hand und näherte sich dem Rücken der Pianistin. Ohne zu zögern, ging er weiter, hob dabei den rechten Arm und stoppte nur kurz.
    Dabei sauste der Arm nach unten.
    Die Vase traf voll.
    Sorrow und Klakev schauten zu, wie der Körper der Pianistin in die Knie sackte. Das blonde Haar war auf dem Kopf plötzlich blutverklebt. Einen Laut gab die Frau nicht mehr von sich.
    Sie brach stumm zusammen und blieb zwischen den beiden Agenten verkrümmt liegen.
    Die Männer schauten sich an. Beide trugen dünne Handschuhe.
    Fingerabdrücke würden sie nicht hinterlassen. Über den Körper der Frau hinweg schauten sich die beiden an. Sorrow steckte dabei seine Waffe ein. Die lange Pistole verschwand unter seinem offenen Mantel.
    »War es falsch?« fragte Klakev.
    »Ich weiß nicht.«
    Der KGB-Agent grinste schief. »Was ist los mit dir, Gospodin? Weshalb bist du so ängstlich?«
    »Das bin ich nicht«, erklärte der andere. »Ich mache mir nur meine Gedanken.«
    »Und worüber?«
    »Es geht um sie. Wahrscheinlich ist sie tot.«
    »Sicher ist sie das«, erklärte der andere gefühlsroh. »Und was hat das zu bedeuten?«
    »Im Prinzip nichts. Dennoch denke ich darüber nach, was sie mir kurz vor ihrem Ende gesagt hat. Sie sprach von einem ersten Leben, du hast es ja gehört.«
    »Klar.« Klakev lachte leise. »Und du glaubst daran?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Sie hat so überzeugend gesprochen, daß ich unsicher wurde.«
    Der andere machte eine abwertende Handbewegung. »Was willst du denn? Das ist doch alles Unsinn. Atlantis. Westliche Dekadenz. Wenn sie nichts anderes haben, kommen sie mit diesen Dingen.«
    »Kann sein. Aber hat Gabriela nicht schon früher über dieses Thema geredet?«
    »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Gut.« Sorrow nickte. »Wäre das Problem erledigt. Ich bin nur gespannt, was sie in Moskau dazu sagen werden.«
    »Nichts, wenn wir es den Genossen gut erklären. Sie hatte den Auftrag gehabt, sich an die kunstbeflissenen Politiker heranzuwerfen. Wir wollten eine zweite Mata Hari, das ist uns nicht gelungen, aus welchen Gründen auch immer.«
    »Es war die falsche Person.«
    »Hättest du eine bessere gewußt?« fragte Klakev dagegen.
    »Nein, aber jahrelange Arbeit ist ausgelöscht worden. Man wird uns Vorhaltungen machen. Zudem müssen wir die Leiche wegschaffen. Gabriela war prominent, ihr Tod wird großes Aufsehen erregen, und wenn wir nicht achtgeben, geraten wir ebenfalls in die Schußlinie. Es

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