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0356 - Die Frau, die zweimal starb

0356 - Die Frau, die zweimal starb

Titel: 0356 - Die Frau, die zweimal starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Arm ausgestreckt, und der Zeigefinger deutete genau auf einen schwarzen Gegenstand, der sich lautlos durch den Spalt geschoben hatte.
    Es war der lange Schalldämpfer einer Waffe, die von einer behandschuhten Pranke gehalten wurde.
    Die Stimme gehörte einem alten Bekannten von Bill. Er hatte sie schon in Gabrielas Garderobe vernommen.
    »Hebt beide die Hände und macht euch zum Sterben bereit…«
    ***
    Garuda, der Adler!
    Der Feind aller Schlangen, der Todfeind der Höllenschlange, in deren Gestalt einmal Asmodis erschienen war, um das Hochhaus zu zerdrücken, in dem ich wohnte. [3]
    Garuda, das Reittier des Gottes Wischnu, der Vogelmensch mit der unglaublichen Gestalt, ein Mythos, ein Symbol der indischen Sagenwelt. Von vielen verlacht, nicht beachtet, unglaubwürdig gemacht, aber ich wußte, daß er existierte.
    Wieder bekam ich den Beweis.
    Im tiefsten Rumänien, umhüllt von der Düsternis des Tunnels, stand er da und leuchtete von innen heraus, so daß seine Gestalt auch für die anderen beiden zu erkennen war.
    »Ich werde verrückt!« hauchte der Schaffner. »Verdammt, das kann doch nicht wahr sein…«
    »Doch, es stimmt«, erklärte der Lokführer. »Es stimmt tatsächlich. Ich habe mich nicht getäuscht.«
    Nein, er hatte sich nicht getäuscht, das sah auch ich, und ich wußte gleichzeitig, daß Garuda nicht umsonst gekommen war. Er mußte einen Grund gehabt haben, und ich konnte diesem Grund auch einen Namen geben.
    Er hieß John Sinclair!
    Er mußte einfach so heißen, denn meine beiden Begleiter hinter mir hatten bestimmt nichts mit dem König der Lüfte zu tun, der sich uns in der Gestalt eines Menschvogels zeigte.
    Fürst der Vögel, König der Lüfte, Todfeind der Schlangen, diese drei Begriffe schossen mir durch den Kopf, als ich mir Garuda näher betrachtete. Ich verspürte keine Angst vor ihm, denn er stand, wenn man so wollte, auf meiner Seite. Garuda hatte mein und das Leben zahlreicher anderer Menschen gerettet, als er Asmodinas Höllenschlange besiegte. Außerdem zählte ich auch Gestalten und Wesen der Mythologie zu meinen Helfern, ich brauchte da nur an den Eisernen Engel zu denken, denn auch er war ein Fürst gewesen, damals, im alten Atlantis, wo er die Vogelmenschen geleitet und regiert hatte.
    Bis zum Hals besaß Garuda den Körper eines Menschen. Zwei Beine, zwei Arme, einen Leib, fünf Finger an jeder Hand, aber damit war sein Menschsein auch schon vorbei. Es begann bei den beiden Flügeln. Beim Eisernen Engel wuchsen sie aus dem Rücken hervor, bei Garuda zwar auch, aber sie waren mit den Außenseiten der Arme verbunden, und sie besaßen an ihren unteren Rändern zinkenartige Enden, die zum Körper hin immer kleiner wurden.
    Auf dem Hals saß der Kopf.
    Es war der Schädel eines Adlers. Gekrümmt und spitz stach der Schnabel aus dem Gesicht. Darüber lagen die Augen. Aus der hohen Stirn wuchsen zwei lange, nach innen gekrümmte Hörner, die sich an ihrem Ende wie zwei Halbkreise aufeinander zubewegen wollten. Zwischen den Hörnern befanden sich keine Haare, sondern dicht zusammengepappte Federn, die fast wie Schlangen wirkten.
    Das war also Garuda.
    Ich dachte über ihn nach und versuchte, mich an die erste Begegnung zu erinnern.
    Hatte er damals ebenso ausgesehen?
    Ich wußte es nicht mehr, weil es zu lange her war. Daß ich ihn überhaupt sehen konnte, lag am Licht, das im Innern seines Körpers aufstrahlte. Es besaß einen hellen, fast goldenen Schein und beherrschte das Aussehen des gesamten Körpers.
    Natürlich hätte ich dieser Gestalt Vorwürfe machen können. Es war nach menschlichem Ermessen ein Wahnsinn gewesen, sich hier auf die Schienen zu stellen, aber fragten solche Gestalten überhaupt nach Logik oder Empfindungen der Menschen?
    Ich glaubte es einfach nicht. Wenn ein Wesen aus der Mythologie etwas von einem Menschen wollte, zögerte es nicht lange, sondern handelte sofort.
    Mir war klar, daß ich an dieser Stelle meine normale Reise als beendet ansehen konnte und drehte noch einmal den Kopf zu den beiden rumänischen Bahnbeamten hin.
    Die Männer standen starr auf dem Fleck. Fähig, etwas zu sagen, waren sie nicht. Sie staunten, und ich habe selten bei Menschen einen so überraschten und unglaublichen Blick gesehen.
    Sie würden mitbekommen, was Garuda von mir wollte, sie würden es weitergeben, aber es gab wohl keinen, der ihnen Glauben schenkte. Bis auf den alten Marek, falls der diese seltsame und fast unglaubliche Geschichte zu hören bekam.
    Ich hob beide Arme in

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