Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0357 - Die Treppe der Qualen

0357 - Die Treppe der Qualen

Titel: 0357 - Die Treppe der Qualen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Erwiderung, sondern fragte nur mit scharfer und sehr betonender Stimme: »Bist du bereit, für einen Freund durch die Hölle zu gehen?«
    »Das bin ich!«
    »Bist du auch bereit, die schlimmsten Qualen auf dich zu nehmen, auch wenn du dabei in Lebensgefahr gerätst?«
    »Auch das will ich machen.«
    »Dann geh und hole den drittletzten Dolch, der sich in deinem Besitz befindet.«
    »Ich soll noch mal in die Wohnung zurück?«
    »Ja. Oder kannst du ihn herzaubern?«
    Das konnte ich natürlich nicht. Der Weg in die Wohnung kam mir sehr gelegen, denn jetzt konnte ich Shao mitnehmen und dort absetzen. Sie blieb dicht an meiner Seite. Erst als wir uns im Lift befanden, begann sie wieder zu sprechen.
    »John, mein Gott, was ist da alles geschehen, und was kommt noch auf uns zu?«
    »Auf mich, Shao, nicht auf dich. Du wirst im Haus bleiben. Ich gehe allein.«
    Sie klammerte sich an mir fest, schaute mich an und schüttelte den Kopf. »Das kannst du doch nicht, John. Du bist einfach zu schwach. Du wirst es nicht überleben.«
    »Wir haben auch den Sturz vom Dach überstanden«, erwiderte ich ziemlich locker.
    »Ja, aber das war etwas anderes.«
    »Trotzdem, Shao. Ich kann einfach nicht kneifen. Das mußt du verstehen. Es ist mein Job.«
    Sie nickte, als sich die Tür öffnete, und schaute während des Sprechens auf ihre Zehenspitzen. »So etwas Ähnliches habe ich schon öfter gehört, wenn Suko davon redete. Auch für ihn ist es immer nur der Job. Irgendwann einmal wird es schiefgehen.«
    Vor meiner Wohnungstür blieb ich stehen. »Bitte, Shao, mach daraus jetzt keine Grundsatzdiskussion! Du weißt, daß ich nicht anders handeln kann. Würde ich einmal damit anfangen, müßte ich es immer wieder tun und könnte nicht mehr in den Spiegel schauen. Vor meinem eigenen Gewissen stände ich wie ein Schuft da.«
    »Ich weiß ja«, sagte Shao, »daß du recht hast, John. Aber versuche auch, mich zu verstehen, und der Schock des Vom-Dach-Fallens sitzt bei mir noch tief.«
    Selbstverständlich konnte ich das verstehen. Wir diskutierten das Thema auch nicht länger aus, da ich mich beeilen wollte und auch mußte. Es ging um Mandras Rettung. Wenn ich ihn aus der Planke befreien konnte, hatte ich schon viel gewonnen.
    Ich brachte Shao zurück in ihre Wohnung, sprach noch einmal einige deutliche Worte und nahm ihr auch das Versprechen ab, daß sie Suko und die anderen informieren wollte.
    Dann ging ich.
    Meine Wohnung, so klein sie auch war, kam mir plötzlich so herrlich groß vor. So anders, so neu, denn ich hatte Schlimmes hinter mich gebracht und spürte erst jetzt richtig den Schock, der mich überkam. Meine Knie begannen zu zittern, und das Gefühl lief auch über den gesamten Körper bis hoch zum Nacken, wo es sich in einer Gänsehaut manifestierte.
    Ich führte den Dolch nicht immer mit. Er hatte ebenfalls seinen Platz in dem Schrank gefunden, wo auch der Kelch des Feuers stand. Auch seine Kräfte waren längst nicht alle erforscht und ausgelotet, doch mich quälten momentan andere Sorgen.
    Konnte ich es schaffen und meinen Freund Mandra Korab aus der Planke befreien?
    Und von welcher Hölle hatte Garuda gesprochen?
    Das alles mußte ich herausfinden. Meine rechte Hand streckte ich nach der Waffe aus.
    Sieben Dolche hatte es gegeben.
    Vier von ihnen befanden sich in Mandra Korabs Besitz, zwei waren im Lande Aibon verschwunden, während ich den letzten unter meine Fittiche genommen hatte.
    Vielleicht konnte er dem Inder helfen.
    Ich steckte ihn ein. Er paßte genau in die Scheide, in der sonst mein Silberdolch gesteckt hatte. Der war leider verschwunden. Der Urdämon Baal hatte ihn mir abgenommen, ihn für seine Zwecke umfunktioniert, und ich wußte nicht, wo er sich jetzt befand und ob er überhaupt noch die Eigenschaften besaß wie früher.
    Zudem gab es zwischen dem Dolch und dem Kreuz eine Verbindung, die ich bisher noch nicht herausgefunden hatte.
    Den Dolch in die Scheide steckend, wandte ich mich um und verließ meine Wohnung.
    Ich wollte Garuda nicht zu lange warten lassen und hoffte, daß sich auch keine Schlangen mehr dort aufhielten, wo wir beide uns treffen wollten.
    Deshalb war ich ziemlich vorsichtig, als ich die Dachtür öffnete und zunächst einmal hinausschaute.
    Leer fand ich es vor mir.
    Bevor ich es betrat, schaute ich mir noch einmal den Dolch an. Ich wollte sehen, ob sich vielleicht irgend etwas an ihm verändert haben könnte. Das war nicht der Fall. Die Waffe sah aus wie immer, und sie besaß ein gewisses

Weitere Kostenlose Bücher