0357 - Wenn Sparks Dämonen jagt
allein wieder ein«, sagte Sparks. »Und wenn Sie dann mit ihm sprechen wollen, müssen Sie schon warten, bis wir hier unseren Gespenster-Zoo eröffnen.«
»Hier?« Nicole hob die Brauen. »Sagen Sie nur nicht, Sie hätten McThruberry Castle übernommen.«
»Da McThruberry tot ist und keine Erben hat…«
Zamorra winkte ab.
»McThruberry hat die Burg verkauft«, sagte er. »Der rechtmäßige Besitzer ist Merlin of Caermardhin aus Wales. Ich bin einer seiner Bevollmächtigten.«
»Das glaube ich nicht«, entfuhr es Sparks.
»Ich kann Ihnen bei Gelegenheit eine Kopie des Kaufvertrages besorgen«, sagte Zamorra. »Was ist das überhaupt für eine Kateridee mit einem Gespenster-Zoo?«
Sparks war plötzlich in seinem Element.
»Sehen Sie, es ist so erschreckend, wie heutzutage mit Gespenstern umgegangen wird«, ereiferte er sich. »Da gibt es Leute, die Exorzisten herbeiholen, oder Geistertöter, und dann werden die Gespenster einfach umgebracht, ausgelöscht. Im günstigsten Fall schickt man sie ins endgültige Jenseits. Dabei bedenken diese Leute aber nicht, daß die Gespenster sich an den Ort ihres Spukens gebunden fühlen, daß es da Gefühle gibt, Heimatliebe… und da reißt man sie einfach aus ihrer vertrauten Umgebung. Nur weil in unserer modernen, aufgeklärten Zeit angeblich kein Platz mehr ist für echte Gespenster. Statt dessen veranstalten irgend welche Scharlatane künstlichen Spuk für sensationshungrige Touristen und kassieren gutes Geld dafür. Nein, Mister Zamorra. Wir gehen den anderen Weg. Wir wollen mit den Gespenstern Zusammenarbeiten. Wenn uns jemand ruft, dann vernichten wir den Geist nicht, sondern wir retten ihn. Und wir werden ihm eine individuelle Umgebung schaffen, in der er sicher ist… eben den geplanten Gespenster-Zoo.«
Nicole tippte sich an die Stirn.
»Damit reißen Sie die Geister doch auch aus ihrer vertrauten Umgebung.«
»Ich sagte doch, daß wir eine individuelle künstliche Umgebung schaffen, die den Heimatbedürfnissen des jeweiligen Geistes angepaßt ist…«
Zamorra und Nicole sahen sich an. Sie seufzten beide.
»Sie gehen von falschen Voraussetzungen aus, Colonel«, sagte Zamorra. »Seelen, die dazu verdammt sind, zu spuken, sehnen sich nach Erlösung. Sie möchten…«
»Papperlapapp«, sagte Sparks. »Sie sehen das aus Ihrer Warte als Geistertöter. Sie sehen in jedem Gespenst das Negative, das ausgelöscht werden muß. Sie müssen das mal aus der Sicht der Gespenster selbst betrachten…«
»Wo ist der Earl of Stayn?« unterbrach Zamorra ihn etwas schroffer als beabsichtigt.
»Eh? Sir… ?«
»Der Geist des Earls ist wichtig für uns«, sagte Zamorra. »Sie kennen ihn, Colonel. Die anderen Gespenster interessieren mich nicht. Aber den Earl muß ich befragen…«
»Sie werden ihn foltern wollen«, empörte sich Sparks.
Zamorra winkte ab. »Gespenster kann man nicht foltern - es sei denn, man sperrt sie in einen Zoo«, sagte er. »Wie wäre es, wenn wir uns bei einer Flasche Wein oder einem Bier näher über unsere Methoden und Ziele unterhalten? Nicht hier auf dem Burghof, auf dem sie wahrscheinlich ohnehin nicht gern gesehen sind.«
»Wollen Sie uns verjagen?« fuhr Sparks auf.
»Ich nicht«, sagte Zamorra. »Ich wollte nur feststellen, ob McThruberry tatsächlich wieder spukt. Offenbar tut er es. Und ich kann mir vorstellen, daß er es ist, der Sie hier nicht gern sieht. Denken Sie an den Schlag in die Kniekehlen, Commander. Denken Sie an die zugeschlagene Tür, Colonel… es wäre wohl wirklich besser, wenn Sie McThruberry Castle verlassen würden.«
»Hm«, machte Sparks.
Othmarsen sammelte die Geisterfalle auf und verstaute sie wieder im Wagen. Und er fragte sich, warum sie, obgleich sie aktiviert gewesen war, nicht auf McThruberry angesprochen hatte.
Da stimmte doch etwas nicht.
***
McThruberry, der Geist, war gar nicht so unfroh darüber, daß die Falle bei ihm nicht funktioniert hatte. Er hatte ihre Gefährlichkeit deutlich erkannt. Immerhin hatte er einen starken Sog gespürt, der ihn in diese Falle hatte reißen wollen. Doch er hatte sich dagegen anstemmen können. Die Tatsache, daß er an die normalen Gesetzmäßigkeiten nicht mehr gebunden war, half ihm und stärkte ihn.
So wie er sich bei Tageslicht bewegen konnte, so konnte er sich auch dem Sog widersetzen.
Er wagte gar nicht daran zu denken, was ihm zustoßen würde, könnte er dies nicht. Er durfte nicht damit rechnen, daß die anderen, die er gestern befreit hatte, ihm seinerseits
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