0358 - Das Gespenst aus dem Hexenforst
Probleme. Es ist ein Jammer, wenn man zuschauen muß, wie unser herrlicher Schwarzwald dahinsiecht…«
»Ach, hören Sie mir damit auf!« fuhr der General den deutschen Kommissar an. »Für mich allein zählt dieses verdammte Gespenst, das einige meiner Männer getötet hat, und Sinclair stellte sich dabei noch auf dessen Seite. Es will in meinen Kopf einfach nicht rein…«
»Einen Augenblick!« Ich unterbrach seinen wütenden Redeschwall. »So ist es ja auch nicht. Ich habe von einem Prinzip gesprochen und nicht, daß ich die Methoden dieser Rache billige. Ich werde mich mit allen Kräften dafür einsetzen, daß der Spuk vernichtet wird. Daß ich auf Ihrer Seite stehe, habe ich hinlänglich bewiesen, als ich Ihre beiden Männer rettete. Ich hoffe, Sie haben es nicht vergessen.«
»Nein, das habe ich nicht.«
»Dann bin ich beruhigt.«
»Auf jeden Fall sehe ich keinen Grund für einen Abzug«, erklärte der General. »Man hat uns den Kampf angesagt. Okay, Mr. Sinclair, meine Männer und ich werden diesen Fehdehandschuh aufnehmen und ihn zurückgeben. Mit allen Konsequenzen!«
»Wirklich mit allen?« fragte Suko.
»Jawohl.«
»Dann sind Sie sich hoffentlich darüber im klaren, was das bedeuten wird«, sagte ich.
»Das bin ich.«
»Es kann Sie Männer kosten. Und Sie werden das zu verantworten haben«, warnte Suko. »Denken Sie an die Besatzung des Hubschraubers. Damit fing es an. Über Sergeant Holmes ging es weiter. Dann kam Lieutenant Saxon an die Reihe. Wen wollen Sie noch opfern? Wer wird der nächste sein? Vielleicht Sie, General?«
Fry holte tief Luft. »Verdammt, Inspektor, was Sie hier tun, das ist der Beginn einer Meuterei. Sie hetzen meine Männer auf. Ich sehe das als eine Revolte an.«
»Sie vielleicht, ich nicht«, gab Suko lässig zurück. »Fragen Sie die Männer doch.«
»Hier wird nicht gefragt, hier wird angeordnet. Ich bekämpfe den Geist mit Maschinengewehren, meinen Panzern und Kettenfahrzeugen. Den verdammten Wald werde ich zerpflücken, auseinandernehmen, und daran kann mich auch dieses Gespenst nicht hindern. Quentin, Eastlow!« schrie er.
Die beiden Offiziere, die Suko und Will bewacht hatten, lösten sich aus dem Pulk der Soldaten.
»Sir?« Sie grüßten.
»Folgendes«, begann der General. »Ich teile die Leute in zwei Gruppen ein. Jeder von Ihnen wird eine Gruppe befehligen. Sie, Captain Quentin, nehmen sich die Westseite dieses Waldes vor, und Sie, Captain Eastlow, kümmern sich um den Osten, so daß wir praktisch eine Zange bilden. Ausgangspunkt ist unser Camp. Verstanden?«
»Yes, Sir!«
Beide sprachen synchron und grüßten wieder stramm.
»Wegtreten!«
Ich kam da nicht mit und schüttelte den Kopf. Auch Will Mallmann und Suko schauten sehr besorgt. Sie enthielten sich, ebenso wie ich, eines Kommentars.
Der General aber war in seinem Element. Er nahm die Ereignisse als einen persönlichen Angriff, fühlte sich beleidigt und wollte dementsprechend handeln.
Während die beiden Offiziere ihre Befehle gaben, wandte er sich uns zu. »Sie können ja bei mir bleiben«, sagte er. »Sie werden…«
Das laute Schreien eines Soldaten unterbrach ihn. »Mein Gott, mein Gott.«
Wir fuhren herum.
Uns wurde die Sicht versperrt, so daß wir zwei Männer zur Seite stoßen mußten.
Dann sahen wir den Soldaten, der geschrien hatte.
Er steckte bis zur Brust im Boden und sank mit erschreckender Geschwindigkeit tiefer…
***
Suko und ich verloren keine Sekunde und lösten uns zur gleichen Zeit, um auf den Mann zuzulaufen.
Während die Soldaten erst noch Befehle bekamen, hatten wir den Mann bereits erreicht und stoppten ab, als wir erkannten, daß wir keinen Schritt mehr weitergehen durften, denn vor unseren Fußspitzen befand sich die sumpfige Erde.
Suko warf sich zu Boden, ich ebenfalls. So bildeten wir eine Kette aus zwei Körpern. Ich lag am nächsten, streckte einen Arm aus und drückte die Hand in die wasserweiche Masse, auf deren Wellen brauner Kork zu tanzen schien.
Der Soldat schrie gellend. Ich selbst lag mit meinem Gesicht in seiner Höhe, konnte direkt in die Augen schauen und las in ihnen die Todesangst, die der Mann durchstand.
Es mußte für ihn furchtbar sein. Er weinte und schrie. Ich rief ihm aufmunternde Worte zu, aber ich glaubte nicht, daß es irgendeinen Sinn hatte.
Sein Schreien verstummte in einem gurgelnden und blubbernden Geräusch, denn das Zeug war ihm in den offenen Mund gedrungen und hatte jeden Laut erstickt.
Er sank ein.
Und er
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