0358 - Das Gespenst aus dem Hexenforst
ebenfalls«, sagte Suko. »Sie werden es nicht schaffen können. Dieser Wald wird zu einer Todesfalle für die Männer. Das fühle ich genau, das spüre ich.«
»Wie können wir es ändern?« fragte Will.
»Indem wir das Gespenst vernichten.«
Ich hatte dies gesagt, und der Kommissar schaute mich aus großen Augen an. »Natürlich, John, du hast recht. Indem wir es vernichten. Zeig mir den Weg, ich bin dabei.«
In Gedanken versunken, schaute ich mein Kreuz an. Konnte ich von ihm Hilfe erwarten?
Es war so schwer, so verdammt schwer, denn durch die Kräfte des Kreuzes würde es mir nicht gelingen, Mandragoro zu beschwören. Außerdem hatte er dieses Waldstück als Belohnung für einen seiner Diener abgegeben. Das Gespenst aus dem Hexenforst konnte schalten und walten, wie es wollte, und es würde seine Leute mit offenen Augen in ihr Verderben rennen lassen. Ich sah noch die blassen Gesichter der Soldaten genau vor mir, als mich die Männer, auf ihren Fahrzeugen sitzend, passiert hatten. Wohl war ihnen nicht dabei. Aber niemand wagte es, gegen den irrsinnigen Befehl des Generals auch nur ein Wort zu sagen.
Ich hätte es nicht als Meuterei angesehen, aber von diesem General konnte man nichts anderes verlangen, der war in seinem Denken zu sehr festgelegt.
Die Panzer und Fahrzeuge waren unseren Blicken entschwunden.
Die Tiefe des Hexenforsts hatte sie verschluckt. Wir hörten sie aber noch, ebenso das Krachen der Bäume und das Brechen im Unterholz, wenn sie sich mit Gewalt ihren Weg bahnten.
»Wie kann man diesen Mann stoppen?« fragte Will Mallmann und ballte die rechte Hand zur Faust.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Suko. »Er ist mächtig, zu mächtig…«
»Aber nicht allmächtig!« sprach ich dagegen.
Die beiden Freunde blickten mich erstaunt an. »Was meinst du damit, John?«
Ich deutete auf Will. »Du hast einen Vorgesetzten, Suko ebenfalls, und ich habe auch einen.«
»Und Fry auch!« vollendete Mallmann.
»Eben.«
»Willst du den Verteidigungsminister anrufen, John?« erkundigte sich Suko.
»Nein, das soll Sir James übernehmen, wenn ich ihm erklärt habe, was hier geschehen ist. Von höchster Stelle muß dieser General gestoppt werden. Solange übernehmen wir das Kommando.«
Die Freunde blickten mich ernst an und waren einverstanden. Ich spielte hoch, höher als ich mir vielleicht erlauben konnte, aber ich reagierte nicht beamtenhaft, sondern so, wie es die Lage erforderte.
Ungewöhnliche Dinge erfordern eben ungewöhnliche Maßnahmen.
Wir liefen zum Camp zurück. Fast alle Fahrzeuge waren verschwunden. Nur mehr den Jeep des Generals sahen wir und natürlich unsere Autos. Im Quartier brannte Licht, während die aufgebauten Zelte in der Dunkelheit aussahen wie kleine Hügel.
Hinter den Fenstern des Blockhauses sahen wir Lichtschein. Die Umrisse des Generals tauchten für einen Moment innerhalb des gelben Rechtecks auf, dann war er verschwunden.
»Der nachgemachte Napoleon!« preßte Suko hervor.
Ich ließ meine Freunde allein und lief zum Wagen. Ich war innerlich aufgeregt und hatte Mühe, meinen Atem unter Kontrolle zu halten, als ich die Nummer tippte. Hoffentlich stimmte mir Sir James zu und handelte in meinem Sinne.
Es wurde abgehoben. Bevor wir zu irgendwelchen Begrüßungsfloskeln kommen konnten, begann ich damit, dem Superintendenten die Lage genau zu erklären.
Er hörte mir stumm zu, aber er atmete schärfer und schneller, je länger mein Bericht wurde.
»Und das entspricht alles den Tatsachen?« fragte er, als ich nicht mehr redete.
»Ja, Sir.«
»Es ist unglaublich, was sich dieser General leistet.«
Ich atmete auf. Sir James befand sich also auf meiner Seite.
»Können Sie irgend etwas machen, Sir?«
»Und was?«
»Beim Minister intervenieren. Er soll, nein, muß diesen Irren einfach stoppen, sonst machen wir es mit Gewalt.«
Sir James überlegte einen Augenblick. »Ja, John«, sagte er dann.
»Sie haben meine Rückendeckung. Stoppen Sie General Fry mit Gewalt, wenn es sein muß.«
»Wollen Sie denn nicht…«
»Natürlich werde ich vorsprechen. Aber das kann dauern. Sie wissen ja, wie das ist. Ich vertraue Ihnen, bei Ihnen ist Eile geboten, alles andere erledigen wir später.«
»Danke, Sir.« Diese beiden Worte kamen wirklich aus vollstem Herzen. Wieder einmal war ich stolz darauf, so einen Chef zu besitzen, mochte er auch noch so viele Macken haben. Wenn es darauf ankam, war er für seine Männer da. Wir konnten uns auf ihn voll und ganz verlassen.
Meine
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