0358 - Das Gespenst aus dem Hexenforst
Freunde erwarteten mich mit gespannten Gesichtern, deren Ausdruck sehr bald einen Zug der Erleichterung annahm, als ich ihnen erklärte, was man mir mitgeteilt hatte.
»Hätte ich von Sir James gar nicht erwartet!« kommentierte Will Mallmann.
»Ja, man täuschte sich oft in ihm.« Wir drehten uns um, damit wir dem General die Nachricht übermitteln konnten.
Nach zwei Schritten schon blieben wir stehen, denn wir hatten es zur gleichen Zeit entdeckt, da wir alle drei in Richtung des Waldes schauten.
Dort hatte sich etwas verändert.
Es war dunkler geworden. Okay, nichts Unnormales, denn der frühe Abend war angebrochen.
Aber die Dunkelheit des Waldes konnte ich nicht als normal ansehen. Es war überhaupt nichts mehr zu erkennen. Kein Weg, keine Baumstämme, auch nicht die Zwischenräume.
Die Magie des Gespenstes hatte zugeschlagen. Der sonst völlignormale Wald war dabei, auf magische Art und Weise zuzuwachsen…
***
In General Fry tobte eine Hölle. Seine Augen brannten vor Wut. Er wußte, daß er einen Fehler machte, indem er seine Leute nicht abziehen ließ, aber er konnte nicht zurück. Einmal hatte er den Befehl gegeben, und daran wollte er sich halten. Einen Irrtum einzugestehen, das kam bei ihm nicht in Frage.
Und so näherte er sich mit stampfenden Schritten seinem Quartier. An der Tür drehte er sich noch einmal um.
Im Dämmerlicht wirkten seine Züge grau und kantig. Er hörte das Brummen der Motoren, und ein Lächeln huschte über seine Lippen.
Ja, das waren Laute, die ihm gefielen. Dahinter steckte die geballte Kraft einer ausgeklügelten Technik, und auch der Wald mit seinen komischen Kräften würde dagegen nicht ankommen.
Wenn die Panzer einmal rollten, hielt sie nichts auf. Höchstens Waffengewalt, und damit konnten seine Feinde nicht dienen. Zwei Panzer reichten hier. Die würden sich von verschiedenen Seiten die Schneisen bahnen, die notwendig für zukünftige Aufgaben waren.
Er dachte auch an die drei Männer.
Polizisten und Zivilisten. Courage hatten sie, das mußte Fry anerkennen, und sie ließen sich auch nicht so leicht ins Bockshorn jagen, aber ihre Ansichten wollte er nicht teilen.
Er schaute den Männern entgegen. Sie standen noch immer am gleichen Fleck und unterhielten sich.
Sollten sie doch, er wollte einen ersten Bericht schreiben, und dabei würden die Polizisten nicht ungeschoren davonkommen, das nahm er sich vor.
Im Quartier machte er zunächst einmal Licht, durchquerte den Vorraum und betrat sein Büro.
Zum Glück brauchte er seinen Einsatz nicht abhaken zu lassen, er war mächtig genug, sicherheitshalber setzte er sich allerdings nieder und schrieb einen ersten Lagebericht an den Minister der Verteidigung. Er würde mehrere Durchschläge bekommen, die dann verschiedenen Stellen zugeleitet wurden.
Da er durch die Ereignisse ein wenig zerstreut war, fiel es ihm nicht leicht, die entsprechenden Formulierungen zu finden. Deshalb stand er auf und begann mit einer kurzen Wanderung durch sein Büro, die er schnell wieder unterbrach, denn ihm waren die passenden Worteeingefallen. Auf der Schreibmaschine war er kein Künstler. Aus diesem Grunde setzte er sich nieder und schrieb den Bericht mit der Hand.
Die Schreibtischleuchte schickte ihren hellen Kegel auf das weiße Blatt, das sich allmählich füllte. Auch die Geräusche der rollenden Fahrzeuge waren verstummt, so daß sich der General wie in einer Insel der Stille vorkam.
Er schrieb und zuckte plötzlich zusammen, als er das Kratzen vernahm.
Er selbst hatte es nicht verursacht, denn er schrieb mit einem Kugelschreiber und nicht mit einer Feder. Also mußte es aus einer anderen Quelle stammen.
Aber aus welcher?
Langsam rückte sich der Offizier in die Höhe. Noch in der Bewegung vernahm er den Laut ein zweitesmal.
Das war nicht normal!
Der General dachte an die unerklärlichen Vorgänge innerhalb des Waldes, und plötzlich bekam er Furcht. Ein paarmal schluckte er und überlegte, ob es nicht besser war, das Quartier zu verlassen.
Es hätte wie eine Flucht ausgesehen. Andererseits befanden sich seine Leute im Wald. Niemand würde ihn sehen, bis auf die drei Polizisten, und die kümmerten ihn nicht.
Also weg!
Der General schritt auf die Tür des Vorzimmers zu. Das Geräusch wiederholte sich, und plötzlich vernahm er in seinem Rücken ein reißendes Splittern.
Sofort fuhr er herum.
Ein Bodenbrett war von einer unheimlichen Kraft in die Höhe geschleudert worden, fast bis zur Decke, wieder nach unten gefallen
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