0358 - Die Werkstatt der grauen Hyänen
zu suchen haben«, knurrte Fred Morgan mit einer Frechheit, die darauf schließen ließ, dass er sich sicher fühlte.
Statt einer Antwort hielt ihm der Lieutenant nur schweigend den Durchsuchungsbefehl hin und wandte sich mir zu.
»Wo sollen die Wagen sein, um die es sich handelt, Cotton?«, fragte er unsicher.
Ich zuckte die Achseln.
Die Bande hatte die frühen Morgenstunden benützt, um hier reinen Tisch zu machen. Das bewies, dass sie entweder eine Durchsuchung erwartet hatten, oder dass sie ihr Quartier auflösen wollten.
Ich tippte auf das Erstere.
»Sie waren hier, Lieutenant, aber wir sind zu spät gekommen«, meinte ich ein wenig kleinlaut.
Fred Morgan starrte mich verwundert an.
Wahrscheinlich hatte er meine Ähnlichkeit mit Sam Kidd erkannt und wunderte sich darüber.
Der Lieutenant drehte sich zu seinen Leuten um.
»Kämmt einmal die ganze Gegend durch, Boys«, knurrte er. Dann wandte er sich wieder Fred Morgan zu.
»Wo befindet sich ein hellgrauer Buick? Und wo ist ein Ford Thunderbird, der gestern hierher gebracht wurde?«, knurrte er bissig.
Fred Morgan machte große unschuldige Kulleraugen und warf dabei einen beunruhigten Blick auf mich.
»Sie müssen sich täuschen, Lieutenant«, erwiderte er dann. »Ich habe gestern keinen Auftrag erhalten, erst recht nicht für Fahrzeuge der Typen, die Sie erwähnt haben.«
»Dann strengen Sie Ihr Gehirn ein wenig an, Morgan«, erwiderte ich in dem Tonfall, den ich als Sam Kidd benützt hatte. »Ich kann Ihnen sogar verraten, dass ein gewisser Sam Kidd diese Wagen bei Ihnen abgeliefert hat.«
Fred Morgan starrte mir frech ins Gesicht, und ich konnte seinen Augen ablesen, dass er mich erkannt hatte. Aber er wusste noch immer nicht, wie er die Lage einschätzen sollte.
»Noch nie von ihm gehört«, antwortete er mit gleichgültiger Stimme.
Fred Morgan schwieg.
»Wahrscheinlich auch noch nie von Flip Kelly?«, forschte ich weiter.
Morgan nickte.
»Ganz richtig, Mister, ich kenne die beiden nicht.«
Ich grinste.
»Dann führen Sie uns mal zu dem Tresor in Ihrem Büro. Wir wollen uns doch mal das Schränkchen ansehen«, schlug ich vor.
Er murmelte etwas, aber dann ging er doch in Richtung des Büros. Wir sahen interessiert zu, als er den Tresor aufschloss.
Er war leer.
»Jemand hat hier ganz schön aufgeräumt«, meinte ich langsam. »Hoffentlich haben sie dabei nicht auch Sonny Harper mitgenommen. Der arbeitet doch hier, nicht wahr?«
Fred Morgan nickte mürrisch.
»Er liegt draußen unter der Motorhaube«, klärte er uns auf. »Dem Kunden eilt es.«
Ich grinste. »Uns auch. Sperren Sie den Tresor gut ab. Sie kommen am besten mit. Wir wollen uns ein wenig mit Ihnen unterhalten.«
Fred Morgan fuhr herum und starrte mich an.
»Sie haben kein Recht dazu, mich zu verhaften«, schrie er aufgeregt.
Phil tippte ihm beruhigend auf die Schulter.
»Immer schön ruhig, Mr. Morgan«, sagte er. »Wer spricht denn von Verhaften. Sie sollen uns lediglich bei der Untersuchung von mehreren Autodiebstählen und einem Mord helfen. Sie sind doch darin Experte.«
»Ich habe noch nie in meinem Leben einen Menschen getötet«, brüllte Fred Morgan wieder.
»Und wie steht es mit Entführung?«, fragte ich.
»Entführung?«, echote der Gangster, »nein, das ist nicht mein Gebiet. Ich liebe den elektrischen Stuhl nicht.«
»Aber von Autos verstehen Sie doch was«, fuhr ich dazwischen.
»Ein wenig«, gab er zögernd zu.
Phil lächelte.
»Na gut, warum denn nicht gleich? Weil Sie Experte sind, sollen Sie uns bei der Aufklärung von Autodiebstählen helfen.«
»Aber ich bin kein Experte…«, fing er wieder an.
»Machen Sie doch kein Theater, Morgan«, sagte ich. »Kommen Sie mit.«
»Gut«, sagte er, »aber ich werde mich beschweren.«
***
Phil trat hinter mir aus dem Büro.
Unter einem der Wracks starrte ein Farbiger mit großen Augen Fred Morgan nach, der mit dem Lieutenant zum Wagen ging.
»Sonny Harper!«, brüllte ich.
Plötzlich verbreitete sich das Gesicht des Farbigen zu einem Lächeln, und er robbte hervor. Er zeigte ein kräftiges Gebiss.
»Yes, Sir«, grinste er mich an, als er endlich vor uns stand. Auf dem krausen Haar thronte eine Wollmütze, die von der Army stammte.
»Kennen Sie mich, Harper?«, fuhr ich ihn an.
»No, Sir«, sagte er.
Ich nickte.
»Na, das ist ja egal. Agent Decker und ich sind vom FBI. Von dem haben Sie doch bestimmt schon gehört, Harper. Sie haben doch einen Chevrolet, Harper. Wo steckt denn der?«, erkundigte
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