0359 - Die Teufelsvögel von Bombay
Rad der Wiedergeburt zu betreten. Seine Seele war verloren. Alle Seelen derer, die von Ssacah-Kobras gebissen worden waren…
»Die Hausfassade ist glatt, es gibt keine Vorsprünge. Wir brauchten eine Bergsteiger-Ausrüstung. Aber es wäre viel zu auffällig, da draußen herumzuklettern. Es muß anders gehen.«
»Eine Bombe ins Zimmer schleudern… man könnte die Schuld internationalen Terroristen zuschieben…«
Verächtlich sah Tschomol den Schlangen-Mann an, der diesen Vorschlag gemacht hatte.
»Wir sind Ssacahs Diener und keine Bombenleger«, zischte er. »Laß dir etwas Besseres einfallen.«
Tirsa Sambhol, gerade erst zum Schlangen-Wesen geworden, kam auf die Idee. Sie war irgendwie noch unverbraucht, konnte noch am klarsten von allen denken. Sie dachte noch in teilweise menschlichen Bahnen.
»Es wäre möglich, das Fenster von außen zu erreichen, wenn man es vom Fenster des benachbarten Zimmers aus versucht.«
»Du stürzt ab…«, wandte Sadja Jagpur ein.
»Nicht, wenn ich es in Schlangen-Gestalt versuche…«
»Das könnte gehen«, überlegte Rangpa Tschomol. »Versuche es. Wenn du Glück hast, ist das Nebenzimmer nicht bewohnt. Wenn doch jemand darin sein sollte…«
»Mache ich ihn zu einem der unseren«, sagte Tirsa Sambhol erregt.
»Das kannst du nicht. Das können nur die Ableger Ssacahs. Wenn wir als Schlangen jemanden beißen, stirbt er an unserem Gift und ist für Ssacah verloren.« Er sprach so, als gäbe es den Dämon nicht, der mittlerweile durch Mansur Panshurab gewissermaßen ersetzt worden war.
»Schade… ich möchte so gern weiteren Menschen dazu verhelfen, Ssacah dienen zu dürfen«, sagte Tirsa.
»Du wirst auf andere Weise noch oft genug Gelegenheit dazu bekommen«, sagte Tschomol. Er deutete auf Goran Bhutur, den »Bombenleger«. »Du wirst dich bemühen, das Zimmer zu erreichen, in dem sich jener Zamorra aufhält. Du, Sadja, wirst ihn begleiten und hilfst ihm, falls er allein nicht fertig wird. Ich werde über euch wachen und eingreifen, wenn es nötig ist. Nun geht.«
Sie zerstreuten sich. Jeder wußte, wohin er sich zu begeben hatte. Im Hotel war Ruhe eingekehrt. Dennoch fielen die Schlangen-Menschen nicht auf. Nur durch ihre Augen unterschieden sie sich von den Hotel-Gästen, von den echten Menschen. Aber wer machte sich schon die Mühe, anderen genau in die Augen zu sehen, zumal wenn diese gewohnheitsmäßig halb geschlossen waren…?
***
Zamorra erreichte das Feuerzimmer. Die Tür war verschlossen, ihre Ränder und der Rahmen rauchgeschwärzt. Es roch immer noch nach Brand. Auf dem Teppich des Korridors befanden sich noch eingetrocknete Schaumreste, die mit den Schuhsohlen der im Zimmer herumstöbernden Männer nach draußen getragen worden waren. Zamorra berührte mit dem Ellenbogen die Türklinke und drückte sie herunter. Aber er konnte die Tür so nicht öffnen.
Er zog ein Tuch aus der Tasche, legte es auf den Griff und faßte jetzt richtig mit der Hand zu. Nichts zu machen. Die Tür war abgeschlossen. Genau betrachtet war das nur logisch. Anscheinend war die Polizéi bisher noch nicht aufgetaucht, auch sonst niemand außer dem Hotelpersonal. Man mußte verhindern, daß Neugierige das Zimmer betraten und Spuren vernichteten.
Im nächsten Moment sah Zamorra das Siegel zwischen Tür und Rahmen. Unwillkürlich trat er einen Schritt zurück. Offenbar war die Polizei also doch hier gewesen, allerdings ganz diskret in Zivil, wie es sich für ein Luxushotel gehörte, um die Gäste nicht in Verwirrung zu bringen. Die Polizei hatte das Zimmer versiegelt.
Am Ende des Korridors tauchte ein Zimmerkellner auf. Er schob einen kleinen Servierwagen vor sich her. Offenbar ließ sich jemand lange nach der Sperrstunde noch Getränke ins Zimmer bringen. Der Kellner stutzte, als er Zamorra vor dem Feuerzimmer stehen sah.
Zamorra ließ das Tuch, mit dem er Fingerabdrücke am Griff hatte vermeiden wollen, blitzschnell in der Tasche verschwinden. Er hoffte, daß der Kellner es noch nicht gesehen hatte.
»Sahib, kann ich Ihnen helfen?« fragte der Mann höflich. »Suchen Sie Ihr Zimmer?«
Zamorra nickte. »Ich muß mich in der Etage geirrt haben«, sagte er. »Darf ich erfahren, in welcher ich mich befinde? Mich wundert, daß das Zimmer verschlossen ist. Ich hatte es offen gelassen…«
»Das sollte man nicht tun«, sagte der Inder. »Unser Hoteldetektiv ist zwar tüchtig, aber manchmal schleichen sich dennoch Diebe ein, und wenn die Tür nicht verschlossen war, haftet das
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