0359 - Die Teufelsvögel von Bombay
Plötzlich bekam er einen Eindruck davon, was jene Hexen empfunden haben mochten, die er in seiner Zeit als Inquisitor in ferner Vergangenheit auf den Scheiterhaufen gebracht hatte. Nur hatte damals keine Sprinkler-Anlage gelöscht…
Eysenbeiß bekam die brennende und schmelzende Kunststofftasche zu fassen. Da war der Ju-Ju-Stab! Eysenbeiß umklammerte ihn. Auf seiner Hand bildeten sich Brandblasen.
Er hatte eine gewaltige moralische Niederlage hinnehmen müssen. Er mußte verschwinden, seine Wunden lecken. Er wollte dem Hotelpersonal gleich nicht Rede und Antwort stehen müssen.
Da flog die Tür auf! Da stürmten Männer in den Raum!
Und Eyenbeiß schaffte es irgendwie, die Beschwörung zu keuchen, sich zu drehen und mit dem linken Fuß aufzustampfen.
Mit einem Teil des Löschschaums um ihn herum fuhr er zur Hölle.
***
Zamorra war erschrocken zusammengezuckt. Feueralarm… er wußte nur zu gut, was aus einem Hotelbrand entstehen konnte. Das Schlimmste war nicht das Feuer, sondern die Panik der Hotelgäste, die zu flüchten versuchten und dabei sich selbst und die Retter und Löscher behinderten.
Hier und da wurden Türen aufgerissen. Die wenigen Gäste, die um diese Zeit bereits in ihren Zimmern waren, stürmten auf den Gang. Stimmen schrien durcheinander. Kaum jemand achtete auf Zamorra, der sich nach links gewandt hatte. Er befürchtete, daß der Feueralarm mit der Schlangen-Kraft zu tun hatte, die das Amulett jetzt nicht mehr anzeigte.
Die Tür zu finden, hinter der das Feuer ausgebrochen war, war nicht sonderlich schwer. Durch Schlüsselloch und Ritzen quoll Qualm hervor.
Da waren auch schon Hotelangestellte da. Einer riß einen Wandschrank auf und einen schweren Feuerlöscher aus der Halterung. Zwei Männer schleppten den Löscher zur Tür. Jemand schob Zamorra zur Seite, ein anderer wuchtete die Tür auf.
Zamorra hatte erwartet, daß eine Feuerlohe ihnen entgegenschoß. Aber anscheinend hatte die Sprinkleranlage das meiste bereits getan. An den Tapeten krochen noch Flammen empor, aber die große Feuersbrunst gab es nicht. Jetzt allerdings, da Frischluft in das Appartement strömte, drohte das Feuer wieder größer zu werden. Da jagte aber bereits der fauchende Strahl aus dem Feuerlöscher. Jemand schleppte ein weiteres Gerät heran. Zamorra glaubte mitten im Zimmer einen Mann zu sehen, der sich drehte, für ein paar Sekunden nur, so daß er schon an eine optische Täuschung glauben wolte. Dann war die Erscheinung verschwunden.
Der Professor ahnte nicht, wie nahe er Eysenbeiß gewesen war und damit auch dem Ju-Ju-Stab…
»Was wollen Sie hier? Bitte gehen Sie zurück, Sie behindern die Löscharbeiten und bringen sich nur selbst in Gefahr, Sahib«, wurde ihm gesagt. Zamorra seufzte. Die Leute hatten recht - vor allem, weil er vom Swimming-pool kommend nur Badehose und Amulett trug und deshalb recht verletzlich war. Aus dem Appartement strömte Hitze, und er nahm auch einen Hauch von Schwefelgestank wahr.
Schwefel…? Hölle?
War hier ein Abgesandter der Hölle gewesen?
»Verflixt, hier paßt doch was nicht zusammen«, murmelte er. Er suchte nach einer Möglichkeit, das Zimmer untersuchen zu können. Aber das würde man ihm nicht gestatten. Er war weder Detektiv noch Versicherungsgutachter, sondern nur ein Hotelgast.
Die einzige Möglichkeit bestand darin, heimlich einzusteigen, wenn die Löscharbeiten beendet waren, und das Appartement zu untersuchen. Das Amulett würde ihm dabei helfen können. Vorläufig aber konnte er hier nichts tun. Er zog sich also widerstrebend zurück.
Er ahnte nicht, wie knapp er ein Ereignis verpaßt hatte, das noch unheilvolle Folgen nach sich ziehen sollte. Vielleicht hätte er es noch verhindern können, wenn er von Anfang an die Dinge richtig gedeutet hätte. Wenn er sich nicht auf eine falsche Spur hätte bringen lassen. Und - wenn er dem Dhyarra-Kristall mehr Beachtung geschenkt, sich nicht auf Ted Ewigks Ankündigung verlassen hätte.
Aber auch Männer wie Professor Zamorra sind vor Fehlern nicht gefeit. Winzige Fehler, die sich summieren und irgendwann zur Katastrophe führen.
Irgendwann…
***
Die Druidin, über deren Identität Eysenbeiß nach wie vor rätselte, lachte zufrieden. In ihren Händen hielt sie an einem sicheren Ort die Messingfigur der Schlange. Sie spürte das schwache, unheilige Leben in Ssacahs Ableger. Es reichte noch nicht. Sie würde die Schlange kräftigen müssen, ehe sie für die Zwecke der DYNASTIE eingesetzt werden konnte.
»Es
Weitere Kostenlose Bücher