Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0359 - Meine Henkersmahlzeit

0359 - Meine Henkersmahlzeit

Titel: 0359 - Meine Henkersmahlzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
erfahren. Eines der Räder mußte genau über ihn hinweggerollt sein, denn der Kopf war regelrecht plattgewalzt.
    Ein Bild, das mir unter die Haut ging und mich trotzdem neugierig machte. So sah eigentlich kein Mensch aus, der unter die Räder eines Wagens gekommen war. Völlig ohne Blut!
    Ich bückte mich.
    Im Hintergrund hörte ich den Fahrer mit meinem Vater reden.
    Der Mann beschwerte sich noch immer darüber, daß ihm der Junge einfach vor den Wagen gelaufen war. Die Antworten, die mein Vater ihm gab, hörte ich nicht. Mich interessierten auch nicht die Schritte, die sich dem Ort des Geschehens näherten.
    Mochte der Park noch so leer gewesen sein, irgendwelche Zeugen, die den Unfall gesehen hatten, gab es immer noch. Und sie wollten sich die Sache aus der Nähe anschauen.
    Ich faßte unter die Gestalt, um sie anzuheben. Dabei mußte ich Kraft aufwenden, denn so schwer hatte ich mir den Jungen nicht vorgestellt. Er war nicht nur schwer, auch hart, das wiederum wunderte mich.
    Wie konnte ein Körper diese Schwere besitzen? Der Junge war höchstens zehn oder elf Jahre alt.
    Da seine Haut sehr glatt war, mußte sie aus einem anderen Material als die eines normalen Menschen bestehen. Das aber sollten unsere Wissenschaftler bei Scotland Yard feststellen.
    Den Jungen wollte ich nur von der Straße wegschaffen.
    Drei Schritte weit ließ er mich kommen. Dann reagierte er plötzlich und schlug zu.
    Beide Arme schossen von der Seite her nach oben. Ich bekam den Kopf nicht schnell genug aus der Gefahrenzone und wurde zweimal getroffen. Einmal erwischte es mich rechts und zur gleichen Zeit links, so daß ich die schweren Treffer spürte, denn sie schüttelten mein Hirn regelrecht durch. Schmerzen schossen wie Blitzstrahlen durch meinen Kopf, ich wollte es nicht, aber ich ließ den Jungen los und sackte dabei selbst in die Knie. Den Aufschlag spürte ich bis in die Oberschenkel hinein und hörte den erschreckten Ruf meines Vaters.
    Den Jungen hatte ich natürlich losgelassen. Vornübergebeugt kniete ich auf der kalten Erde, hob meinen Kopf mühsam an und sah den »toten« Jungen rennen.
    Ja, er rannte weg!
    »Das ist doch Wahnsinn!« brüllte der Fahrer. Er lief ihm aber nicht nach, sondern hämmerte mit beiden Fäusten gegen seine Wagentür, während er von den Zuschauern unverwandt angestarrt wurde.
    Ich spürte die stützenden Hände meines Vaters unter den Achselhöhlen, der mir hochhelfen wollte und hörte auch seine besorgte Frage. »Ist dir etwas passiert, Junge?«
    »Nein, nein, es geht schon, glaube ich. Ich muß den Jungen zu fassen bekommen.«
    »Aber du kannst doch nicht…«
    Und ob ich konnte. So gut es mein Vater auch meinte, meine heftigen Bewegungen unterbrachen ihn, und mir gelang es wieder auf die Füße zu kommen.
    Diesmal würde ich den Jungen nicht unterschätzen, das stand für mich fest, als ich mich an die Verfolgung begab. Wohin er laufen wollte, war mir nicht klar, jedenfalls hatte er die Straße wieder verlassen und rannte schräg in den Park hinein.
    Obwohl es ihm nicht möglich war, besonders leichtfüßig zu rennen, war er doch schnell. Geschickt nutzte er Abkürzungen und die natürlichen Deckungen aus, so daß ich mich noch mehr beeilen mußte, wollte ich ihn einholen.
    Der Kopftreffer hatte mir zugesetzt. Im Hirn arbeitete ein kleines Kraftwerk. Die Kälte biß in mein Gesicht, vor dem Mund flatterte der Atem. Hin und wieder sah ich den Jungen wie ein huschendes Gespenst erscheinen. Er rutschte künstlich angelegte Hänge hinab und überquerte mit einem Sprung einen zugefrorenen Bach.
    Dann hatte er Pech.
    Hinter dem Bach stieg das Gelände natürlich wieder an. Er kam dort auf, bekam aber das Übergewicht, weil er auf dem schrägen Boden das Gleichgewicht nicht halten konnte, fiel auf seine plattgedrückte Schulter und rollte wieder zurück.
    Auf so etwas hatte ich gewartet. Mit gewaltigen Schritten näherte ich mich dem Jungen, der dabei war, sich wieder auf die Beine zu stellen. Auch ich erreichte das Bachbett, und zwar in dem Augenblick, als der Junge es geschafft hatte und auf allen vieren den Hang in die Höhe kroch.
    Er war zu langsam.
    Ich setzte mit einem gewaltigen Sprung über das Bachbett hinweg, warf meinen Oberkörper nach vorn, um das Gleichgewicht zu halten.
    Der Junge würde mir nicht entkommen.
    Das dachte ich nur bis zu dem Moment, als über mir eine düstere Gestalt in einem dunklen Mantel erschien. Wie ein Todesbote schien er aus dem Nichts gekommen zu sein, und er hielt

Weitere Kostenlose Bücher