036 - Der Teufel von der Schönheitsfarm
umhüllte Healeys Körper. Dann verstummte die Stimme, und die Musik erklang wieder. Ohne es zu wollen, tanzte er mit Maria. Anfangs waren seine Bewegungen unsicher, doch nach einigen Schritten tanzte er locker und entspannt.
Sie kamen an der Stufenpyramide vorbei und blieben stehen. Wie unter einem unsichtbaren Zwang beugte sich Healey vor, und seine suchende Hand fand ein Glas, das er an die Lippen setzte und auf einen Zug leertrank. Eine ölige, penetrant süß schmeckende Flüssigkeit rann durch seine Kehle und verbreitete eine wohlige Wärme in seinem Magen. Er tanzte weiter. Die Frau in seinen Armen drängte sich enger an ihn. Er konnte ihr Gesicht nicht sehen, doch er spürte die drallen, heißen Brüste, und das lange Haar berührte seine Wangen.
Die Gier erwachte in ihm. Er wollte die Frau besitzen. Das Verlangen schlug wie eine Woge über ihm zusammen. Er zog Maria auf den Boden, klammerte sich an sie und genoß die Glut ihres Körpers. Ein leises Stöhnen kam über seine Lippen, als er sich mit ihr vereinigte.
Für einen Augenblick glaubte er, daß sein Körper platzen würde. Seine Arme und Beine schienen vom Rumpf gerissen zu werden. Ein Prickeln rieselte sein Rückgrat herunter und breitete sich in seinem Unterleib aus. Einige Sekunden fühlte er sich unendlich schwach, doch dieser Zustand hielt nicht lange an. Plötzlich strömte eine seltsame Kraft auf ihn über. Der Rauch, der ihn noch immer einhüllte, pulsierte und warf Blasen. Gierig preßte Healey sich enger an Marias Körper. Er hatte den Eindruck, als würden unsichtbare Ströme von ihrem Körper auf den seinen überspringen. Er schloß die Augen und wurde vor Wonne und Genuß geschüttelt. Die Empfindung war so stark, daß er glaubte, ohnmächtig zu werden.
Die Zeit stand still. Es konnte Minuten oder Stunden gedauert haben, bis er aus seinem tranceartigen Zustand erwachte. Er schlug die Augen auf. Der Rauch war verschwunden. Im Zimmer war es dunkel; nur von der Stufenpyramide ging ein schwaches Leuchten aus.
Er drehte sich zur Seite und hob langsam den Kopf. Neben sich erblickte er eine Frau. Er beugte den Kopf. Sie atmete schwach. Ihr langes Haar war schneeweiß, das Gesicht eingefallen. Der zahnlose Mund stand offen, und Speichel rann aus dem rechten Mundwinkel. Sie trug einen roten Umhang, der über der Brust offenstand. Ihre Brüste lugten hervor; sie waren schlaff und unansehnlich.
Healey setzte sich auf. Er erinnerte sich. Es war Maria, die neben ihm lag. Sie war um mindestens zwanzig Jahre gealtert. Healey sprang auf. So leicht hatte er sich schon seit Ewigkeiten nicht mehr bewegen können. Er hob den rechten Arm. Seine Schüttellähmung war verschwunden. Auch sein Arm hatte sich verändert; vor wenigen Stunden war er noch dünn wie ein Stock gewesen, jetzt war er muskulös.
Eine der anderen Gestalten stand leichtfüßig auf. Sie streckte sich und kam lächelnd auf Healey zu. Es war Agathe Barrymore. Vor wenigen Stunden war sie eine häßliche alte Frau gewesen, das Haar weiß, das Gesicht mit Falten übersät. Jetzt fiel ihr Haar weich und locker auf die Schultern, das Gesicht war glatt, der volle Busen straff und fest.
»Wie sehe ich aus?« fragte sie.
»Wie höchstens fünfunddreißig. Das ist einfach unglaublich!«
Agathe lachte zufrieden. »Es ist wieder einmal gelungen. Ich bin so glücklich.«
»Und was ist mit mir?« fragte Healey heiser.
Agathe musterte ihn. »Sie sehen wie fünfundvierzig aus.«
»Ich will mich sehen«, flüsterte er. »Wo ist ein Spiegel?«
»Kommen Sie mit.«
Sie griff nach seinem Arm, zog ihn durch den Raum und öffnete eine Tür. Sie traten in einen hellerleuchteten, schmalen Gang, dessen rechte Wand mit Spiegeln bedeckt waren. Healey machte zwei Schritte, dann blieb er stehen. Er schloß die Augen und drehte sich den Spiegeln zu. Sein Herz schlug schneller. Langsam öffnete er die Augen und starrte sich an. Dann lächelte er und schlug sich vor Vergnügen mit den Händen auf die Schenkel. Er sah aus wie vor dreißig Jahren. Seine Gestalt war kräftig, das schmale Gesicht markant und sein dunkelbraunes Haar glatt und voll.
»Goddard hat sein Versprechen wahrgemacht. Ich bin jung und gesund. Ich kann es noch immer nicht glauben.«
Er trat einen Schritt vor und strich sich durchs Haar, und immer wieder schüttelte er verwundert den Kopf. Dann spürte er die Müdigkeit. Seine Lider wurden schwer wie Blei. Jemand griff nach seinem Arm und zog ihn mit sich.
Dorian hatte ein ausgiebiges Essen
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