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0360 - Die Rache des Kopflosen

0360 - Die Rache des Kopflosen

Titel: 0360 - Die Rache des Kopflosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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abschätzendes Fixieren, ein irgendwie wissender und grausamer Blick, der etwas enthielt, das man mit einer tödlichen Drohung umschreiben konnte.
    Der Junge merkte nichts davon. Er hatte sich mit dem kleinen John Conolly angefreundet, und die beiden bildeten ein gutes Team.
    Sie überlegten, was sie anstellen sollten. Eine Schneeballschlacht hatten sie bereits hinter sich, sie wollten auch keine neue mehr beginnen, sich statt dessen aber um andere Dinge kümmern.
    »Sollen wir noch rutschen?« fragte Johnny. Der andere Junge nickte. »Ja.«
    »Wie heißt du eigentlich?«
    »Doug.«
    »Ich bin Johnny.« Doug wischte sich mit seinen nassen Handschuhen den Schnee aus dem Gesicht. »Der Name gefällt mir besser als meiner. Und wie heißt du weiter?«
    »Conolly.«
    »Ich Watson. Das ist aber egal.«
    »Na, ja«, sagte Johnny und deutete auf die vereiste Rutschbahn.
    »Sollen wir da runter?«
    »Meinetwegen.« Sie rannten los. Der Schnee war inzwischen von ihren Füßen festgestampft worden, so daß sie jetzt besser laufen konnten. Um den kürzesten Weg zur Rutsche zu nehmen, mußten sie dicht an dem Gerüst vorbei, auf dem noch immer der Rabe hockte.
    Er bekam alles mit.
    Der Ausdruck seiner Augen hatte sich ein wenig verändert. Ein rötlicher Schimmer füllte jetzt die gesamte Pupille aus, so daß dieses Augenpaar einen unnatürlichen Glanz bekommen hatte.
    Und einen gefährlichen…
    Keiner hatte bisher auf den Vogel geachtet. Erst Douglas fiel er auf. Er blieb stehen und deutete mit der ausgestreckten Hand schräg in die Höhe. »Johnny, guck mal, der Vogel.«
    »Na und?«
    »Daß der hier sitzt.« Der kleine Conolly holte ein paarmal Luft. Er hatte knallrote Wangen bekommen, in seinen Augen leuchtete es, und der Vogel schien ihnüberhaupt nicht zu interessieren. »Ist doch egal, daß der hier sitzt.«
    »Weil die anderen alle verschwunden sind.« Douglas mußte schreien, um sich überhaupt verständlich machen zu können, denn andere Kinder rannten lärmend an ihnen vorbei.
    »Aber seine Augen…« Doug ließ nicht locker. »Was meinst du damit?«
    »Guck doch mal! Die sind richtig komisch. So rot.«
    Jetzt schaute auch Johnny hoch. Der Rabe hatte bemerkt, daß über ihn gesprochen wurde, er senkte den Kopf. Wiederum plusterte er sich auf und breitete sogar seine Schwingen aus. Ein leises, irgendwie höhnisch klingendes Krächzen drang den beiden Kindern entgegen, wobei sie sich wie auf einer Insel vorkamen, denn der Rabe besaß nur Augen für sie und schlug sie regelrecht in seinen Bann.
    Besonders Doug.
    Johnny zupfte ihn schließlich am Ärmel. »Komm schon, was sollen wir noch hier?«
    »Der Vogel, Johnny.«
    »Was ist denn?«
    »Der schaut mich an.«
    »Mich auch.«
    »Aber nicht so böse. Du, ich habe vor ihm Angst. Ehrlich, richtige Angst.«
    »Vor dem Vogel?« Johnny lachte.
    »Ja, Mann. Der ist mein Feind. Wenn ich jetzt eine Fletsche hätte, würde ich ihn da wegschießen.«
    »Das geht doch nicht!« entrüstete sich Johnny. »Man kann doch nicht so einfach Tiere töten. Jeder Vogel ist wichtig, hat mein Daddy gesagt. Die fressen auch das Ungeziefer!«
    »Das weiß ich auch.« Doug wollte sich nicht blamieren, obwohl ihm dies niemand gesagt hatte. »Trotzdem guckte der mich so richtig böse an. Ich will weg.«
    »Vom Spielplatz?«
    »Erst noch rutschen.«
    Damit war Johnny einverstanden. Die beiden Jungen liefen auf die Rutsche zu und sahen nicht, daß ihnen der Rabe nachschaute.
    In seinen Augen leuchtete tatsächlich ein böses Licht. Er fixierte die Rücken der Kinder, wie ein Profikiller vor dem Angriff. Bei einem Menschen hätte man diesen Ausdruck mit einem gewissen Grinsen umschreiben können. In diesem Tier schien tatsächlich die Seele eines anderen zu stecken.
    Johnny hatte die Rückseite der Rutsche als erster erreicht und kletterte auch vor seinem Spielkameraden hoch. Die beiden Frauen waren im Gespräch vertieft. Weder Sheila noch das Kindermädchen achteten auf ihre Schützlinge.
    Die Stufen der Rutsche waren glatt, aber Johnny wußte, wie er zu klettern hatte. Er war den Weg nicht zum erstenmal gegangen.
    An dem zweiseitigen Geländer hielt er sich fest und erreichte die kleine Plattform. Dort blieb er geduckt stehen, drehte sich um undbeobachtete Doug, der ihm nachgeklettert kam.
    »Ich zuerst!« rief Johnny, ließ sich auf den Hosenboden nieder, gab sich noch ein wenig Schwung, saß auf der Eisfläche, schaute die Bahn hinab und rutschte los.
    Er war schnell, kippte ein wenig nach rechts,

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