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0360 - Die Rache des Kopflosen

0360 - Die Rache des Kopflosen

Titel: 0360 - Die Rache des Kopflosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war, lag auf dem Schneehügel, hatte die Arme ausgebreitet und hielt noch den Raben fest.
    Der war nicht mehr zu bremsen. Wiederum kam er durch, brachte Sheila Wunden bei, und sie konnte einfach nicht anders. Sehr schnell löste sie den Griff.
    Sofort entwischte das Tier. Es flatterte, stieg in die Höhe, begann zukrächzen und wurde von Sheilas Blicken verfolgt. Die beiden starrten einander an.
    Zum erstenmal konnte sich die Frau auf den Blick der unheimlichen Augen konzentrieren.
    Aus ihnen leuchtete der blanke Haß!
    Nie hatte Sheila solche Augen bei einem Vogel gesehen, und das Krächzen kam ihr vor wie eine verstellt klingende menschliche Stimme, die ihr eine Warnung zurufen wollte.
    Blutrot leuchteten die Augen, und Sheila glaubte ein Wissen darin zu lesen, das für einen Vogel unwahrscheinlich war. Gleichzeitig auch eine Warnung und ein Versprechen.
    Dann drehte sich der unheimliche Rabe in die Luft, krächzte noch einige Male, flatterte wild mit den Flügeln, verlor ein paar Federn und stieg in den grauen Winterhimmel, wobei er bald in dem mit Schnee bedeckten Geäst eines Baumes verschwand und von den Frauen nicht mehr gesehen wurde.
    Sheila kam auf die Beine. Sie stand ebenfalls unter einem leichten Schock. So dauerte es einige Sekunden, bis sie sich wieder zurechtfand und hinter sich Doug Watsons Schluchzen hörte. Er lag in den Armen des Kindermädchens, die ihn endlich erreicht hatte und mit einem sauberen Taschentuch sein von Schnee und Blut beschmiertes Gesicht abtupfte.
    Johnny stand daneben und schaute starr auf seine Mutter, die zu ihm ging und einen Arm um ihn legte. Im Hintergrund hatten sich dieanderen Kinder versammelt. Sie wagten allerdings nicht, näher heranzukommen, sondern blieben dort.
    »Johnny«, sagte Sheila, »weißt du, wie das geschehen konnte? Du warst doch bei ihm.«
    Der Kleine schaute seine Mutter an. »Ja, ich habe es irgendwie gemerkt. Er… er hatte Angst.«
    »Vor dem Vogel?«
    Johnny nickte so heftig, daß ihm einige Schneereste von seiner Kapuze fielen. »Doug mochte ihn nicht.« Johnny deutete auf das Klettergerüst. »Als wir da standen und der Vogel so komisch guckte, hatte er schon Angst gehabt.«
    »Wie komisch guckte der Vogel?«
    »Weiß ich auch nicht. Mir kam das nicht so vor, Mummy. Frage ihn doch mal.«
    »Schon gut, Johnny.« Sheila drehte sich um. Sie schaute erst nach, ob der Rabe irgendwo lauerte, das war nicht der Fall. Keinen einzigen Vogel konnte sie entdecken.
    Das Kindermädchen war außer sich. Sie stand neben der Rutsche.
    Der Junge hatte sich an sie gepreßt, und gemeinsam weinten sie, daß die Tränen die Wangen entlangliefen.
    »Ich begreife es nicht«, sagte Helen zu Sheila, als diese auf sie zukam. »Sie etwa?«
    »Kaum.«
    »Aber da muß doch etwas vorher gewesen sein. Vögel sind harmlos. Sie greifen keine Menschen an. Höchstens im Film…«
    »Im Prinzip ja«, erwiderte Sheila. »Hier haben wir es wohl mit anderen Dingen zu tun.«
    »Wieso?«
    »Haben Sie die Augen gesehen?«
    »Nein, Mrs. Conolly, so nahe bin ich nicht an ihn herangekommen. Das ging alles zu schnell.«
    »Er schien mir kein normaler Vogel zu sein«, erklärte Sheila.
    »Wieso das?«
    Sheila winkte ab. »Ich erkläre es Ihnen später noch, Helen. Vielleicht«, schränkte sie ein. »Jetzt möchte ich mir gern den kleinen Doug genauer ansehen.«
    »Ja, ja…«
    Sheila ging in die Hocke, als das Kindermädchen den Jungen herumdrehte. Doug Watson weinte. Von zahlreichen Schnabelhieben war er getroffen worden. Sie hatten seine Kleidung aufgerissen und waren bis auf die Haut durchgedrungen, wo sie Wunden hinterlassen hatten, die auch jetzt noch bluteten. Das Gesicht des Kleinen interessierte Sheila besonders. Beide Hände legte sie gegen seine Wangen, die feucht von den Tränen und dem tauenden Schnee waren. Doug zuckte zusammen, als Sheila unabsichtlich eine der Wunden berührte. »Schon gut, mein Junge, wir bringen dich jetzt zu einem Krankenhaus. Sollen die sich die Wunden mal ansehen.«
    »Es tut aber so weh!« jammerte Doug Watson.
    »Das glaube ich dir. Deshalb werden wir schnell in den Wagen steigen. Da wird es sofort warm.« Sie wandte sich an das Kindermädchen. »Wie sind Sie hergekommen?«
    »Mit einem Taxi.«
    »Okay, dann nehmen wir meinen Wagen. Sie können die Eltern ja vom Krankenhaus anrufen.«
    »Ja, das mache ich. Mein Gott, was werden die sagen?«
    »Wieso? Fürchten Sie sich davor?«
    »Ja, die Watsons sind ziemlich streng. Eine seltsame Familie. Dort wird noch

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