Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0360 - Die Rache des Kopflosen

0360 - Die Rache des Kopflosen

Titel: 0360 - Die Rache des Kopflosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Bäume warfen kurze Schatten auf die freien Schneeinseln. Die Schatten schienen ebenso erstarrt zu sein wie die gesamte Umgebung.
    Doch einer bewegte sich.
    Bestimmt kein Baum, der stand fest in der Erde. Ich behielt den sich bewegenden Schatten im Auge und erkannte, daß er sich dem Haus näherte.
    Gleichzeitig war das helle Klappern der Hufe lauter geworden, für mich ein Beweis, daß der Reiter kam.
    Ich sah ihn.
    Aus dem Schatten wurde die Gestalt des Kopflosen, wie sie auf dem Rücken des hellen Pferdes saß, dem Haus entgegenritt und unter meinem Fenster stoppte.
    Ich schaute nach unten, der andere nach oben.
    Nur nicht normal, wie man es kennt. Der Kopflose hob den rechten Arm, und wieder sah ich auf seinem Handteller den Schädel liegen. In der klaren Luft erkannte ich sogar die blassen Augen und die wirr abstehenden, weißen Haare.
    Wollte er etwas von mir?
    Wahrscheinlich, sonst wäre er nicht unter dem Fenster stehengeblieben. Er hob den Kopf noch ein Stück an, damit sich der Blickwinkel verbesserte. Ich stand nicht allzu weit von ihm entfernt, zwar nicht genau im Fensterausschnitt, und doch konnte es mir gelingen, seinen Schädel mit einer Kugel zu treffen.
    Genug Munition besaß ich noch, denn ich hatte die Beretta nachgeladen. Weshalb ich es nicht tat, wußte ich selbst nicht. Ich gehorchte meinem Gefühl und wollte zunächst einmal wissen, ob mich der Reiter überhaupt gesehen hatte.
    Ja, er hatte es, denn seine Worte, die aus dem Maul des Schädels drangen, waren an mich gerichtet.
    »Mörder!« hörte ich eine dumpfe, echoschwingende und hohl klingende Stimme. »Verfluchter Mörder, du. Ich werde mich furchtbar rächen, denn ich sorge dafür, daß dich der Tod nicht mehr aus den Klauen läßt. Du bist verloren, denn du hast es gewagt, meinen Diener zu töten. Dieses Haus und diese Bewohner gehören mir, und wer sich mit ihnen einläßt, ist ebenfalls des Todes…«
    Das war deutlich genug. Ich sah keinen Grund mehr, mich zu verstecken und ging einen Schritt zur Seite, so daß sich meine Gestalt direkt innerhalb des Fenstervierecks abhob. Unter meinen Sohlen knirschten die Glassplitter, wenn ich sie noch weiter zertrat, und unsere Blicke trafen sich.
    Ich schaute auf den Kopf. Bei der ersten Begegnung hatte ich das schwache Leuchten gesehen, das die Gestalt umgeben hatte. Dieser geisterhafte Schein war nach wie vor da, so daß ich die Konturen des unheimlichen Reiters sehr deutlich ausmachen konnte.
    Er wollte den Kampf. Okay, er sollte ihn haben. Ich wollte allerdings nicht, daß er noch mehr Menschen in Gefahr brachte, deshalb drückte ich meinen rechten Arm mit der Beretta nach vorn und dabei schrägüber die Kante des Fensters hinweg.
    Ich zielte auf ihn.
    Das merkte er.
    Ob er aus Angst oder aus Taktik reagierte, war mir nicht bekannt.
    Jedenfalls blieb er nicht an seinem Fleck, drückte dem Tier die Hacken oder Sporen gegen die Weichen und ritt an.
    Sein Ziel war das Haus.
    Nur nicht die Tür.
    Bevor ich mich von meiner Überraschung erholt hatte, war der Reiter schon verschwunden.
    Er war kurzerhand durch die Hauswand geritten, als wäre sie für ihn überhaupt nicht vorhanden.
    Voller Zorn mußte ich zugeben, daß ich die Qualitäten und Fähigkeiten meines Gegners unterschätzt hatte, und ich dachte auch an die unten versammelten Menschen.
    Sekunden später vernahm ich schon den ersten Schrei!
    ***
    Selbst Suko, der allerhand erlebt hatte, war von dem Klappern der Hufe überrascht worden. Helen und Mrs. Watson standen wie erstarrt auf der Stelle, der Inspektor dagegen hockte auf der Couch.
    Er überwand zuerst die Überraschung und handelte so, wie man es von ihm gewohnt war. Er holte seine Pistole hervor, legte sie neben sich, zog auch die Dämonenpeitsche und schlug einmal einen Kreis über den Boden. Die drei Riemen rutschten hervor.
    Jetzt war auch diese Waffe einsatzbereit.
    Die beiden Frauen hatten zugeschaut, und ihre Blicke waren verständnislos, aber Suko wollte ihnen auch nichts erklären. Dazu war jetzt nicht die Zeit.
    Auch die Peitsche legte er auf die Sitzfläche und wartete ab.
    Das Klappern nahm an Lautstärke zu. Ein Zeichen, daß sich der Kopflose dem Haus näherte. Den Geräuschen nach zu urteilen, ritt er nicht auf die Tür zu, sondern nahm Kurs auf eines der Fenster oder die Außenwand.
    Suko dachte an John Sinclair. Wie auch die anderen hatte er die Schüsse gehört. Am Klang hatte er die Beretta erkannt, und er nahm an, daß John gegen den Raben gekämpft und auch

Weitere Kostenlose Bücher