0361 - Satans Trucker
den Weg. Wir schritten durch einen Palmenwald. Überall verteilt sahen wir Teiche.
Von den Bergen wehte ein kühler, für uns angenehmer Wind, und wir brauchten endlich mal nicht über Schnee oder Glatteis zu laufen.
Es war einfach wunderbar.
Rekonvaleszenten kamen uns entgegen. Die Männer und Frauen gingen über gepflegte Wege. Sie schritten langsam, grüßten freundlich, und ich entdeckte bei ihnen so teure Pelzmäntel, wie ich sie noch nie zuvor in meinem Leben gesehen hatte.
Nach einer Weile erreichten wir auch den Hauptzufahrtsweg, der direkt zum Haus führte. Hier war Lärm verboten. Es durfte auch nicht gehupt werden, und das Personal saß in kleinen Elektroautos, die auf mich wie übergroße Spielzeuge für Erwachsene wirkten.
Wer den Hügel nicht hinaufgehen wollte, konnte sich mit einem schräg am Hang laufenden gläsernen Lift fahren lassen. Das war wirklich ein sagenhafter Service.
Jane ging neben mir. Sie hielt mit einer Hand den Würfel, die andere hatte sie in meine gelegt. Klar, daß in ihr die Angst wuchs.
Ich hätte dieses Gefühl ebenfalls gehabt.
Ihre Finger zitterten. Obwohl Jane einen Wollmantel trug, der fest geschlossen war und im unteren Drittel noch enger zulief, fror sie doch.
»John, ich habe Angst!« hauchte sie.
»Es wird trotzdem nichts schiefgehen.«
»Das sagst du so, aber ich kann nicht daran glauben. Was passiert denn, wenn man mir den Würfel nimmt, um das andere Herz einzusetzen. In diesem Augenblick bin ich wehrlos, da kann alles zu Ende sein.«
»Die Ärzte sind bereits informiert. Auch sie werden sich ihre Gedanken gemacht haben.«
»Sicher, aber das ist nicht so wie bei einem normalen Patienten. Ich dürfte ja gar nicht mehr leben«, sagte sie gequält.
»Laß es bitte darauf ankommen.«
»Bleibt mir ja nichts anderes übrig.«
Wir hatten mittlerweile den Eingang erreicht. Es war gewaltig.
Von beiden Seiten liefen breite Auffahrten genau an diesem Ort vor der großen Glastür zusammen.
Bill Conolly nickte uns zu. Wir verstanden das Zeichen, blieben für einen Moment zurück und ließen den Reporter als ersten gehen.
Als sein Fuß einen Kontakt berührte, bewegte sich die Scheibe. Beinahe lautlos rollte ein Teil von ihr zur Seite, und wir konnten in eine mit weichem Teppichboden und Sitzinseln ausstaffierte Halle gehen, die eines Luxushotels zur Ehre gereicht hätte.
Es war tatsächlich imposant. Wir wurden von dieser Pracht zwar nicht erschlagen, aber das Gefühl, sich in einem Krankenhaus oder Sanatorium zu befinden, kam erst gar nicht auf.
»Gefällt es dir hier?« fragte ich Jane.
»Wir werden später weitersehen.«
Suko schaute sich ebenfalls um. Er hatte seine Lippen leicht nach unten gezogen, ich fragte nach dem Grund.
»Wenn ich daran denke, wie viele Menschen in veralteten Krankenhäusern liegen, könnte ich hier auf den Teppich spucken. Amerika ist eben was für Reiche.«
Da hatte er recht. Auch ich hätte es lieber gesehen, wenn wir Jane in einem normalen Krankenhaus hätten behandeln lassen können, so etwas war leider nicht möglich.
Bill hatte sich inzwischen mit einer Schwester oder Portiersfrau unterhalten, die an der Anmeldung stand und in einem Buch nachschaute, dessen Ledereinband mir auffiel.
»Ja, natürlich«, hörten wir ihre Stimme. »Sie kommen aus London wegen einer Operation.«
»Ja.«
»Hatten Sie einen guten Flug?«
Bill nickte. »Kann man wohl sagen. Sogar sehr kurz war er.«
Die Schwester begriff nichts und schaute daher ein wenig irritiert aus der Wäsche, so daß ich mir ein Grinsen nicht verkneifen konnte.
Dann griff sie zum Telefon, sprach mit irgend jemandem und bedeutete uns, noch einen Moment Platz zu nehmen.
»Wenn Sie eine Erfrischung wollen, ich lasse gern servieren.«
»Kaffee könnte nicht schaden.«
Wir waren einverstanden, bis auf Jane. »Für mich bitte nichts.«
Wir fanden unsere Plätze in einer der Ruheinseln, bekamen sehr schnell den Kaffee und schenkten ihn aus den silbernen Kannen in Tassen aus hauchdünnem Porzellan.
»Wie lange werdet ihr bleiben?« fragte Jane.
»Bis du es hinter dir hast.«
Sie schaute mich erstaunt an. »Willst du Wochen oder Monate hier verbringen?«
»Nein, das hatte ich nicht vor.«
»Aber so lange wird es dauern.«
Ich ließ meine Tasse sinken. »Jane, vergiß alles, was mit einem normalen Kranken zusammenhängt, denn du bist anders. Bei dir muß es auch anders laufen.«
»Wie?«
»Wir haben keine Zeit, dich lange untersuchen zu lassen. Die Operation kann
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