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0363 - Der Gnom mit den sieben Leben

0363 - Der Gnom mit den sieben Leben

Titel: 0363 - Der Gnom mit den sieben Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der dunklen Lederhalfter holte.
    Während er die Mündung auf den Mann richtete, so daß der Bucklige wie von einem dunklen Auge angeglotzt wurde, verhärtete sich sein Gesicht. Die Züge schienen allmählich einzufrieren, und in seine spaltbreiten Augen trat ein lauernder Ausdruck.
    »Er wird schießen, Vater!« vernahm Braker hinter sich die Stimme des Mädchens.
    »Ja, laß ihn…«
    »Hör zu, du verfluchter Kretin! Ich blase dir das Gehirn aus dem Schädel, und deine Tochter wird mich davor nicht zurückhalten können, das schwöre ich dir.«
    Der Gnom hob seine langen Arme ein wenig in die Höhe und begann, mit den Fingern zu wedeln. »Das braucht sie auch nicht. Mir ist es egal, ob du schießt.«
    »Dann willst du sterben?«
    »Nein.«
    »Aber das passiert, wenn ich schieße.«
    »Vielleicht«, erwiderte der andere. »Vielleicht auch nicht. Du kannst es versuchen. Ja, schieß!«
    Tassilo Braker war unsicher geworden. Diese Unsicherheit steigerte sich noch, als der Kretin vor ihm die Arme hob, die Lippen verzog und so etwas wie ein Grinsen produzierte.
    Ohne sich dabei umzudrehen, sprach er das Mädchen an. »Und du wirst zuschauen, wie ich deinen Vater kille.«
    »Ja mach es!« erwiderte Della kalt.
    Das erschreckte den anderen. Mit einer solchen Reaktion hatte er nicht gerechnet. »Du hast nichts dagegen?«
    »Nein.«
    »Weshalb nicht? Haßt du ihn?«
    »Er ist mir egal.«
    Braker begann glucksend zu lachen. »Hast du es gehört, Alter, deine Tochter hat gesprochen. Du bist ihr egal. Du bist ihr sogar scheißegal. Weshalb bist du gekommen?«
    »Weil ich sie zurückholen will!«
    Jetzt mußte der andere lachen. »Zurückholen willst du sie. Zu dir vielleicht? Das ist lächerlich. Ich habe beschlossen, daß sie zu mir gehört, und dabei bleibt es. Hast du verstanden?«
    »Sicher.«
    »Schieß schon«, sagte Della. Ihre Stimme klang völlig gefühllos.
    Sie goß bei ihren Worten sogar Champagner ins Glas. Der Barbesitzer hörte die Geräusche. »Willst du nicht?«
    Da feuerte er.
    Braker drückte ab. Nicht nur einmal, sondern dreimal. Jedesmal bäumte sich die Waffe in seiner rechten Hand auf. Er sah, wie die Kugeln in den verwachsenen Körper schlugen, er roch das Waffenöl und auch den Pulverschmauch. Es war noch der gleiche Geruch wie früher. Der Begleiter des Todes.
    Und doch war früher etwas anders gewesen. Da hatten die Opfer nicht gelacht.
    Der Bucklige aber lachte.
    Er lachte sogar, als die dritte Kugel in seinen Körper fuhr. Er flog zurück, fiel auf seinen Buckel, rollte sich herum und blieb auf der Seite liegen, ohne sich zu rühren.
    Tief atmete sein Mörder durch. »Das war es«, sagte er stöhnend.
    »Der tötet keinen mehr.«
    »Nein, das war es nicht!«
    Della hatte gesprochen, und er hörte hinter sich ihre Schritte. Er drehte sich um.
    Sie kam lässig näher. Wie sie das Glas hielt, ließ auf Routine schließen. Neben ihm blieb sie stehen. Mit der freien Hand deutete sie auf ihren toten Vater.
    »Das war es wirklich nicht.«
    »Wieso?« schrie Braker. »Was sollen diese verdammten Wiederholungen eigentlich?«
    »Weil er nicht tot ist.« Ihre Antwort klang lässig und auch lakonisch. Dabei nahm sie noch einen Schluck Champagner.
    Braker schaute seine neue Freundin an, als hätte er eine Geisteskranke vor sich. »Wie… wie kannst du das sagen?« flüsterte er.
    »Verdammt, wie kannst du so etwas behaupten?« Er wurde sich erst jetzt darüber klar, was die Worte der jungen Frau zu bedeuten hatten, fuhr auf dem Absatz herum, packte Della an den Schultern und schüttelte sie durch. Eine Hand drückte er in den Nacken und drehte den Kopf so, daß Della direkt auf ihren toten Vater schauen mußte. »Da liegt er, verdammt. Drei Kugellöcher hat er im Körper, Das übersteht keiner. Wie kannst du dann behaupten, daß er nicht tot ist?«
    Er ließ sie los. Della rieb über ihren Nacken und ging zwei Schritte zurück. »Weil er sieben Leben hat.«
    Das Lachen des Mannes schallte schrill durch die Bar. »Was hat dein Vater?«
    »Sieben Leben!«
    »Aber jetzt nur noch sechs, oder wie? Eines habe ich ja zerstört.«
    Er fing an zu lachen.
    »Das kommt nicht ganz hin. Es kann auch sein, daß er nur noch vier hat. So genau bin ich darüber nicht informiert, doch das werden wir noch alles sehen.«
    »Sieben Leben.« Braker steckte seinen Revolver weg und ging im Kreis. Dabei schlug er gegen seine Stirn. Immer wenn er sie berührte, erklang ein klatschendes Geräusch.
    Della rührte sich nicht. Sie blieb

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