0363 - Der Gnom mit den sieben Leben
tun?«
»Auch.«
»Und sonst?«
»Mit meiner Vergangenheit. Mehr kann ich dir nicht sagen. Ich muß einfach darüber nachdenken und mir über viele Dinge endlich klarwerden. Das werde ich auch schaffen.«
»Ohne Hilfe, Jane?«
»Ja, ohne. Weil es nur mich angeht. Verstehst du? Es geht nur mich etwas an!«
»Schade.«
Sie drehte sich wieder um und legte eine Hand auf mein Knie.
»John, ich werde damit fertig. Mach dir keine Sorgen.« Damit war für sie das Thema beendet, auch ich fragte nicht mehr nach.
Bill drehte sich um. »Diese Strecke hier sind wir schon einmal gefahren. Noch einige Minuten, dann sind wir da.«
Es dauerte nicht einmal sehr lange, bis Suko den Dodge abbremste und wir aussteigen konnten.
Kalte Luft schlug uns entgegen. Ich hatte im Radio von einer Kältewelle gehört, die sich in Richtung Süden ausbreitete. Bisher hatten wir nicht viel davon gespürt, nun aber kam die Kälte, und sie schien vom Wind mitgenommen worden zu sein. Er biß in unsere Gesichter. Aus Norden wehte er.
In der Tat war die Stelle leer. Die Panzer hatten sich wieder zurückgezogen, die Trümmer des Hubschraubers, und auch die Toten waren geborgen worden, und auch den Truck, um den sich zu Beginn alles gedreht hatte, sahen wir nicht mehr.
Ich atmete tief durch. Ein komisches Gefühl überkam mich doch, als ich dorthin schaute, wo mich die Erde fast verschlungen hätte.
Wäre Suko nicht gewesen, hätte ich nicht hier stehen können.
»Du wolltest also dorthin, wo ich fast versunken wäre«, sagte ich zu Jane.
»Ja.«
Meine Freunde beobachteten sie. Keiner der Männer sprach, wir ließen Jane den Vortritt. Sie ging zwei Schritte und stemmte sich gegen den Wind, der in ihr Gesicht fuhr und die langen Haare in die Höhe wehte.
»Was ist los?« fragte ich.
»Ich glaube, ich spüre ihn.«
Wir Männer schauten uns gegenseitig an. Bill hob die Schultern, Suko schüttelte den Kopf. Mit dieser Antwort konnte keiner von uns etwas anfangen.
»Wen spürst du?« fragte ich.
»Den Würfel.« Jane gab die Antwort mit einer so großen Selbstverständlichkeit, daß wir nicht mitkamen. Ich wollte schon lächeln, denn damit hätte ich nicht gerechnet.
Sie spürte also den Würfel!
»Das mußt du uns erklären«, forderte ich sie auf. »Wie kann man ihn spüren?«
Jane kam wieder zurück. Mit der Hand deutete sie dorthin, wo der vernichtete Zombie-Apache zusammen mit dem Würfel versunken war. »Es ist schwer, eine Erklärung zu geben, aber ihr werdet mich trotzdem begreifen, so hoffe ich.«
»Bitte, rede.«
»Ich habe den Würfel über lange Wochen bei mir getragen. Erst jetzt ist mir klargeworden, welch eine Macht ich damit buchstäblich in den Händen gehalten habe. Ich hätte ihn manipulieren und mich meiner Feinde erwehren können, aber was habe ich getan? Nichts von dem. Wie tot lag ich in dem alten Kloster, hielt den Würfel fest und wartete darauf, daß irgend etwas geschehen würde. Aber es tat sich nichts, überhaupt nichts. Andere übernahmen die Initiative. Eigentlich war der Würfel ja ein Fremdkörper«, gab sie zu, »aber nach einer Weile kam mir das nicht so vor. Ich begann, mich an den Würfel zu gewöhnen. Ja, ich stellte mich darauf ein, daß ich mit ihm leben muß. Damals ahnte ich noch nichts von einem künstlichen Herzen. Im Laufe der Zeit hat sich zwischen mir und dem Würfel so etwas wie ein Verhältnis des Vertrauens eingestellt, ich gewöhnte mich an ihn, er gewöhnte sich an mich. Wir gingen zwar keine direkte Verbindung ein, aber gewisse Reste waren und sind noch immer vorhanden!« Sie richtete ihren Blick auf uns drei. »Versteht ihr mich?«
»So einigermaßen«, gab ich zu. »Du willst also versuchen, einen erneuten Kontakt mit dem Würfel aufzunehmen?«
»Das meine ich.«
Bill deutete zu Boden. »Er ist in der Tiefe verschwunden. Kannst du diese Sperre durchbrechen?«
»Das muß ich versuchen.«
»Aber die Erde ist zu«, warf ich ein. »Sie wurde wieder normal. Ich weiß nicht, ob…«
»Bitte, John, keine Einschränkungen! Ich habe gesagt, daß ich es versuchen will. Vielleicht bekomme ich einen Hinweis oder einen Kontakt mit dem Würfel. Schließlich habe ich ihm lange mein Leben zu verdanken gehabt.«
»Laß sie auch zufrieden«, sagte Suko zu mir.
Ich hob die Schultern. Im Prinzip hatte ich es nur gut gemeint. Ich wollte nicht, daß sich Jane, wo sie ja praktisch erst seit einigen Stunden ihr neues Herz trug, sich schon wieder aufregte und in ein neues Abenteuer
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