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0363 - Der Gnom mit den sieben Leben

0363 - Der Gnom mit den sieben Leben

Titel: 0363 - Der Gnom mit den sieben Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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das schaffte er nicht, denn es gelang ihm nicht, die Überraschung zu verdauen.
    So blieb er stehen, atmete schwer, spürte die wachsende Angst in sich und senkte den Blick, so daß er an dem Gürtel hängenblieb, in dem noch mehrere Dolche steckten.
    Der Gnom hatte den Mann genau beobachtet. Er ließ ein Lachen hören und rieb sich gleichzeitig die Hände. Seine Haut war trocken, so daß es sich wie das Rascheln von Papier anhörte.
    Wieder bewegte er sich so gleitend und geschmeidig. Mit einem langen Schritt erreichte er Stoke, den toten Leibwächter. Die gierigen Finger der rechten Hand umklammerten den Dolchgriff und rissen die Waffe mit einem Ruck aus dem Rücken des Toten. An der Kleidung säuberte er die Klinge, hielt den großen kahlen Kopf dabei schief und ließ Tassilo Braker nicht aus den Augen.
    Der hatte natürlich mit dem Gedanken gespielt, die restlichen Kugeln in die Gestalt zu pumpen, aber da war etwas, das ihn von diesem Vorsatz abhielt.
    Von dem Gnom ging eine Aura aus, die man als unheimlich bezeichnen konnte. Der verbreitete ein Gefühl der Angst, einem Odem des Todes, vielleicht den Gruß einer anderen Welt.
    Die Welt der Toten…
    Tassilo Braker schüttelte sich, als hätte jemand Wasser über ihn gegossen. Seine dicken Fleischmassen innerhalb des Gesichts gerieten dabei ebenfalls in Bewegung.
    Della meldete sich wieder. »Was hast du?« fragte sie.
    »Verdammt!« ächzte Braker. »Wie kann es angehen, daß so ein häßlicher Kretin eine so schöne Tochter besitzt?«
    Das Mädchen lachte. Sie schleuderte die rotbraunen Haare zurück und starrte dem anderen ins Gesicht. »Es gibt im Leben viele Dinge, die du nicht begreifen kannst«, sagte sie. »Sehr viele sogar. Ich habe versucht, auszubrechen…« Sie sprach nicht mehr weiter und hob die Schultern.
    »Wie? Du wolltest weg?«
    »Ja. Weg von ihm…«
    Kaum hatte sie die Antwort gesagt, als der Gnom anfing zu lachen. »Mir entkommt keiner. Ich habe sieben Leben. Und ich hole die Person immer zurück, die mir gehört. Sie gehört mir. Jetzt werde ich sie mitnehmen. Keiner hindert mich daran!«
    Er kam auf Tassilo zu.
    Plötzlich schlug dessen Herz schneller. Das mit Pusteln und Geschwüren überdeckte Gesicht des Gnoms war eine Maske des Schreckens. So etwas Abstoßendes hatte er noch nie in seinem Leben gesehen. In dieser verwachsenen Gestalt wohnte eine höllische Kraft. Dort lauerte das Grauen, vielleicht die Macht des Teufels…
    Braker ging zurück. Dabei warf er seiner neuen Freundin einen hilfesuchenden Blick zu.
    Della reagierte kaum. Ihr Gesicht zeigte einen nahezu blasierten Ausdruck, und in ihren Augen spiegelte sich eine gewisse Teilnahmslosigkeit. Ihr war das Schicksal des Mannes völlig egal. Sollte er sterben, was spielte das für eine Rolle?
    »Verdammt, tu was!« flüsterte Braker.
    »Nein, er will etwas von dir, nicht von mir. Du mußt mit ihm schon fertig werden.«
    Tassilo ging den nächsten Schritt, dann noch einen. Sekundenschnelle war in seinem Hirn ein verzweifelter Plan gereift. Wenn der nicht anschlug oder klappte, war alles umsonst. Deshalb wollte er es einfach versuchen.
    Und er sprang vor.
    Es war eine Verzweiflungstat. Mit dem Revolver konnte er nichts ausrichten, also mußte er anders versuchen, die Flucht zu ergreifen.
    Als er abgehoben hatte, schnellte sein rechter Arm zur Seite, und die gespreizte Hand traf Della in Halshöhe, so daß sie zurückgeschleudert wurde und sein Fluchtweg frei war.
    An dem Gnom wollte er vorbei.
    Dessen Tochter hatte er überraschen können, den Verwachsenen nicht. Er kannte alle Tricks und lachte nur.
    Gleichzeitig handelte er auch. Plötzlich schien sein Bein bei einem Spagat überlang zu werden. Auf jeden Fall bildete es in Kniehöhe ein Hindernis, das der Flüchtende zu spät sah. Er bekam die Füße nicht mehr richtig in die Höhe, so daß er dem Hindernis nicht ausweichen konnte und darüber stolperte.
    Ein krächzendes »Verdammt« drang noch aus seinem Mund, als er den Boden auf sich zurasen sah.
    Dann schlug er auf.
    Es war ein harter, wuchtiger Aufprall, der ihn durchschüttelte und bis ins Mark traf. Er prellte sich noch seine linke Schulter, bevor er sich zur Seite wälzte, einmal überrollte und wieder auf die Beine kommen wollte.
    Es blieb beim Versuch.
    »Bleib so, wie du bist!« peitschte die Stimme des Verwachsenen.
    »Rühr dich nicht!«
    Tassilo Braker gehorchte.
    Mitten in seiner Aufwärtsbewegung war er erstarrt. Er hockte schief auf dem Boden. Einen Arm hatte er

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