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0363 - Der Gnom mit den sieben Leben

0363 - Der Gnom mit den sieben Leben

Titel: 0363 - Der Gnom mit den sieben Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einer, den sie anspieen, aber es gab andere, die dies nicht taten. Die Schwarzblütler, mit denen er sich verbündet und die ihm von einem geheimnisvollen Würfel berichtet hatten, der eine so große Macht besaß, daß man mit ihm die Welt aus den Angeln heben konnte.
    Das genau wollte er.
    Die Welt aus den Angeln heben!
    Er würde es den Menschen zeigen, er würde ihnen beweisen, wozu er fähig war, wenn ihn der Würfel erst einmal erreicht hatte, der sich bereits auf der Reise zu ihm befand.
    Ja, der Würfel!
    Er hatte ihn gesehen. Nicht in der Realität, sondern nachts, wenn er von schrecklichen Dingen träumte. Da war er ihm erschienen, aber er hatte sich bisher stets in der Hand eines anderen befunden.
    Das war nun vorbei.
    Endgültig!
    Noch einmal krümmte er den Finger. »Na, mein Täubchen, willst du nicht zu deinem Vater kommen?«
    Della wußte, daß es keinen Sinn hatte. Sie nickte und ging auf ihn zu. Um mehr als zwei Kopflängen überragte sie ihn, dennoch verspürte sie eine Beklemmung und Furcht, die schon unnatürlich war.
    Der Gnom faßte nach ihrer Hand. Della hatte das Gefühl, Papier angefaßt zu haben, so trocken fühlte sich die Haut an, und über ihren Rücken lief ein Schauer.
    Della konnte nicht mehr. Sie war zwar körperlich nicht am Ende, die Nerven spielten ihr jedoch einen Streich. Das übertrug sich auch auf die Reaktionen. Deshalb ließ sie sich mitziehen wie eine willenlose Puppe, und sie wunderte sich darüber, wie gut sich der Gnom innerhalb des Hauses auskannte, denn er ging über die Eingangsschwelle und gelangte in den Vorraum, wo auch die Garderoben lagen.
    Bevor seine Tochter ihm noch eine weitere Wegbeschreibung geben konnte, wandte sich der Bucklige bereits nach links. Er steuerte auf eine schmale Tür zu, die eigentlich nur Insidern bekannt und im Prinzip stets verschlossen war.
    Diesmal nicht.
    In Höhe des Schlosses zeigte die Tür helle Splitter. Dort war das Holz gerissen. Man hatte den Zugang mit Gewalt geöffnet.
    »Komm mit, Täubchen, komm mit!« flüsterte der Bucklige. »Wir haben es eilig.«
    Durch die offene Tür ließ sich das Mädchen noch ziehen, dann stemmte sie ihrem Vater Widerstand entgegen.
    Unwillig drehte der Verwachsene den Kopf. »Was soll das heißen? Wo willst du hin?«
    »Laß mich!«
    »Du kommst mit, verdammt!«
    »Ich will aber nicht. Ich führe mein eigenes Leben. Du kannst mich nicht zwingen, ein…«
    Der Schlag traf sie völlig unvorbereitet und erwischte sie an der Wange. Dabei flog ihr Kopf nach rechts, die Haut bekam einen Abdruck, und die Augen der jungen Frau füllten sich mit Tränen.
    »Willst du deinem Vater widersprechen?«
    Es war nur eine Frage, die der Gnom stellte. Doch wie die Worte ausgesprochen waren, ließ darauf schließen, wie ernst es dem Zwerg war. Della starrte ihm ins Gesicht. Dabei stand ihr Mund ebenfalls offen, und sie atmete zischend.
    Sie nickte.
    Der Gnom war zufrieden. Er schleifte seine Tochter weiter und erreichte sehr bald den Hinterausgang. Eine simple Holztür, die er nach außen stoßen mußte. Vorsichtig streckte er den Kopf vor. Die Hand seines rechten überlangen Arms umklammerte das Gelenk seiner Tochter.
    Sekunden vergingen.
    Die Luft war rein!
    Ruckartig zog er Della vor. Sie hatte damit nicht gerechnet, stolperte noch über ihre eigenen Beine und wäre mitten auf der Türschwelle gefallen, hätte ihr Vater sie nicht gehalten.
    »Paß doch auf!« zischte er.
    Dann schlichen sie weiter. Es fiel Della schwer, an den eigenen Vater eine Frage zu stellen. Sie tat es dennoch. »Wo willst du mich denn hinschleppen?«
    »Das habe ich dir gesagt.«
    »Aber ich will nicht in die Höhle!«
    »Interessiert mich nicht, verdammt! Komm weiter!«
    Sie liefen über den Hof. Vorbei an Abfallhaufen, an Kisten und Kartons. Dieses Gelände war eine regelrechte Müllkippe im Freien, eingerahmt von Hausfronten, die alle irgendwie verschieden aussahen und auch unterschiedliche Höhen besaßen. Die Feuerleitern wirkten wie aufgesetzt und bildeten ein Zickzackmuster.
    Der Wagen stand neben einem offenen und fast überquellenden Müllcontainer. Della kannte ihn. Ihr Vater fuhr ein solches Auto. Es war ein Toyota. Er hatte ihn irgendwo einmal gestohlen. An den meisten Stellen war der Lack bereits abgeblättert, so daß nur mehr die Grundierung zu sehen war. In der Kälte hatte sich auf dem Metall schon eine leichte Eisschicht gebildet.
    Der Gnom wurde nervös. Er blieb neben der Fahrertür stehen und schaute sich witternd um.

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