0363 - Der Gnom mit den sieben Leben
meiner Stelle.
»Ja«, präzisierte ich. »Der Bumerang hat ihm den Schädel abgeschlagen. Das war ein glatter Wurf gewesen. Nur verstehe ich noch nicht, wie es geschehen konnte, daß der Boden plötzlich zu einem Sumpf wurde. Das bleibt mir nach wie vor unklar.«
»Magie!« meinte Bill.
»Da gebe ich dir recht. Aber welche?«
»Das werden wir herausfinden. Wir müssen uns den Würfel zurückholen.«
»Willst du die Erde aufhacken?« fragte mich Bill.
»Nein, das nicht. Wenn ich über alles noch einmal nachdenke, muß es eine alte Legende geben, die sich um dieses Gebiet hier dreht. Vor langer Zeit ist hier etwas geschehen, das mit den heutigen Vorfällen in Zusammenhang steht.«
»Weißt du mehr darüber?« fragte Suko.
»Noch nicht. Aber es müßte doch einen Menschen geben, der sich mit der Sagenwelt dieses Landes auskennt. Wenn wir ihn finden und ihm Einzelheiten entlocken könnten, wäre viel gewonnen.«
»Ob gewonnen oder nicht«, sagte Bill. »Es wäre zumindest mal eine Spur, ein Funke der Hoffnung. Was meinst du, Suko?«
»Ich gebe dir recht.« Der Inspektor runzelte die Stirn. »Aber ich denke über etwas anderes nach. Wie kann es sein, daß der Würfel schwarzen Todesnebel produzierte?«
»Daran muß der Spuk die Schuld tragen«, erwiderte ich.
»Und wieso?«
»Keine Ahnung. Vielleicht hat er ihn beeinflußt. Du weißt ja, wie so etwas geschehen kann.«
»Und trotzdem besitzt er ihn nicht.«
»So sieht es aus.«
Ohne daß wir darüber direkt gesprochen hatten, sah ein jeder ein, daß wir auf diese Art und Weise nicht weiterkamen. Wir müßten uns schon etwas anderes einfallen lassen.
»Es bleibt bei der Legende!« faßte ich zusammen. »Jemand muß einfach darüber Bescheid wissen…«
»Frag doch den Professor«, schlug Bill vor.
Wenn man vom Teufel spricht, dann ist er nicht mehr weit. So lautet ein Sprichwort. Der Reporter hatte seinen Satz soeben beendet, als wir Schritte hörten und ein Mann im weißen Kittel quer durch den Kaminraum ging. Er hatte seine Hände in den Taschen vergraben. Auf seinem Gesicht lag ein unsicheres Lächeln. Ich konnte mir vorstellen, wie es in diesem Menschen aussah. Für ihn war praktisch eine Welt zusammengebrochen. Er, der Mediziner und Naturwissenschaftler, hatte der Schwarzen Magie Tribut zollen müssen. Das würde er niemals begreifen.
Wir erhoben uns.
Professor Prescott machte weiterhin einen verlegenen Eindruck.
Er blieb neben dem Tisch stehen und begrüßte uns durch ein Nicken. »Ich hoffe, es geht Ihnen gut«, sagte er.
»Jetzt schon«, lächelte ich. Als er meine ausgestreckte Hand sah, zögerte er für einen Moment.
»Bitte, Professor.«
Prescott schlug ein. »Es ist alles klar, mein Lieber«, sagte ich.
»Keine Feindschaft, keine Vorwürfe. Sie haben ihr Bestes getan.«
Er blickte mich direkt an. »Habe ich das wirklich, Mr. Sinclair?«
»Ja, das haben Sie.«
»Ich bin mir nicht sicher.« Er zog seine Hand wieder zurück. »Sie haben mir ja in Stichworten berichtet, was vorgefallen ist, ich… ich … kann es noch immer nicht fassen. So etwas ist schrecklich. Furchtbar. Ich kann es einfach nicht begreifen. Das sind Dinge, Mr. Sinclair, dieüber meinen Verstand hinausgehen.«
»Sie werden es überleben, Sir.«
»Das haben Sie ja auch. Und Mrs. Collins ebenfalls.«
Ich deutete auf einen noch freien Platz. »Wollen Sie sich nicht setzen, Professor?«
»Nein, nein, ich bin aus einem anderen Grund gekommen, wie Sie sich vorstellen können.«
»Und aus welchem?«
»Es geht um Miß Collins.«
Ich erschrak, wurde bleich, das merkte der Arzt, und er beruhigte meine Freunde und mich.
»Es ist nicht so, wie Sie denken, Gents, ich wollte Ihnen nur eine freudige Mitteilung machen.« Als wir ihn so auffordernd anblickten, begann er zu lächeln. »Miß Collins lebt, sie hat die Operation überstanden!«
Ich schwieg. Suko sagte ebenfalls nichts, nur Bill, dessen Gesicht sich zu einem breiten Lächeln verzogen hatte, meinte: »Sollen wir jetzt den Champagner holen?«
»Das können Sie, Mr. Conolly!«
Bill kam auf mich zu. Er hämmerte mir seine rechte Hand auf die Schulter. »Verdammt, John, du hast es geschafft. Nein, wir haben es geschafft. Sie ist wieder okay.«
»Ja«, flüsterte ich. »Sie ist wieder okay.«
»Und mehr sagst du nicht dazu?«
»Was soll ich sagen? Soll ich von der Vergangenheit reden oder darüber, was wir alle durchgemacht haben? Ich weiß es nicht, ich will auch jetzt daran nicht denken…«
»Nein, Mr.
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