0363 - Nacht zwischen den Sonnen
Bestie riß ihren gewaltigen Rachenmund auf. Es sah aus, als ob sie lächelte.
„Mein Rang ist der eines Pewl, was soviel bedeutet, daß ich das Verbindungsglied zwischen unserer Legislative und der Exekutive bin."
„Wäre es richtig, Sie als Planungsrat der Exekutive zu bezeichnen?" fragte Professor Tschu.
„Ja, so könnte man es nennen", antwortete Olukh nach kurzem Zögern. „Sie sind sehr schlau, und ich fürchte, Sie wollen mich zu einseitigen Leistungen veranlassen."
Tschu Piao-Teh lachte. Er zog seine gestopfte Pfeife hervor und setzte sie in Brand.
„Von meinem Gesichtspunkt aus betrachtet, müssen Sie zuerst etwas bieten, damit Ihre Kontaktaufnahme überhaupt einen Sinn erhält. Kurz gesagt, wir benötigen kosmonautische Unterlagen über zumindest einen Ihrer wichtigsten Planeten."
„Nicht so direkt!" flüsterte Atlan. „Wollen Sie ihn erschrecken?"
Der Kosmopsychologe schüttelte den Kopf.
„Nun, Olukh...?"
Die Bestie zögerte ganz offensichtlich. Das war allerdings zu erwarten gewesen, denn Intelligenzen mit derartigen negativen Charaktereigenschaften wie Brutalität, Skrupellosigkeit und krankhaftem Egoismus können nicht anders, als jedem anderen Wesen Argwohn entgegenzubringen.
„Ich hatte Sie gewarnt Tschu", sagte Atlan verdrießlich. „wo bleibt Ihre ,geistige' Waffe?"
Tschu Piao-Teh lächelte das rätselhafte Lächeln seines asiatischen Volkes. Es war zugleich das wissende Lächeln der ältesten irdischen Kultur, die in ihrer Blütezeit die geistige Beweglichkeit gepflegt hatte wie kein anderes Volk zuvor und danach. Atlan fand in diesem Augenblick daß der Asiate Gesichtszüge des Hüters des Lichts aufwies, wenn man ihn unverwandt betrachtete ...
„Olukh!" rief Tschu scharf. Die Bestie zuckte zusammen. Das rötliche Flackern ihrer drei Augen drückte Wut und Angst zugleich aus. Aber der Psychologe lächelte weiter. „Die Mooghs sind ausgelöscht. Von der Flotte blieben nur Sie allein übrig, denn das Schiff, das aus dem System der Zwerge entfliehen konnte, ist sicherlich von den wartenden Dumfrie-Flotten vernichtet worden. Wie aber wollen Sie uns beweisen, daß es sich überhaupt lohnt, den Kontakt mit Ihrem Volk zu halten? Sie vertreten augenblicklich eine Macht, von der nichts zu hören oder zu sehen ist."
Er erhob sich und trat furchtlos an die Bestie heran. Sein Blick bohrte sich in die Augen Olukhs.
„Sie lügen!" erklärte er kategorisch und wandte sich ab.
„Nein!" schrie Olukh hinter ihm her. „Warten Sie!"
„Worauf? Auf weitere Lügen?"
„Ich... ich werde Ihnen die galaktischen Koordinaten unseres Zentralsystems nennen. Dort können Sie sich von der Macht meines Volkes überzeugen. - Aber ich warne Sie! Im Zentralsystem sind Sie und Ihre Raumschiffe nichts als unbedeutende Staubkörnchen. Falls Sie Verrat planen, hüten Sie sich davor, es anzufliegen. Das wäre Ihr Untergang."
Tschu Piao-Teh nickte bedächtig.
„Das klingt schon besser, Olukh. Nun sollen Sie sich überzeugen können, daß wir Terraner nicht mit leeren Händen kommen.
Lordadmiral, ich schlage vor, Olukh alle Beweismittel über die Entdeckung der Kristallwelt vorzuführen!"
Atlan erhob sich schwerfällig.
„Der Geist ist offenbar doch die bessere Waffe", murmelte er auf Arkonidisch. „Ich stelle es Ihnen frei welche Maßnahmen Sie ergreifen. Sie werden das Richtige tun. Davon bin ich überzeugt."
„Danke, Sir!" erwiderte Tschu bescheiden.
4.
Nachdem die Projektoren erloschen waren, ließ Professor Dr. Tschu Piao-Teh das Licht nicht sofort wieder einschalten. Der Vorführungsraum blieb für einige Minuten dunkel.
Von der Stelle, an der sich der Pewl Olukh befinden mußte, kamen keuchende Atemzüge.
Neben Tschu stieß jemand eine Verwünschung aus.
„Was ist los Armond?" fragte der Psychologe flüsternd.
„Dieser Jonatan!" kam es aus der Finsternis. „Eben war er noch in meiner Beintasche - jetzt ist er weg!"
Plötzlich erscholl ein gellender Schrei, stieg bis zur Grenze des menschlichen Hörvermögens an und brach mit einer schrillen Dissonanz ab.
„Halt! Bleiben Sie stehen!" fiel die Lautsprecherstimme Paladins ein. „Olukh, ich warne Sie!"
Tschu hob die Hand und unterbrach damit einen unsichtbaren Elektronenfluß. Schlagartig wurde es hell. Die Titanengestalt Olukhs pflügte durch die Bankreihen aus Leder und Stahl. Eine breite Trümmerspur blieb hinter ihm zurück. Unmittelbar vor dem Projektionsgitter brach die Bestie zusammen.
Paladin stand bereits neben
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