0364 - Mein Job in der Todeszelle

sonst wäre die Leiche nicht wieder auf getaucht. Dazu sind im Normalfall zwei, drei Tage nötig. Sie ist in den East River geworfen worden.«
    Wir bedankten uns und verließen das Hospital. Mit Rotlicht jagten wir in unser Distriktgebäude in der 69. Straße zurück. Über Funk bestellte ich eine Kanne Kaffee. Den konnten wir beide gebrauchen, denn vorläufig war noch nicht an Bettruhe zu denken. Ich dachte fast sehnsüchtig an meine Zeit im Zuchthaus Baltimore zurück.
    ***
    In unserem Office brannte Festbeleuchtung. Ich hatte das Licht gelöscht, als wir gingen. Ich jagte die Treppen hinauf. In der Tür unseres Office stand ein Hausbote.
    Er schwenkte die Akte von Abraham Lincoln in der Hand.
    »Die ist per Luftpost für Sie gekommen, Agent Cotton«, brummte er.
    Mit langsamen Schritten kam Phil über den Flur.
    »Meinst du nicht auch, wir sollten uns das Gespräch von vorhin noch mal anhören?«, meinte Phil.
    »Die gleiche Idee hatte ich auch«, erklärte ich.
    Wir stiefelten zur Zentrale und ließen uns das Tonband zurückspulen und Vorspielen.
    Wie konnte Rose Leaver sprechen, wenn sie schon drei Tage tot war? Verstellte eine fremde Frau ihre Stimme?
    Da war die Stimme des Gangsters.
    »Moment, Mrs. Leaver kommt. Sie befand sich in ihrem Zimmer. Hier ist sie.«
    Ich konzentrierte mich auf die Zwischengeräusche. Dann kam die Stimme von Mrs. Leaver.
    Sie begann leise und wurde allmählich lauter.
    »… keine Sorgen um mich. Mir geht es ausgezeichnet. Ich fühle mich großartig. Und ich werde gut behandelt. Mehr darf ich Ihnen im Augenblick nicht sagen. Ende.«
    »Warum sind wir vorhin auf den Trick hereingefallen? Man hätte deutlich hören müssen, dass sie die Sätze von Rose Leaver vom Tonband abspulten.«
    »Wenn wir den Tod von Rose verheimlichen, werden die Burschen uns noch mehr Tonbänder mit Aussprüchen von Rose präsentieren. Wir sollten es darauf ankommen lassen«, meinte Phil.
    Er grübelte vor sich hin.
    Dann sagte er unvermittelt. »Hast du Lust, mit zum Great Northern Hotel zu kommen?«
    Ich nickte. Wir jagten in den dunklen Hof hinunter und sprangen in meinen Jaguar.
    ***
    Ich preschte die Park Avenue hinunter. Seit zwei Minuten hing ein Chrysler hinter uns, dessen Scheinwerfer auf- und abblendeten. Ich drosselte das Tempo und fuhr scharf rechts weiter. Aber der Chrysler blieb hinter uns.
    »Sieh dir die Nummer an«, bat ich Phil.
    Mein Freund drehte sich um.
    »Der ist uns so dicht auf den Fersen, dass ich das Nummernschild nicht mehr sehen kann«, erwiderte Phil.
    Ich gab Gas. Mein Freund sah in den Rückspiegel, der außen an der rechten Seite angebracht war.
    »Eine Nummer aus Philadelphia, 15 - 3434«, sagte Phil laut.
    Ich trat das Gaspedal durch. Der Chrysler blieb uns auf den Fersen. Unser Hintermann gab wieder Signal und schoss an uns vorbei. Jetzt heftete ich mich an seine Räder. Der Wagen war mit zwei Mann besetzt.
    Der Chrysler nahm Kurs auf Greenwich Village. Hier gab es eine Menge Lokale, in denen sich die »Halbedelsteine«, trafen. Die meisten Tavernen besaßen Hinterstübchen oder Bars, in denen man ungestört über Geschäfte plaudern konnte.
    Meist handelte es sich um Geschäfte, von denen der Staat keine Steuern bekam.
    Phil nestelte an seinem Halfter.
    »Lass die Waffe stecken, Phil. Wir werden uns mit den Leuten in aller Ruhe unterhalten. Ich habe das Gefühl, dass sie sich im Village gut auskennen.«
    Der Chrysler wurde durch mehrere Seitenstraßen gesteuert. Am Ende landeten wir am Cinderella Nightclub, 3. Straße West.
    Der Chrysler hielt vor dem Eingang. Der Nachtportier, ein baumlanger Neger, sprang vor, riss den Schlag auf und half beim Aussteigen.
    Ich stoppte unseren Wagen in einiger Entfernung und sprang heraus, um mir den Einmarsch dieser Philadelphia-Helden aus der Nähe anzusehen.
    Phil stand neben mir.
    »Donnerwetter, Jerry. Den Kleinen kenne ich doch! Natürlich, das ist Mr. Reis aus Philadelphia. Mr. Cumbers wird dann nicht weit entfernt sein.«
    Phil erzählte mir hastig von den beiden, die er im Hotel getroffen hatte.
    Wir gingen zum Eingang, der Neger im weißen Dress hob abwehrend seine Hand.
    Ich hielt ihm meine FBI-Marke unter die Nase. Ein Leuchten ging über sein Gesicht, und er machte ehrfürchtig Platz.
    ***
    Auf der winzigen Bühne tanzte ein Girl. Die meisten Gäste ließen sich von dieser Attraktion fesseln, sodass wir unbeachtet eintreten konnten.
    Die beiden Gäste, die vor uns gekommen waren, machten sich auf zwei Barhockern breit.
    Wir