0364 - Mein Job in der Todeszelle
Knüppel niedersausen. Er traf die linke Hand des Gangsters, aus der die Pistole scheppernd zu Boden fiel. Ehe der Bursche auf stöhnen konnte, presste ich ihm eine Hand vor den Mund.
***
New York und Baltimore liegen nur 194 Meilen voneinander entfernt, über die N. J. Turnpike sind das knapp vier Autostunden.
Mein Freund Phil Decker ließ sich, bevor er in Richtung Baltimore fuhr, mit der Zentrale der Vermisstenstelle verbinden. Diese Spezialisten bearbeiteten nicht nur die Vermisstenmeldungen, sie kümmerten sich auch um die Identifizierung unbekannter Toter.
»Hier ist Phil Decker. Ich schicke Ihnen gleich ein Foto von Mrs. Leaver runter. Die Frau wird seit gestern vermisst. Wahrscheinlich Kidnapping. Versucht mal, eure Leute auf Trapp zu bringen. Ich habe immer noch die Hoffnung, dass sie lebt. Die Sache ist sehr wichtig.«
Der Kollege im Vermissten-Office versprach, sein Bestes zu tun.
Es war 13.25 Uhr, als Phil Decker in den Wagen der FBI-Fahrbereitschaft kletterte. Der Fahrer schaltete das Rotlicht ein. Der Verkehr in Manhattan warum diese Zeit zähflüssig wie Teer. Phil lehnte sich in die Polster zurück, und dachte nach.
***
Ich setzte meinen Fuß auf die Pistole und zog sie aus dem Gefahrenbereich. Dann bugsierte ich den Mann auf einen Stuhl. Der Tisch stand immer noch auf seinen drei Beinen, als sei nichts geschehen.
»Gib keinen Laut von dir«, sagte ich leise und bückte mich blitzschnell nach der Pistole. Der Sicherungsflügel war bereits herumgelegt.
»Ich werde sie einstweilen benutzen, bis ich meine Eigene wiederhabe«, sagte ich. »Jetzt vertauschen wir die Rollen. Du wirst tun, was ich dir sage. Rufe zuerst Oswald herein. Versuch’ aber nicht, ihm irgendein Zeichen zu geben.«
Der Pomadige rief Oswald herein. Der Gorilla watschelte breitbeinig in den Raum.
»Dreh dich mit dem Gesicht zur Wand«, sagte ich betont höflich. Verständnislos sah er in die Mündung der Pistole.
»Reck deine Pfoten in die Höhe. Tritt ganz dicht an die Wand, dann zwei Schritt zurück, und lass dich nach vorn fallen. So. Du hast schon einige Übung darin«, knurrte ich.
Im Handumdrehen hatte ich ihm die Waffe aus dem Bund gezogen. Oswald schleppte ein ganzes Waffenarsenal mit sich herum. In dem Halfter fand ich einen Browning, in seiner Jackentasche einen Schlagring und ein Schnappmesser.
»Du verschwendest viel Geld für die Ausrüstung deiner Gorillas«, bemerkte ich zu dem Pomadigen, »ruf jetzt den zweiten Mann herein.«
Die gleiche Prozedur wiederholte sich.
Anschließend wurde der Fahrer hereingerufen. Er zählte ebenfalls zur Truppe. Auch er besaß eine Pistole ohne Waffenschein.
Dann stieß ich Mr. Pomadig die Pistole zwischen die Rippen.
»Wer ist sonst noch im Haus?«, fragte ich.
»Niemand.«
»Und wen erwartet ihr?«
»Niemand.«
»Okay. Dann führ’ mich zum Telefon. Und wenn ihr den geringsten Versuch macht, zu fliehen, treffe ich die Beine. Das ist sehr unangenehm. Und es dauert Monate, ehe ihr wieder richtig laufen könnt.«
Der Pomadige und ich trotteten in die Diele, wo das Telefon hing. Auf einem Anhängeschild war sogar der Notruf der Polizei vermerkt. Ich wählte die Nummer, schilderte den Cops kurz die Lage und bat, mir einen Anzug mitzubringen. Ich konnte ihnen nicht sagen, in welcher Straße wir waren, dafür gab ich die Telefonnummer durch.
Während meines Gespräches hatte ich meinen Gegner nicht aus den Augen gelassen. Er hatte sich vor den Dielenschrank zurückgezogen, die rechte Hand lag auf dem Rücken. Hasserfüllt blickte er mich an. In dem Spiegel, der über dem Schrank hing, konnte ich sehen, wie sich die Finger seiner rechten Hand um eine Vase krallten.
Ich sprang auf ihn zu, um zu verhindern, dass er das wertvolle chinesische Porzellan auf meinem Kopf zerdepperte.
Blitzschnell riss der Mann den Arm hoch und schleuderte mir die bäuchige Vase entgegen. Sie flog gegen meinen linken Unterarm, den ich abwehrend hochgerissen hatte. Die Vase zerschellte auf dem Boden. Mit einem gezielten Aufwärtshaken setzte ich Mr. Pomadig außer Gefecht.
***
Auf den Piers standen keine Lagerschuppen. Motorboote und kleine Steamer lagen am Pier von Fulton Fish. Lieferwagen warteten auf ihre Fracht, die sie in die Stadt bringen sollten.
Ein Fischer in Ölzeug stand auf Pier 18 und starrte nachdenklich in die lehmigen Fluten des East River.
Noch waren links die Umrisse der Manhattan- und Brooklyn-Bridge zu erkennen, aber in einer halben Stunde, würden schon die Nebelhörner
Weitere Kostenlose Bücher