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0364 - Mongolenfluch

0364 - Mongolenfluch

Titel: 0364 - Mongolenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Mikou und verneigte sich leicht.
    Während sie im Taxi zum »Glücklichen Drachen« zurückkehrten, machte sich Nicole ihre Gedanken. »Wie kommt es, daß man in diesem Land, wo man so sehr auf Sitte und Moral achtet, uns mit einem weiblichen Piloten losschickt?«
    Tendyke lächelte.
    »Die Firma verfügt über keinen männlichen Piloten«, gestand er. »Das ist übrigens der Punkt, an dem die Verhandlung fast gescheitert wäre. Man wollte die Dame Ti-Lai nicht mit uns Männern auf die Reise schicken. Aber dann fiel mir ein, daß du ja auch bei uns bist, Nicole. Du bist also unser Anstandswauwau.«
    »O weh«, murmelte die Französin. »Nur gut, daß die Chinesen mich noch nicht richtig kennen…«
    ***
    Die Transsibirische Eisenbahn fuhr seit Stunden. Der Zug mit den primitiv zusammengebauten Wagen hinter einer vorsintflutlich wirkenden, schnaufenden Lok schien aus dem vergangenen Jahrhundert entliehen zu sein. Alle Vorurteile und Bilder, die man sich von China macht, bestätigten sich hier. Je weiter der Zug ins Hinterland vorstieß, desto urwüchsiger, aber auch primitiver war alles. Schon nach kurzer Zeit war der technisierte, zivilisierte Bereich verlassen. Hier draußen war alles noch wie vor tausend und mehr Jahren. Männer und Frauen bestellten ohne jegliche Maschinenhilfe die Felder, verschwanden fast unter den breiten, spitzen Hüten, die sie vor der Sonne schützten. Kleine Dörfer zeigten sich hier und da, aber weite Landstriche waren völlig unbesiedelt. China ist das Land mit der höchsten Bevölkerungszahl, aber auch mit der dünnsten Besiedelung des riesigen Landes. Die Bevölkerung ballt sich in den Städten im Osten, an der Küste. Das Landesinnere ist fast menschenleer.
    Su Ling saß in einem Personenwagen, dessen Fenster nicht ganz schlossen und in dem deshalb ständig Zugluft pfiff. Ringsum war der Wagen gefüllt mit den Angehörigen einer großen Familie. Schlaf schienen die Mitreisenden nicht zu benötigen; irgendwer unterhielt sich immer mit seinem Sitznachbarn. Mit der Zeit gewöhnte Su Ling sich daran ebenso wie an den penetranten Geruch, der von allen Seiten auf sie einströmte. Anfangs hatte sie den Wagen wechseln wollen, aber dann sagte sie sich, daß es in den anderen auch nicht viel anders aussehen würde.
    Es gab anfangs fünf Personenwagen. Später wurden zwei davon abgekoppelt, und der Rest fuhr weiter. Hinter den Personenwagen hingen etwa zwanzig große Güterwaggons, die der Lok auf ihrem Weg durch die Berge arg zu schaffen machten.
    Die große Familie versuchte, Su Ling in die Unterhaltung einzubeziehen. Aber Su verhielt sich reserviert, und irgendwann ließ man ihr ihre Ruhe. Sie hockte auf ihrem Platz und überlegte.
    Etwas war erwacht.
    Sie begriff es nicht so recht. Aber sie wußte definitiv, daß der Anschlag in jenem Speiselokal ihr gegolten hatte. Aber warum? Sie war nie zuvor in China gewesen. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, in diesem Land Feinde zu haben. Aber etwas in ihr machte ihr auch klar, daß es sich nicht um eine Verwechslung handelte. Sie, Su Ling, war gemeint gewesen. Niemand sonst.
    Auch nicht Tendyke, der den Anschlag möglicherweise als auf sich gemünzt angesehen hatte.
    Sie wußte es nicht. Sie war nur geflohen, so schnell wie möglich.
    Ihr wurde klar, daß sie nach Ansi unterwegs war. Was wollte sie da? Sie hatte Tendyke erzählt, daß sie liebend gern hierher reisen würde, um sich die vergessene Ruinenstadt anzusehen, und sie hatte es ernst gemeint. Jetzt war sie dorthin unterwegs!
    Warum?
    Es wäre einfacher und logischer gewesen, das Land zu verlassen und mit dem nächsten Flugzeug nach Kalifornien zurückzukehren. Warum floh sie statt dessen weiter ins Landesinnere?
    Noch dazu jener Stadt entgegen, von der sie gesprochen hatte?
    Sie besaß in ihrem Gepäck nicht nur unauffällige, recht einfache Kleidung, die sie jetzt trug - damit fiel sie hier im Hinterland noch genug auf, während im modernen Peking etwas modischeres Outfit angesagt gewesen war. Sie besaß auch eine detaillierte große Karte des Landes, auf der auch Kleinigkeiten eingezeichnet waren, die man in den allgemein gebräuchlichen Atlanten nicht fand. Kleine Dörfer, schmale Straßen, die als Hauptverkehrswege dienten, Ansiedlungen, dieses und jenes. Der Verlauf der Eisenbahnlinie diente ihr zur Orientierung.
    Sie suchte die Ruinenstadt, von der sie wußte , daß es sie gab. Aber sie fand sie nicht. Es waren andere historische Stätten eingezeichnet, nicht aber diese Stadt. Su

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