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0364 - Mongolenfluch

0364 - Mongolenfluch

Titel: 0364 - Mongolenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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können.
    Er war dem Eroberer gefolgt. Als einfacher Krieger hatte er Aufnahme in seinem plündernden Heer gefunden, das ständig wuchs, und war bald zum Zehntschaftführer, später zum Hundert- und dann zum Tausendschaftführer geworden. Irgendwie hatte es Temudschin geschafft, seiner wilden Horde eiserne Disziplin einzubrennen und sie zu einer streng logisch geordneten Armee zu machen.
    Er selbst war von Leibwachen sicher abgeschirmt.
    Wang sah seine Frau niemals wieder. Als er in das Lager Temudschins kam, mußte sie längst tot sein. Wang war sicher, daß sie sich eher selbst entleibt hatte, als sich dem Willen des Eroberers zu beugen. Aber niemand sprach über sie, niemand erwähnte jemals ihren Namen. Nur die Lebenden rühmte der Chan, den man bald den Dschinghis nannte.
    Irgendwann gelang es Wang, in das bewachte Zelt des Temudschin einzudringen. Er war dem Verhaßten schon so nah, daß er ihm nur noch die Kehle durchzuschneiden brauchte.
    Doch das war der Moment, in dem der Zeit-Dämon Churk in Leonardos Auftrag in die Vergangenheit griff und Wang in seine Zukunft schleuderte, wo er unter anderem auch auf Professor Zamorra traf.
    Temudschin aber kam mit dem Leben davon.
    Später erfuhr Wang aus Geschichtsbüchern, daß der Dschinghis im Jahr 1255 gestorben war. Die Jahreszahl sagte ihm nichts. War es im gleichen Jahr gewesen, oder am Anfang von Temudschins Feldzügen, als Wang vor dem Schlafenden kauerte, um ihn zu töten? Es war unwichtig. Wichtig war nur, daß Wang seinen Schwur nicht hatte erfüllen können.
    Es nagte immer noch an seinem Herzen. Die Erinnerungen waren zu frisch für ihn, für den mehr als sieben Jahrhunderte in ein paar Atemzügen verstrichen waren.
    Ghet-Scheng war seine Stadt gewesen.
    Und jetzt hatte sich in Ghet-Scheng wieder Leben gerührt. Dämonisches Leben. Wie war das möglich?
    Wang wollte es erfahren. Und deshalb war er nun hier, lag im Schatten eines Baumes und dachte nach, wie er es am besten anstellte. Sollte er unverzüglich nach Ghet-Scheng gehen? Aber er war sich nicht sicher, welcher Empfang ihm dort bereitet werden würde. Er kannte jenen Dämon nicht, der sich dort manifestiert hatte. Wie würde der Dämon auf Wangs Erscheinen reagieren?
    Wang war ein Abgesandter des Fürsten der Finsternis. Aber würde der Fremde das akzeptieren? Denn Wang war kein Dämon. Kein Schwarzes Blut floß in seinen Adern. Er war nach wie vor ein Mensch.
    Vielleicht würde der Dämon ihn einfach töten, oder ihn versklaven, zu seinem Diener machen.
    Und dann war da auch noch Zamorra, der über kurz oder lang hier auftauchen würde.
    Noch befand sich Wang Lee in Ansi. Dorthin war er gegangen, als er die sieben Kreise der Hölle verließ. Es war die am nächsten gelegene menschliche Ansiedlung auf dem Weg nach Ghet-Scheng.
    Wang mußte sicher sein, daß er nicht überraschend angegriffen wurde, wenn er nach Ghet-Scheng heimkehrte. Heim in die Ruinen, die längst der Sand der Wüste überdeckt haben mußte, an deren Rand sie erbaut worden waren.
    Er mußte seinen Vorstoß sorgfältig vorbereiten. Und er verließ sich stets lieber auf die Methoden der Menschen, als auf die der Dämonen.
    Als die Nacht kam, kehrte Wang Lee Chan in die Stadt zurück, in sein Hotelzimmer. Der Tag würde Entscheidungen bringen.
    ***
    Als der Morgen über dem Reich der Mitte graute, fühlte sich Zamorra recht unausgeschlafen. Es war nicht unbedingt seine Zeit, und er war erst sehr spät eingeschlafen, nachdem er die drei Zimmer noch einmal besonders abgesichert hatte. Aus der Barriere hatte er eine magische Falle gemacht. Wenn die dämonische Kraft wieder zuschlug, würde sie festgehalten werden. Zamorra hoffte, sie dann identifizieren zu können.
    Aber in dieser Nacht war nichts geschehen.
    Erst als er die Tür öffnete, sah er, daß das nicht ganz stimmte. An der Tür klebte eine schleimige, stinkende Schicht. Als er sie mit dem Amulett berührte, zerfiel sie in Staub, ohne ihre Herkunft zu verraten.
    Wiederum hatte etwas versucht, ins Zimmer einzudringen, und war von der Barriere festgehalten und vernichtet worden.
    Es gab keine Spur.
    So packten sie ihre Sachen, ließen sich mit einem Taxi zum abgeschirmten Gelände jener Firma bringen, die den Hubschrauber stellte, und Zamorra mußte den Taxifahrer schon mit einem gehörigen Trinkgeld versöhnen, weil der über seinen fast nächtlichen Einsatz nicht gerade erfreut war. Offenbar legte er keinen großen Wert darauf, Geld mit »Sonderfahrten« zu verdienen, lehnte

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