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0365 - Im Spiegel sah sie ihren Mörder

0365 - Im Spiegel sah sie ihren Mörder

Titel: 0365 - Im Spiegel sah sie ihren Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Spiegel sah sie ihren Mörder
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ein Nachtvogel über den Wagen, und der klatschende Flügelschlag ließ uns erschreckt zusammenfahren.
    Wanda Frazer atmete gepreßt.
    »Sie brauchen keine Angst zu haben«, sagte ich. Aber es klang nicht sehr tröstlich, und die Frau schwieg.
    Nach einer Weile flüsterte ich:
    »Wahrscheinlich sitzt er irgendwo und beobachtet den Wagen. Vielleicht hat der Kerl ein Nachtglas. Er ist mißtrauisch wie ein geprügelter Dobermann. Wir müssen ihn locken. Steigen Sie aus und gehen Sie langsam um den Wagen. Aber entfernen Sie sich nicht!«
    Die Frau zögerte einen Moment. Dann hörte ich, wie sie die Tür aufklinkte und sich ins Freie schwang. Leise fiel der Schlag zu.
    Ich schob die Nase über die Vorderlehne. Ich konnte es riskieren, denn im Innern des Fahrzeuges war es stockdunkel, und Wanda Frazer hatte nur die Standlichter eingeschaltet.
    Wir befanden uns nur wenige Yard von dem niedrigen Holzzaun entfernt, der die »Strandhütte« umgab. -Eine Garage war nicht zu sehen.
    Ich ließ den Blick in die Runde gehen, während die Frau vorn beim Kühler stehenblieb.
    Der Waldrand war etwa hundertfünfzig Yard entfernt. Dort irgendwo oder hinter dem Haus oder auf dem Wasser konnte Butch Wilker stecken. Bis zu dem flachen Sandstrand der Bay waren es nur wenige Wagenlängen.
    Wanda Frazer umrundete das Fahrzeug. Sie ging langsam, hielt die Schultern gebeugt und schien so müde zu sein wie nach vielen durchwachten Nächten. Sie spähte zum Waldrand. Dreimal trottete sie um den Cadillac, dann stieg sie wieder hinter das Steuer und zog die Tür zu.
    »Was soll ich jetzt tun, Mister Cotton? Ob er überhaupt hier ist?«
    »Ich weiß es nicht. Aber ich nehme es an, denn was für einen Grund sollte er sonst haben, Sie hier herumfahren' zu lassen?«
    Sie schwieg.
    »Hat er gesagt, daß Sie zur Hütte kommen sollen, oder hat er gesagt, daß Sie in die Hütte kommen sollen?«
    »Z u r Hütte. — Ob er etwas gemerkt hat?«
    »Unmöglich.«
    »Soll ich mal aussteigen und, zum Haus gehen?«
    »Ist es abgeschlossen?«
    »Natürlich.« , »Den Schlüssel haben Sie mit?«
    »Nein. Ich… ich war so aufgeregt, daß ich an den Schlüssel gar nicht gedacht habe. Aber vielleicht hat der Mann die Tür oder ein Fenster aufgebrochen.«
    »Das müßte erst während der letzten Stunden geschehen sein. Dehn bei Tageslicht waren meine Kollegen hier und haben alles abgesucht. Auch Ihre ,Strandhütte‘ wurde in Augenschein genommen. Es war alles in Ordnung.« Plötzlich zuckte die Frau zusammen. Ich sah es nicht, aber ich spürte eine heftige Bewegung am Polster ihres Sitzes.
    »Was ist?« zischte ich.
    »Hier war eben ein Geräusch. Ganz in der Nähe.«
    Ich hielt den Atem an und schob die Rechte an den Kolben der 38er. Ich konnte nichts vernehmen.
    »Hören Sie noch etwas?«
    »Nein, jetzt nicht mehr. Aber mir war, als trete jemand auf bröckligen Sand.«
    »Sehen Sie was?«
    »Nein.«
    Ich lauschte noch ein paar Augenblicke angestrengt, dann wagte ich es wieder, normal zu atmen.
    »Ich werde mal zum Haus gehen, Mister Cotton«
    »Das ist zu gefährlich für Sie Wenn etwas passiert, bin ich nicht schnell genug bei Ihnen,«
    »Ich mache es trotzdem.«
    »Das lasse ich nicht zu. Es…«
    Ich vollendete den Satz nicht, denn in diesem Augenblick schienen Wanda Fräzer die Nerven zu versagen. Blitzschnell stieß die Frau die Tür auf, sprang ins Freie und lief dann wie von Furien gehetzt davon Ich vernahm das Kläcken ihrer Absätze, wenn sie auf Steine trat. Ich richtete mich auf. Die Frau stieg- gerade über den Zaun. Erst jetzt wurde mir bewußt, daß sie eine lange, weiße Hose und einen hellen Pullover trug Die Gestalt war in der Dunkelheit so gut zu erkennen, als hätte man sie mit Leuchtfarbe angepinselt.
    Was sollte ich tun? Warten? Der Frau folgen?
    Gedankenschnell wog ich die Chancen ab und kam zu dem Ergebnis, daß es für Peggv und ihre Mutter gefahrloser war, wenn ich mich nicht zeigte.
    Die Frau hatte jetzt das Haus erreich! Sie blieb vor der stabil wirkenden Holztür stehen und probierte die Klinke. Die Tür war verschlossen. Ich merkte, daß die Frau zögerte. Dann gab sie sich einen Ruck und ging an der Längswand entlang. Sie prüfte die Jalousien vor den Fenstern und verschwand dann aus meinem Blickfeld. Ein paar Augenblicke später kam sie auf der anderen Seite des Hauses wieder zum Vorschein Sie ging jetzt langsamer, blieb stehen, drehte sich zur Seite, strich sich mit den Händen über die Hüften, zauderte noch einen Moment und kam

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