0365 - Im Spiegel sah sie ihren Mörder
schließlich zum Wagen zurück.
Sie stieg ein. Sie war so aufgeregt, daß ihr Atem wie gehetzt zitterte.
»Es ist alles verschlossen, und ich habe niemanden gesehen.«
»Sie waren sehr unvorsichtig.«
»Ach, mir ist jetzt alles egal. Ohne Emmett und Peggy hat das Leben keinen Reiz mehr für mich,«
Sie trommelte mit den Fingerspitzen auf das Armaturenbrett
»Ich glaube, Missis Frazer, es hat keinen Sinn mehr, daß wir hier warten, Wilker kommt bestimmt nicht mehr. Ich möchte bloß wissen, warum er Sie hierher bestellt hat,«
»Bitte, geben Sie mir eine Zigarette.« Ich langte die Packung aus der Tasche und reichte sie nach vorn.
»Ich bleibe lieber noch in meinem Versteck«, sagte ich, »denn möglicherweise wollte Sie der Kerl nur auf die Probe stellen, und er sitzt jetzt irgendwo und beobachtet den Wagen. Vielleicht sollte das ganze Theater eine Art Generalprobe für die Geldübergabe sein.«
»Ja.« Sie zündete sich eine Zigarette an. »Ich habe immerzu das unheimliche Gefühl, daß wir beobachtet werden.«
Ich sagte nichts, und sie ließ den Motor an, und dann fuhren wir langsam zurück. Nach zehn Minuten wagte ich es, mich auf den Rücksitz zu setzen. Wir erreichten die Stelle, wo ich meinen Jaguar zurückgelassen hatte.
Ich stieg aus und verabschiedete mich von der Frau. Sie schien am Ende ihrer Kraft zu sein. Ich ging zu meinem Flitzer, und sie fuhr zurück nach Seldon.
***
Die Überprüfung des Gärtners Chas Ronson ergab nichts Verdächtiges. Und auch das Verhör des Sekretärs Jack Metzky, der am nächsten Morgen zurückkam, brachte uns nicht weiter. Beide hatten unantastbare Alibis, und nichts deutete darauf hin, daß einer der beiden mit Butch Wilker gemeinsame Sache gemacht hatte.
Aber etwas anderes war geschehen, das mich fast vom Stuhl riß, als ich davon hörte.
Cliff Wilker hatte gestern — etwa bei Anbruch der Dunkelheit — mit seinem grünen Chevrolet die Hundeiarm verlassen und war die ganze Nacht weggeblieben. Zwar hatten die Kollegen, die auch des Nachts das Anwesen mit Ferngläsern beobachteten, versucht, dem Hundezüchter auf den Fersen zu bleiben. Aber kurz hinter Peconic war er ihnen entwischt.
»Es sieht fast so aus, als ob der Kerl in der Sache mit drin hängt«, sagte ich zu Phil, »andererseits kann ich mir nicht vorstellen, daß sich jemand so blöde benimmt und ausgerechnet zu dem Zeitpunkt in der Gegend herumgondelt, zu dem der Erpresser Wanda Frazer zur ,Strandhütte bestellt. Cliff Walker muß sich doch denken, daß wir ihn beschatten. Wenn er für die vergangene Nacht kein hieb- und stichfestes Alibi hat, dann sieht es schlecht für ihn aus.«
»Fragen wir ihn«, meinte Phil.
»'rin in die Kartoffeln, 'raus aus den Kartoffeln«, stöhnte ich, »mir schwillt schon der Kamm, wenn ich das Wort ›Hundefarm‹ höre.«
***
An der Stelle, wo die holprige Straße in das Tal der Hundefarm mündet, machten wir halt. Phil bediente das Sprechfunkgerät und bekam Verbindung mit Cliff Wilkers Beschattern. Die Kollegen verfügten über ein Walkie-Talkie, ein tragbares Sprechfunkgerät, und hatten sich am Talhang häuslich eingerichtet.
Ihren Wagen hatten sie abseits der Straße auf einem Feldweg hinter niedrigen Büschen versteckt.
Phil sprach fünf Minuten mit den Kollegen, dann waren wir über die Geschehnisse gepau orientiert.
Nach seiner Rückkehr im Morgengrauen war Cliff Wilker mit dem Chevrolet in einen der Schuppen gefahren, der als Garage diente. Darm war der Hundezüchter in das Wohnhaus gegangen und hatte sich seitdem nicht blicken lassen. Sein Gehilfe ‘Simon Nadler aber war gegen halb acht mit einem Fahrrad in Richtung Peconic geradelt — wahrscheinlich, von Einkäufe zu machen Er hatte die große, deutsche Dogge mitgenommen, die ich bei meinen Besuchen auf der Hundefarm schon bewundert hatte.
Jetzt war es fast 11 Uhr, und Wilker schien noch zu schlafen. Nadler war bislang nicht zurückgekehrt, »Schmeißen wir ihn aus dem Bett!« meinte Phil.
Wir fuhren durch das Tal.
An diesem Tage war die Luft diesig Man konnte nicht sonderlich weit sehen.
Die Hunde bellten, als wir zwischen den Zwingern entlangfuhren. Im Wohnhaus blielj alles ruhig.
Ich klopfte an die Haustür. Als sieh nichts rührte, trommelte ich mit der Faust dagegen, »Der Kerl hat einen gesunden Schlaf«, meinte Phil, Ich legte die Hand auf die Klinke und stellte fest, daß die Tür unverschlossen war.
Ich stieß sie halb auf und rief; »Wilker, wo stecken Sie?«
Die einzige Antwort war
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