0366 - Das Todeslied der Testpiloten

haben, den ich in der Eile übersehen hatte.
    Also zurück.
    Diesmal gönnte ich dem Motor und den Reifen etwas Ruhe. Wie ein spanischer Eselskarren zockelte ich dahin, um alles genau beobachten zu können.
    Etwa zwei Meilen vor mir lag der Wald.
    Da entdeckte ich plötzlich einen schmalen Einschnitt in einer sich lang hinziehenden Buschgruppe. Das mußte ein Weg sein. Ich beschloß, ihn zu untersuchen.
    Ich fuhr ein Stück weiter und parkte dann meinen Mercury. Mit ihm in den Weg hineinzufahren, wagte ich nicht. Ich hatte keine Stahlmatten und keine Schaufel dabei. Und schon mancher hatte sich im Wüstensand rettungslos festgefahren.
    Ich nahm meine Taschenlampe mit und bog auf den schmalen Weg ein, der leicht anstieg.
    Plötzlich mündete der Pfad in eine runde Fläche, in deren Mitte ein meterhoher kugeliger Kaktus stand.
    Ich drückte die Lampe an und leuchtete herum.
    Ein Wagen startete. Ich starrte in die Dunkelheit. Unweit der hohen Kaktee glaubte ich, den Umriß eines Wagens erkannt zu haben.
    In diesem Augenblick knallte ein Schuß!
    Ich warf mich zu Boden und rollte mich hinter eine Agave in Deckung.
    Grelles Licht zerschnitt die Nacht und blendete meine Augen.
    Der Wagen schoß mit heulendem Motor auf die Stelle zu, wo ich lag.
    Er wird dich überfahren, hämmerte es in meinem Kopf.
    Ich riß die Automatic aus der Halfter.
    Der Wagen schwenkte dicht vor mir ein und raste den Weg hinunter. Sand spritzte in mein Gesicht.
    Ich sprang auf und schoß auf die Reifen, aber ohne Erfolg. Der Ford drehte auf die Straße ein.
    Wie ein junger Hase auf der Treibjagd lief ich hinter ihm her.
    Auf der Straße fielen schnell hintereinander zwei, drei Schüsse. Dann schwoll das Heulen des Motors an.
    Keuchend gelangte ich an meinen Wagen und sprang hinein. Ich startete und fuhr an.
    Da war mir klar, warum Lawford in der Nacht Schützenfest gespielt hatte. Mein Mercury schwankte und wogte wie ein Kamel in der Wüste.
    Ich hielt an und stieg aus. Die beiden hinteren Reifen waren platt.
    Zerschossen!
    Ich ärgerte mich und war wütend, daß mir Lawford entkommen war und mir auch noch den Streich mit dem Wagen gespielt hatte.
    Von Lawfords Wagen war nichts zu sehen.
    Mir blieb nur ein Trost: ich kannte seine Nummer! Doch vielleicht nützte das nicht viel. Das Auto konnte gestohlen sein oder die Nummer falsch!
    Einen der Reifen wechselte ich aus. Dann fuhr ich langsam zurück.
    Am Eingang zur Stadt fuhr ich auf den Hof einer Werkstatt, die hell beleuchtet war. Dort wurden Tag und Nacht nicht nur Benzin und Öl verkauft, sondern auch Reifen gewechselt.
    Enttäuscht kam ich im FBI-Hauptquartier an.
    Ein Kollege, Ralph Cool, informierte mich darüber, daß Hunter auf dem Weg nach Las Vegas war.
    Ich erzählte ihm, was ich mit Lawford erlebt hatte. Cools erste Reaktion war ein Fahndungsbefehl nach dem himmelblauen Ford und dem Mann, der darin saß. Die Meldung ging sofort an alle Polizeistationen und Streifenwagen hinaus.
    Dann rief ich Phil in Muroc an.
    Ich mußte ihn wohl aus dem schönsten Traum gerissen haben.
    »Was ist los, Jerry?« brummte er schlechtgelaunt.
    »Ich wollte nur mal fragen, wie es dir geht, Phil?«
    »Und deshalb weckst du mich auf?« knurrte er. »Ist aber gut, daß du mich anrufst. Ich habe Neuigkeiten für dich.« Er teilte mir mit, was ihm Dr. Stan Martin am Spätnachmittag gesagt hatte.
    »Was?« rief ich aufgekratzt ins Telefon. Phils Bericht elektrisierte mich.
    »Das Zentrum der Explosion befand sich im Cockpit?«
    »Ja. Was ist da Besonderes dran?«
    »Phil, ich komme sofort zurück!«
    »Warum hast du es plötzlich so eilig?«
    »Ich weiß, wer das Testflugzeug samt Piloten in die Luft gejagt hat!«
    ***
    »Ich bin gespannt«, gähnte Phil.
    Dabei sah er gar nicht nach Spannung aus. Er machte den Eindruck, als wäre er am liebsten wieder ins Bett zurückgegangen.
    Ich zog die Jalousie hoch. Über der Wüste zog der neue Tag grau herauf.
    »Na los, Jerry«, drängte Phil, »komm zur Sache.«
    »Beginnen wir bei Dr. Stan Martin«, begann ich. »Er, sein Assistent Eddie Shore und seine Helfer haben das Flugzeug eingehend kontrolliert.«
    »Und nicht die Spur einer Bombe gefunden«, sagte Phil.
    »Richtig. Danach stieg der Pilot ein, rollte los und startete. Wir haben dabei genau aufgepaßt.«
    »Natürlich, von Halle 4 bis zur Explosion hat sich niemand mehr an der Maschine zu schaffen gemacht.«
    »Und dennoch ist sie explodiert.« Ich machte eine Pause. »Hat es noch nicht geklingelt, Phil?«
    Er